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07.11.2022 – Zwei Tage Phnom Penh

Veröffentlicht: 07.11.2022

Willkommen in Kambodscha! Nach einer knappen Stunde Flug bin ich am späten Samstagnachmittag in Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha, gelandet. Phnom Penh wurde mir dabei mehr oder weniger vorgegeben, da es die einzige Stadt des Landes ist, die über eine Anbindung an den internationalen Luftverkehr verfügt. Zudem eignet sie sich gut als Ausgangspunkt für eine Rundtour durch Kambodscha.

Die ersten Schritte auf kambodschanischem Boden waren etwas aufregend, da ich zum ersten Mal im Vorfeld kein Visum beantragt hatte. „Klappt alles?“, „Schicken sie mich wieder zurück?“, „Wie lange dauert das Prozedere?“ waren alles Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, als ich aus dem Flugzeug stieg. Die Horrorstorys, die ich im Vorfeld über das Visum on Arrival gehört hatte (Wartezeiten von bis zu zwei Stunden) machten es nicht unbedingt einfacher. Doch siehe da, es dauerte keine 20 Minuten, da spazierte ich mit Visum und Gepäck aus dem Flughafen heraus – so einfach kann es manchmal sein.

Landestypisch ging es dann mit dem TukTuk, das Pendant zum vietnamesischen Moped, zum Hostel, wo ich mich für zwei Nächte eingebucht hatte. Man könnte jetzt denken, dass ich am nächsten Morgen erst einmal ausgeschlafen habe und ganz entspannt in den Tag gestartet bin, doch weit gefehlt. Da ich für Kambodscha insgesamt nur maximal 2,5 Wochen eingeplant habe und es eine ganze Menge zu entdecken gibt, wollte ich auch nicht mehr als 2 Nächte in Phnom Penh verbringen. Dementsprechend klingelte um 7 Uhr der Wecker und ich machte mich auf zum einem der unzähligen Märkte hier, um mir mein Frühstück zu organisieren. Anschließend ging es dann weiter zu meinem ersten Halt – und dieser sollte es direkt in sich haben.

Kambodscha blickt auf eine bewegende Vergangenheit zurück. Keine 50 Jahre ist es her, als die Roten Khmer unter der Führung von Pol Pot, die Volksrepublik Demokratisches Kamputschea ausriefen und ein radikal-kommunistisches System einführten. Die neue Regierung unterschied dabei zwischen der „alten“ und der „neuen“ Bevölkerung. Das „neue Volk“, die Stadtbevölkerung wurde zum Klassenfeind erklärt, der die ländliche Bevölkerung ausbeutete. Zur Umsetzung ihrer Politik ließen die Roten Khmer alle Städte räumen und zwangen die Bevölkerung zur Landarbeit. Keine zwei Tage dauerte es beispielsweise, bis die Hauptstadt Phnom Penh menschenleer war. Kurz zur Einordnung, Phnom Penh hatte damals zwei Millionen Einwohner, ungefähr so viele wie Hamburg heute. Es sollte jedoch noch schlimmer, sogar viel schlimmer kommen. Jegliche Form der Religionsausübung und des Privatbesitzes wurden verboten, das Geld als Zahlungsmittel abgeschafft. Schulen, Betriebe und kulturelle Einrichtungen wurden zerstört und ethnische Minderheiten verfolgt. Das Regime ließ fast die gesamte intellektuelle Elite des Landes ermorden. Als intellektuell galten dabei schon Menschen, die lesen konnten oder eine Brille trugen. 1,7 Mio. Kambodschaner starben in den dreieinhalb Jahren der Herrschaft der Roten Khmer – ein Grund, weshalb die Bevölkerung v on Kambodscha heute ein Durchschnittsalter von 26,5 Jahren ausweist.

Heute erinnern in Phnom Penh zwei zentrale Orte an die dunkle Vergangenheit des Landes – einmal Tuol Sleng, auch bekannt als Gefängnis S-21, und die Killing Fields.

Da das Gefängnis in unmittelbarer Nähe zu meinem Hostel lag, habe mich entschieden, dort meinen ersten Stopp einzulegen. Zwischen 1975 und 1979 wurden hier rund 18.000 Menschen gefangen gehalten und zuteilen auch unter schlimmsten Bedingungen gefoltert. Fast ironisch, dass es sich bei dem Komplex um ein ehemaliges Gymnasium handelte, das kurzerhand umfunktioniert wurde. Mit einem Audioguide ausgestattet schaute ich mir das Gelände und die Räumlichkeiten an. An vielen Stellen erinnern Porträts von Gefangenen und Teile der Einrichtung an die damaligen Geschehnisse.

Im Anschluss an das Gefängnis ging es dann weiter zu dem Ort, an den auch ein Großteil der Insassen nach wenigen Tagen gebracht wurde. Wer die Torturen im Gefängnis überlebte, wurde zu einem Gelände außerhalb der Stadt gebracht, das heute als die Killing Fields von Choeung Ek bekannt ist. Männer, Frauen und Kinder, das Regime machte vor niemandem halt. Fast 18.000 Menschen starben hier und wurden in 129 Massengräbern verscharrt. 43 Massengräber sind bis heute unberührt, während die sterblichen Überreste von 8.985 Opfern 1980 exhumiert wurden. Der Weg über das Gelände führt an ausgehobenen Massengräbern vorbei und man sieht immer wieder Hügel von noch bestehenden Gräbern. Trauriger Höhepunkt ist eine Stupa, in der über 8000 Schädel, nach Geschlechtern geordnet, hinter durchsichtigen Glasscheiben aufgebahrt sind. Und als wenn der Anblick nicht schon schlimm genug wäre, kommt es immer wieder vor, dass Überreste der Opfer durch Regen freigespült werden. So war es auch bei meinem Besuch. Da es am Vortag stark geregnet hatte, tauchten neben den Wegen vereinzelt Kleidungsstücke im Erdboden auf. Wie uns der Guide erzählte, werden diese regelmäßig von den Verantwortlichen eingesammelt und archiviert.

Ich habe lange überlegt, was ich neben den Fakten zum Besuch des Gefängnisses und der Killing Fields sagen kann. Am Ende ist es aber einfach so, dass ich keine Worte dafür habe, was man dort zu sehen bekommt. Es ist unbegreiflich und wenn man es nicht mit eigenen Augen sehen würde, könnte man es nicht glauben.

Der ursprüngliche Plan am nächsten Tag den Königspalast zu besichtigen, scheiterte leider an den gegenwärtigen Renovierungsarbeiten. Folglich wurde die freie Zeit dann für die weitere Reiseplanung genutzt, bevor es dann am Montagabend in Richtung Siem Reap weiterging. 

Anmerkung: An vielen Stellen war es nicht erlaubt, Bilder zu machen und oft schien es mir unpassend. Als diesem Grund gibt es dieses Mal nicht so viele Bilder zu sehen.

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