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11.06.2023 – Fünf Tage Off-Road-Abenteuer

Veröffentlicht: 22.06.2023

Kürzlich erreichte mich eine Whatsapp-Nachricht von Mama mit dem Text „Ist das die Insel, wo ihr seid?“ und einem angehangenen Zeitungsartikel mit der Überschrift „Warum Fraser Island wieder K’gari heißt“. Tatsächlich waren wir genau in diesem Moment auf besagter Insel. Womit wir auch schon beim Thema dieses Blogbeitrags wären. Aber fangen wir vorne an. Nach unserem Surfkurs in Noosa haben wir Marlena und Julian getroffen, die ich beide im Hostel in Melbourne kennengelernt habe. Durch Zufall hat es sich ergeben, dass sowohl Marlena und Julian als auch wir zur gleichen Zeit den Plan hatten, Fraser Island zu erkunden. Da die beiden mit dem Bus unterwegs sind und wir mit einem für Fraser Island wie gemachten Allrad-Auto reisen, haben wir uns zusammengetan. Für knappe fünf Tage wollten wir zu viert einen Roadtrip über die größte Sandinsel der Welt machen. Vor dem Start gab es aber noch einiges zu organisieren, weshalb wir uns in Noosa getroffen haben. Wir wohnten ja bereits dort auf einem Campingplatz, sodass Marlena und Julian ihr kleines Zelt einfach neben uns aufstellen konnten. Route planen, einkaufen, tanken, eine neue Ausgabe Auto-Tetris spielen und vieles mehr – all diese Dinge standen bis zur Abfahrt auf der To-Do-Liste. Nachdem alle Punkte abgearbeitet waren, konnte es auch schon losgehen. Früh morgens brachen wir unsere Zelte in Noosa ab, um ins etwa zwei Stunden entfernte Rainbow Beach zu fahren, von wo aus uns die Fähre direkt auf den Sandstrand von Fraser Island gebracht hat. Wer sich hier jetzt einen großen Fähranleger vorstellt, den muss ich enttäuschen. Tatsächlich hält die Fähre wirklich direkt im Sand, sodass das Abenteuer unmittelbar nach der Ankunft beginnt. Im Vorfeld hatten wir natürlich schon den Reifendruck gesenkt, sodass es direkt losgehen konnte. Allzu viel Zeit durften wir auch nicht verlieren, denn Teile der ersten Etappe führten über den Strand-Highway, der nur in den Stunden vor- und nach der Ebbe passierbar ist. Lange ging es aber nicht am Strand entlang, nach kurzer Zeit bogen wir ins Landesinnere ab, wo es dann wirklich abenteuerlich wurde. Im Schneckentempo (teils nicht mehr als fünf km/h) fuhren wir über die von Baumwurzeln, Ästen, Felsbrocken, Wasser- und Schlaglöchern durchzogenen Sandwege. Nicht nur uns stand an vielen Stellen der Schweiß auf der Stirn, auch das Auto musste Schwerstarbeit leisten. Nach gut vier Stunden Fahrt und sage und schreibe ganzen 65 zurückgelegten Kilometern, was einem Durchschnittstempo von 16 km/h entspricht, sind wir an unserem ersten Campground angekommen. Für die erste Nacht hatten wir uns für einen eingezäunten Spot mitten im Busch entschieden. Warum der Campingplatz eingezäunt war, dazu komme ich an späterer Stelle. Alle Zelte aufgebaut und eine Erkundungstour absolviert, wurde es auch schon dunkel und der Hunger nach den ganzen Strapazen war groß. Und was gibt besseres um vier hungrige Mäuler zu stopfen als ein Kilo Nudeln und noch einmal die gleiche Menge Linsenbolognese?

Rund zehn Stunden und mehrere kräftige Regenschauer später ging die wilde Fahrt auch schon weiter. Glücklicherweise hatte das Wetter Erbarmen mit uns, sodass es nur noch anfänglich regnete. Kurz nach dem Aufbruch klarte sich der Himmel auf und die Sonne zeigte sich zum ersten Mal. Unser erster Stopp am zweiten Tag sollte der Lake McKenzie seid. Der See ist bekannt dafür, dass er sich rein aus Regenwasser speist, es gibt weder einen Zu- noch einen Abfluss. Durch eine dicke Sandschicht am Boden verliert der Lake McKenzie kein Wasser und ist deshalb das ganze Jahr über gefüllt. Der extrem weiche Sand fungiert wie ein Filter, was dem Wasser seine kristallklare Farbe verleiht. Nach einer kurzen Badesession sollte es aber auch schon weitergehen, der Zeitplan war eng getaktet und wir mussten wieder die Tidezeiten im Blick behalten. Nachdem wir die kritische Passage hinter uns gelassen hatten, steuerten wir direkt auf den zweiten Halt zu, das Maheno Wreck. Das Passagierschiff geriet 1935 vor der Küste von Australien in einen Zyklon und wurde infolgedessen manövrierunfähig an den Strand von Fraser Island gespült. Seitdem verrottet es dort und erhält seine letzte Ehre als beliebte Touristenattraktion. Da unser Campground für die kommende Nacht direkt neben dem Wrack lag, schauten wir es uns nach dem großen Touristenandrang erst abends in aller Ruhe an. Mit der Ruhe sollte es bei der Rückkehr zum Auto dann aber vorbei sein, es folgten ein paar mehr oder weniger erfreuliche tierische Begegnungen. Nach der Rückkehr zum Auto blieben wir noch etwas auf der Düne stehen, um den Sonnenuntergang zu genießen. Dabei entdeckten Julian und Marlena zu unserer Überraschung herumtollende Wale. Aktuell ziehen Tausende Buckelwale von Süd nach Nord vorbei an der australischen Ostküste – ein magisches Schauspiel, mit dem wir absolut nicht gerechnet haben. Fasziniert schauten wir diesen riesigen Lebewesen zu, wie sie aus dem Wasser sprangen und mit den Flossen platschten. Unser Whale-Watching wurde dann aber jäh unterbrochen. Etwas überraschend tauchten drei Dingos auf, die zielstrebig auf uns zuhielten. Wer nicht weiß, was ein Dingo ist, hier eine kurze Erklärung. Dingos sind Haushunde, die schon vor Jahrtausenden verwilderten und seitdem völlig unabhängig von Menschen leben. Wer sich mit Fraser Island beschäftigt, kommt nicht an unzähligen Warnhinweisen und Erklärtafeln zum Umgang mit Dingos vorbei. Selbstverständlichen hatten auch wir uns mit dem Thema vertraut gemacht. So soll man den Tieren direkt in die Augen schauen, ihnen nie den Rücken zu kehren und auf keinen Fall hektische Bewegungen machen. Soweit so gut. Die Dingos kamen also auf uns zu, wir haben ihnen lehrbuchmäßig in die Augen geschaut und sind langsam von der Düne zu unserem Auto zurückgegangen. Sonderlich beeindruckt hat dies die Dingos allerdings nicht, denn diese folgten uns einfach. Ein weiterer Vorsichtshinweis ist, dass man keine Schüsseln oder Behältnisse mit Lebensmitteln draußen stehen lassen sollte. Und hier kommen wir nun zur Erklärung, weshalb manche Campingspots auf der Insel eingezäunt sind. Nach der Ankunft am Nachmittag hatten wir schon die Kisten mit dem Kochgeschirr zur Zubereitung des Abendessens draußen bereitgestellt und diese weckten natürlich das Interesse der Dingos. Weil wir uns gar nicht mehr zu helfen wussten und auch eine große Menge Respekt hatten, machten wir den Fehler, uns ins Auto zu verkriechen und den Dingos das Feld zu überlassen. Diese nutzen die Chance natürlich direkt, um in unserem Beisein die Kiste auseinanderzunehmen und das darin enthaltene Kochgeschirr genüsslich abzuschlecken. Vergessen möchte ich auch nicht zu erwähnen, dass sie die kostbare faltbare Tupperdose von Marlena in ihre Einzelteile zerlegten. Irgendwann hatten sich die Dingos dann genug ausgetobt und räumten das Feld. Der weitere Verlauf des Abends gestaltete sich dann wie folgt: Julian und ich standen mit Stöcken bewaffnet Wache, Helene und Marlena kochten im Auto, immer bereit die Türen zu schließen. Selbstredend wurde auch im Auto gegessen. Als wir uns mit gesättigtem Bauch gerade vom Dingo-Schock erholt hatten, folgte der zweite Streich. Ich öffnete die Beifahrertür, woraufhin ich von einer knapp ein Meter langen schwarzen Schlange angeschaut wurde. Das Dschungelcamp war perfekt. Da Marlena und Julian nach all den tierischen Begegnungen an diesem Abend die Lust auf eine Nacht im Zelt auf dem Boden vergangenen war, funktionierten wir kurzerhand die Rücksitzbank und den Beifahrersitz zu Schlafplätzen um. Die Nacht verlief dann aber ruhig, am nächsten Morgen war weder etwas von Dingos noch von Schlangen zu sehen. Wir packten also in aller Ruhe unsere Sachen ein und machten uns auf zum nächsten Programmpunkt. Auf dem Weg dorthin entlang am Strand wurde natürlich keine Gelegenheit ausgelassen, um den Blick aufs Meer zu richten und den Walen zu zuschauen. Nach all dem Stress brauchten wir dringend eine Abkühlung, da kamen die Champagne Pools natürlich wie gerufen. Die natürlichen Schwimmbecken sind direkt am Meer und werden von Felsen umringt, weshalb sie der einzige Ort auf der Insel sind, wo man sicher baden kann. An allen anderen Stellen wird vor Strömungen, Krokodilen, Haien etc. gewarnt. Hier verbrachten wir fast den gesamten Nachmittag. Erst gegen frühen Abend setzten wir uns wieder ins Auto, um zum nächsten Campingspot zu fahren. Nach den Erfahrungen der letzten Nacht waren wir drauf und dran, wieder einen eingezäunten Stellplatz für unser Auto anzufahren. Da wir uns aber noch ein paar Tipps von einer Einheimischen geholt hatten und die Lust auf Aufwachen mit Meerblick zu groß war, entschieden wir uns für den Strand-Campingspot. Und das war die richtige Entscheidung, wir bekamen zwar Dingo-Besuch, diese blieben allerdings auf Abstand, als wir ihnen mit großen Stöcken bewaffnet entschlossen entgegentraten. So verbrachten wir einen wunderschönen, entspannten Abend mit einer mediterranen Gnoccipfanne und Wein.

Und dann war er auch schon da, der letzte Tage auf Fraser Island. Weil wir uns in den vergangenen Tagen ausschließlich Richtung Norden orientiert hatten, mussten wir eine relativ große Strecke zurücklegen, um am nächsten Morgen nicht mehr allzu viele Kilometer vor der Brust zu haben. Das hinderte uns allerdings nicht daran, noch einmal ein Bad in den Champagne Pools zu nehmen und Wale zu beobachten. Ansonsten verbrachten wir tatsächlich sehr viel Zeit im Auto. Den letzten Campground erreichten wir aufgrund der späten Ebbe erst im Dunkeln. Trotzdem fanden wir ein nettes Plätzchen mit Meerblick, wo wir das Abenteuer bei einer letzten gemeinsamen Mahlzeit ausklingen ließen. Am nächsten Morgen brachen wir schon um halb 8 auf, da uns die Gezeiten sonst erst um 18 Uhr abends zur Fähre durchgelassen hätten. Auf Asphalt und mit aufgepumpten Rädern setzten wir Marlena und Julian wieder in Rainbow Beach ab und setzten unsere Fahrt in Richtung Norden fort. Rückblickend war der Trip nach K’gari ein absolutes Highlight. 

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