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06.06.2023 – Entlang der Ostküste: Sydney bis Noosa

Veröffentlicht: 18.06.2023

Das Auto vollgetankt, die Lebensmittel für eine Woche in der Wildnis verstaut und die Vorfreude auf den Beginn unseres Roadtrips entlang der Ostküste war groß. Wir setzten uns also früh morgens ins Auto, um unser erstes Ziel, die Blue Mountains, noch bei Tageslicht zu erreichen. Da die Strecke nur rund 200 Kilometer betrug, waren wir guter Dinge, dass wir unseren ersten Campingspot gegen frühen Nachmittag erreichten. Doch wie das manchmal so ist, kommen die Dinge ersten anders und zweitens als man denkt. Als wir das Auto starten wollten, ging dieses sofort wieder aus. Zweiter Versuch: gleiches Problem. Nach drei weiteren Versuchen lief der Motor dann endlich. Da uns nicht so ganz wohl bei dem Gedanken war, dass dieses Problem sich in den Bergen eventuell verschlimmern könnte, haben wir in der Werkstatt angerufen, bei der wir auch schon den Vorkaufs-Check gemacht haben. Im Rahmen des Checks hatte uns der Mechaniker bereits gesagt, dass die Batterie nicht mehr die volle Leistung bringt, weshalb wir gedacht haben, dass die Probleme beim Startvorgang mit hoher Wahrscheinlichkeit mit der Batterie zusammenhängen könnte. Komischerweise trat das Problem nur morgens auf, tagsüber hatten wir keine Probleme. Glücklicherweise hatte die Werkstatt eine passende Batterie vorrätig, sodass wir gegen frühen Nachmittag endlich starten konnten. Unser oberstes Gebot, auf keinen Fall bei Dunkelheit zu fahren, mussten wir trotzdem schon zum Start des Roadtrips brechen. Es ist aber auch schwer, die Dunkelheit zu vermeiden, die Wege in Australien sind in der Regel weit und gegen 17 Uhr geht die Sonne bereits unter. Aller Widrigkeiten zum Trotz haben wir es dann aber doch zu unserem Campingplatz geschafft. Wobei Campingplatz eigentlich das falsche Wort ist, denn dahinter vermutet man einen Ort mit einer gewissen Infrastruktur. Der Platz, den wir uns für die erste Nacht ausgesucht hatten, zeichnete sich durch eine Bretterhütte mit Plumpsklo und ein paar umherliegenden Parkplätzen aus. Wir wollten Natur und Abenteuer, wir bekamen Natur und Abenteuer. Nachdem wir das Dachzelt und Campingtisch- sowie Stühle aufgebaut hatten, begannen wir auch schon mit der Zubereitung der ersten Mahlzeit, einem leckeren Kichererbsencurry – köstlich. Danach haben wir noch schnell den Abwasch gemacht, wobei Katzenwäsche es besser trifft. Wir sind mit einem 20-Liter-Wassertank unterwegs, aus dem wir unser Koch- und Spülwasser beziehen. Da dieser aber eine Zeit lang halten muss, wird das Wasser stark dosiert eingesetzt. So saßen wir dann neben unserem Auto, rundherum die dunkelste Dunkelheit, die ich bisher in der Natur erlebt habe. Bei jedem Geräusch in den angrenzenden Büschen sind wir zusammengezuckt. (Ob man sich daran gewöhnen wird? Kleiner Forecast: NEIN!). Das Thermometer war mittlerweile auf gefühlte minus zehn Grad gesunken, tatsächlich waren es null und ja, wir sind wirklich noch in Australien und nicht im Himalaya. Wir verzogen uns also schnell in unser Dachzelt und bereiteten uns auf die Nacht vor – lange Hose, Pulli, Halstuch und Mütze sollten uns zumindest ein paar warme Stunden bereiten. Viel geholfen hat es allerdings nicht, denn als wir am nächsten Morgen um 6.30 Uhr von den Vögeln geweckt wurden, war uns richtig kalt. Uns blieb also nichts anderes übrig, als aufzustehen und mit Schwung in den Tag zu starten. Wobei der Schwung hauptsächlich dazu da war, den Körper etwas aufzuwärmen. Für den ersten Tag in den Blue Mountains, die übrigens Weltkulturerbe sind, hatten wir uns einen Wandertrack rausgesucht, den Grand-Canyon-Trail. Gebremst wurden unsere Pläne allerdings wieder vom Auto. Trotz neuer Batterie startete unser Pajero nicht so, wie er es eigentlich sollte. Nach zehn Versuchen schafften wir es dann aber und konnten endlich zum Startpunkt unserer Tour aufbrechen. Der Wanderweg führte uns fünf Stunden lang vorbei an magischen Aussichtspunkten, steilen Klippen, atemberaubenden Bäumen und tollen Wasserfällen quer durch eine Schlucht. Schon fast am Ziel angekommen, hatten wir noch eine kleine Premiere – unsere erste Schlangen-Begegnung. Beim munteren Wandern ist Helene fast auf eine Brown Snake draufgetreten. Glücklicherweise war diese schon tot, denn wie uns ein entgegenkommender Australier erzählte, ist ein Biss dieser Schlange tödlich. Und wenn wir schon gerade bei (Tier-)Farben sind. Die Farbe Blau, die der Region den Namen gibt, lässt sich übrigens auf die unzählige Vielfalt der Eukalyptusbäume zurückführen. Die Bäume geben eine Art Öl ab, welches sich wie ein Schleier über die Region legt. Aus der Ferne wirkt es wie ein blauer Nebel. Am Ende standen wir schweißgebadet wieder bei unserem Auto, wobei dies immerhin den Vorteil hatte, dass uns zur Abwechslung mal warm. Der Zustand hielt jedoch nicht sonderlich lange an. Und für die kommende Nacht waren noch kältere Temperaturen angesagt, weshalb wir uns auf dem Rückweg kurzerhand noch mit einer Wärmflasche und einem Wasserkessel eindeckten. Die kalten Temperaturen hinterließen trotzdem ihre Spuren. In der Nacht bekam ich Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen, sodass wir kurzerhand entschieden, das Abenteuer Blue Mountains vorzeitig zu beenden. Am nächsten Morgen packten wir alles zusammen, setzten uns ins Auto und fuhren etwa vier Stunden in nord-östlicher Richtung zurück an die Küste nach Port Stephens. Vom Ort selbst haben wir nicht so viel gesehen, denn zum einen habe ich meine Erkältung auskuriert und zum anderen haben wir es entspannt angehen lassen. Am Ankunftstag sind wir am Birui-Beach über eine riesige Dünenlandschaft spaziert – Seeluft ist immer gut. Ansonsten haben wir die weitere Reise geplant und ein bisschen Auto-Tetris gespielt, was im Grunde genommen nur heißt, dass wir Dinge möglichst platzsparend und effizient von A nach B geräumt haben. Da sich die Start-Probleme auch hier fortsetzen, gar schlimmer wurden, entschieden wir noch, dass wir das Auto bei unserem übernächsten Stopp in Port Macquarie in die Werkstatt bringen wollten. Vorher verbrachten wir aber noch drei wunderschöne Tage im Myall-Lakes-Nationalpark. Dieser hat vor allem eine Sache zu bieten: Ruhe. Der Campground direkt an einem der vielen Seen war wunderschön. Wir standen abseits der anderen Besucher direkt an der Wasserkante. Von hier aus haben wir den Nationalpark erkundet. So ging es beispielsweise durch den Regenwald, über riesige Dünen hin zu einsamen, fast paradiesischen Stränden inklusive eines kurzen Ausflugs in die Kultur der Aborigines. Besonderes Highlight war der Sonnenuntergang über dem See, den wir an jedem Abend bestaunen durften. Fotos sagen in diesem Fall mehr als Worte. Mit einem weinenden Auge verließen wir den Nationalpark, um endlich unser Auto für die kommenden Aufgaben und Herausforderungen fit zu machen. Dies gestaltete sich allerdings schwieriger als erwartet. Aber erst einmal das Positive, mit Darren fanden wir einen auf den ersten Blick sehr kompetenten Mechaniker, bei dem wir auch direkt einen Termin bekamen. Wir gaben also unser Auto ab, um es gründlich durchchecken zu lassen. Am nächsten Morgen bekamen wir die Rückmeldung, dass die kaputten Zündkerzen die Ursache für die anhaltenden Startschwierigkeiten seien. 800 Dollar ärmer sollte es am nächsten Tag mit repariertem Auto weitergehen. Doch am Morgen die Ernüchterung, das Auto ließ uns schon wieder im Stich. Wir also wieder die Werkstatt angerufen und das Auto zurück zu Darren gebracht. Wir beschrieben ihm das Problem noch einmal ganz genau und vereinbarten, dass er mit dem Check bis zum nächsten Morgen wartet, um sich selbst ein Bild vom Startvorgang zu machen. Am nächsten Mittag kam dann endlich ein Anruf, der uns Hoffnung machte. Auch wenn wir aufgrund der ganzen Fachwörter nicht viel verstanden haben, klang es so, als hätte er dieses Mal das Problem wirklich identifiziert. Kleine Randnotiz, Darren hat selbst einen Pajero und konnte uns so ein Ersatzteil aus seinem Auto geben. Obwohl Port Macquirie zwar ganz nett war, saßen wir auf heißen Kohlen. Wir wollten gerne weiterziehen und vereinbarten deshalb mit Darren, dass wir noch einmal zurückkommen würden, sollte das Problem noch einmal auftreten. Glücklich unser Auto und vor allem unser geliebtes Dachzelt wieder zu haben, sind wir in den drei Stunden entfernten Yuraygir-Nationalpark gefahren. Hier verbrachten wir drei volle Tage, wobei wir am ersten Morgen erst einmal noch im Schlafanzug, weil wir es nicht abwarten konnten, das Auto starteten. Und siehe da, es schnurrte wie ein Kätzchen, das ganz sanft am Bauch gestreichelt wird. In dem Moment sind uns einige Steine von der Seele gefallen und wir konnten beschwingt in unser nächstes Outdoor-Abenteuer starten. Erst in die eine, dann in die andere Richtung sind wir Teile des Yuraygir-Coastal-Walks gewandert und haben die vielfältige Küstenlandschaft erkundet. Nach der Schlange in den Blue Mountains gab es dabei auch die zweite tierische Premiere. Abends hoppelten mehrere Kängurus über unseren Campground und beobachteten unsere abendliche Kochsession. Gesellschaft bekamen diese noch von einem Kurznasenbeutler, der jeden Abend durch das angrenzende Gebüsch stromerte und uns dabei regelmäßig erschreckte. Auf einer der Tracks begegneten wir dann auch einer lebenden Schlange, die sich bei ihrem Sonnenbad aber herzlich wenig für uns interessierte.

Nach insgesamt vier Tagen ohne Dusche war es mal wieder Zeit, sodass wir einen kurzen Zwischenstopp in der Hippiestadt Byron Bay einlegten. Hier haben wir uns allerdings nicht so richtig wohlgefühlt, was mitunter aber auch daran lag, dass wir nicht auf einem Campingplatz in der Natur geschlafen haben. Sondern mit einem Caranvanpark mitten in der Stadt leben mussten. Der nächste Stopp war dann wieder mehr nach unserem Geschmack, denn es ging in den Great Sandy Nationalpark in der Nähe von Noosa (Cooloola Coast). Obwohl wir zuerst nur zwei Nächte gebucht hatten, verlängerten wir unseren Aufenthalt schon am ersten Morgen um drei weitere. Unser Spot lag etwas abseits in einer Nische, umringt von Bäumen und es verging kein Tag, ohne das wir mit dem Rauschen des Meeres einschliefen bzw. aufwachten. Neben ein paar Wanderungen beschäftigten wir uns vor allem mit einem Thema: Autofahren am Strand. Dies ist anscheinend ein ganz großes Ding in Australien, denn ständig sieht man irgendwelche Geländewagen, die über den Strand heizen. Fast selbstverständlich, dass wir das auch mal ausprobieren wollten. Zumal wir ein paar Tage später die neu gewonnenen Kenntnisse für einen kleinen Inselausflug nutzen konnten. Dazu aber mehr im nächsten Blogbeitrag. Bleiben wir noch kurz bei unseren ersten Schritten bzw. Reifenumdrehungen am Cooloola Beach. Bevor wir endlich auf Sand durchstarten konnten, stand erst einmal die Theorie auf dem Programm. Wie schaltet man in den Allradmodus, wie viel Luft muss aus den Reifen und wie bedient man den Kompressor, den wir im Kofferraum stehen haben, waren nur die größten Fragen, deren Antworten wir einen Vormittag lang gesucht haben. Nach ein bisschen Recherchearbeit war es dann aber soweit, wir standen mit flauen Reifen und Magen vor dem Strand und waren bereit für die Auffahrt. Schlau wäre es sicherlich auch gewesen, im Vorfeld einen Blick in die Auto-Betriebsanleitung zu werfen. Denn dadurch hätten wir sofort gewusst, wie man die verschiedenen Allrad-Modi nutzt und von einem in den anderen schaltet. Lange Rede, kurzer Sinn, irgendwann haben wir es tatsächlich auf den Strand geschafft. Eine Stunde lang sind wir hoch- und runtergefahren, haben weichen und harten Sand ausprobiert, die verschiedenen Modi getestet und uns ausgiebig auf das kommende Abenteuer vorbereitet. (Mehr dazu gibt es im nächsten Blogbeitrag)

Nach fünf Tagen im Nationalpark ging es zurück in die Stadt und dies aus besonderem Grund: Wir wollten Surfen lernen. Dazu hatten wir uns einen Zwei-Tages-Kurs gebucht. Nach einer kurzen Theorie-Einheit ging es auch schon in die Wellen. Und die waren gar nicht mal so klein. Nach einem kleinen Sturmtief am Vortag fegte der Wind noch immer mit einer netten Brise über den Strand. Dies hinderte uns jedoch nicht, schon nach kurzer Zeit die ersten Erfolge zu feiern. Es dauerte keine zwei Stunden und wir surften die ersten (kleinen) Wellen. Am zweiten Tag feilten wir mit Muskelkater und diversen blauen Flecken weiter an der Technik, bevor unser kleines Surfabenteuer vorerst vorüber war. Für uns beide war aber klar, dass es sicherlich nicht das letzte Mal war, dass wir auf dem Surfbrett standen. 

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