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Waterton Lakes NP

Veröffentlicht: 26.09.2018

Von Canmore nach Waterton sind es etwa 400 km. Das Wetter ist überraschenderweise trocken. Wir nehmen den alten Highway 1A (wie eine Kantonsstrasse) in der Hoffnung mehr zu sehen als auf dem Trans Canada Hwy (Hwy 1). Beim zweiten Warnschild "Rocky Mountains Sheep xing" sehen wir tatsächlich eine kleine Herde oben auf dem Hügel.

Ab Cochrane geht's über den Alberta Highway 22 Richtung Lundbreck. Durch eine abwechslungsreiche, farbige, hügelige Landschaft die mit Farmen gespickt ist. Rinder Pferde grasen auf den riesigen Feldern. Heuballen liegen noch auf den Feldern bevor sie eingefahren werden. Hie und da zeigen sich die Rockies auf unserer rechten Seite, die Fahrt ist richtig gemütlich.

"One of the most thrilling hikes of the world" gemäss National Geographic ist die Wanderung an den Crypt Lake im Waterton Lakes Park, dem kleinsten Park in den Rocky Mountains, Unesco Welterbestätte und Nachthimmel Schutzgebiet. Den möchten wir sehr gerne machen. Am Parkeingang erfahren wir, dass aufgrund des Kenow Wildfires im September 2017 gut 2/3 des Parks geschlossen sind. Dem Feuer fielen rund 38'000 Hektaren Wald, davon 20'329 Hektaren in Waterton Lakes NP zum Opfer. Viele schöne Wanderungen entlang der Akamina- und Red Rock Parkways sind gesperrt, da die Infrastrukturen zerstört sind. Ein etwas trauriges Bild, obwohl solche natürlichen Waldbrände für die Erneuerung der Flora wichtig sind. Es wird viele Dekaden brauchen bis die Wälder sich erneuert haben. Es ist spannend zu sehen wie Pflanzen aber auch Tiere bereits kurz nach dem grossen Feuer wieder Fuss gefasst haben. Die wiederangesiedelten Bisons wurden vor dem Feuer nach Saskatchewan in Sicherheit gebracht. Ein Bisonbulle hat sich standhaft gegen die temporäre "Umsiedlung" gewehrt. Aufgrund der zeitlich sehr knappen Verhältnisse liess man den Bullen in einem Gebiet zurück welches am ehesten ein Überleben ermöglichen könnte. Der Bulle hat in der Nähe eines Teichs Schutz gesucht und hat es geschafft das Feuer zu überleben. Die Bisons aus Saskatchewan werden, sobald dies möglich ist wieder nach Waterton kommen und so zur Wiederansiedlung des Bisons in dieser Region beitragen. Das zeigt auch, dass die Tiere mit Waldbränden umgehen können. Dies obwohl einige grosse und kleine Tiere das Feuer nicht überlebt haben.

Auch die Campgrounds sind von den Nachwehen des Feuers betroffen. Trotz der Anstrengungen um die zerstörten Infrastrukturen wieder aufzubauen, ist nur der Camping im Dorf offen. Wir buchen 2 Nächte, der Campground liegt am Ufer des Upper Waterton Lake, 5 Minuten zu Fuss vom Dorf, eingerahmt von beeindruckenden Felswänden, den Gipfeln des Vimy Peak, Mt Boswell, Mt Richards, Mt Alderson, Bears Hump und Mt Crandell sowie dem imposanten Prince of Wales Hotel welches prominent auf dem Hügel vis-a-vis Waterton am Bosporus (heisst wirklich so) zwischen Upper- und Middle Waterton Lake thront. Die Wetterprognose für die nächsten Tage sieht gut aus. Waterton liegt auf 1'280 MüM hat 105 Einwohner und bietet eigentlich alles was man so braucht. Am ersten Abend lassen wir uns in der Trattoria Red Rock verwöhnen, es gibt Pasta um für die Wanderung gerüstet zu sein. Am Morgen um 07:00 liegt der Trailhead, der mit dem Schiff angefahren wird, in einer richtigen Waschküche, dunkle Wolken, Regenschleier und sicher 5-6 Bft Wind. Um 09:30 sieht es noch genau gleich aus. Da das einzige Schiff zum Trailhead um 10:00 fährt, entscheiden wir uns dafür nicht zu gehen. Voraussichtliche 6 Stunden im Voll-Schiff sind - unter Berücksichtigung der Passagen welche das Attribut "most thrilling" rechtfertigen - nicht ideal. Ausserdem finden wir es schade wenn die tiefhängenden Wolken die Sicht so stark beeinträchtigen. "Been there, done it, tick the box" ist ja nicht was wir wollen. Das eigensinnige Wetter hält sich wieder mal nicht an die Prognosen. Zugegeben, das Mikroklima in einem von hohen Bergen umgebenen kleinen Gebiet ist sehr schwierig vorherzusagen, das kennen wir ja bestens. Gelassen erkunden wir Waterton, lassen uns im Visitors Center informieren, machen bei der Post erste Abklärungen zur Rücksendung nicht mehr gebrauchten Materials in die Schweiz testen die ersten Cappuccini (na ja und gut) und verlängern unser Campground Permit um 2 Tage. Am nächsten Tag, dem 22.09. sieht es nicht besser aus, im Gegenteil, die Regenschauer sind teilweise recht intensiv (so "in 30 Sekunden nass bis auf die Unterhose" mässig). Also verlängern wir das Permit für den Stellplatz noch einmal und machen uns bei Regenschauer auf zum Bertha Lake. Der Trail wurde vor wenigen Tagen wieder geöffnet, die vielen verkohlten Bäume sind schon beklemmend. Auf dieser Höhe dauert es zudem sehr lange bis die Biomasse zerfällt.

Am Sonntag will das Wetter immer noch nicht. In einer trockeneren Phase spazieren wir auf den Hügel zum Prince of Wales und geniessen die Aussicht über den Upper Waterton Lake hinüber in den Glacier Park in Montana (USA). Für Dienstag sieht es wettermässig wirklich gut aus also schalten wir am Montag noch einmal einen Spaziergang Richtung Lonsome Lake ein. Nach der Dusche lassen wir uns mit einer Massage und einem Dinner im Lakeside Chophouse verwöhnen, wir sind bereit.

Am Dienstag Morgen, den 25.09. ist der Himmel tatsächlich blau, auf den umliegenden Bergen liegt frischer Schnee, es ist windig und kalt. Unsere Sturheit hat sich ausgezahlt (ja, nicht nur Bisonbullen können das). Um 10:00 fahren wir mit der Miss Waterton zur Crypt Landing. Steve stimmt uns launig auf den Hike ein. "I am a bit jealous, it's going to be the perfect day after Smogust (Smoke und August) and lots of wind and rain in september. A Grizzly saw with cubs has been seen on the lower switchbacks of the trail, several Grizzli sightings on the upper ones". You must all be experienced hikers, I didn't hear any dinner bells on your way in (zeigt einen Knäuel aus Bärenklingeln). You know, when my Grandma occasionally visits me in Waterton she doesn't want to get out of her car. She's convinced that bears are waiting behind every rock to kill her. Well, if I visit my Grandma in town, I don't want to get out of the car because every day people get killed for no reason by other people". Damit leitet er Abrieb Nr. 293 zum Thema how to behave in bear Country ein. "Well after the switchbacks you are almost there. Almost, because you still have to get across the tricky parts of the hike. The steel ladder leading to the hourglass shaped tunnel, a steep 13 stories drop on the exit with a 2 inch wide (wären 5,08cm) rocky trail to get to the lake. Ok I just wanted to scare you, its 2 feet wide (60cm) with a cable so if you are able to use a walkway without falling off, you should be able to get across that one. So sind die 15' Fahrt schnell vorbei und wir machen uns auf zum Crypt Lake. Eine sehr schöne, abwechslungsreiche Wanderung entlang des Vimy Ridge. Nach den oberen Switchbacks hat es etwas Schnee. Der steile Geröllhang zum Tunneleingang, der Übergang von der Leiter in den 20m langen Tunnel zur Schlüsselstelle, einem schmalen Pfad mit einem Stahlseil auf der einen und einem schwindelerregenden Abgrund auf der anderen Seite, alles nicht ganz ohne, aber gut machbar. Nach gut 2,5 Stunden geniessen wir die Sonne am See.

Auf dem Rückweg meint ein local "the first and probably the last good day in september". Da wir früh dran sind, machen wir die kleine Extraschlaufe zu den Hell Roaring Falls (im Herbst eher Kategorie Damenfürzli, der Teufel hat wohl eine mit überschäumender Phantasie gesegnete PR-Agentur). Zurück am "Crypt Landing"-Steg strecken wir die Glieder und warten auf das Schiff zurück nach Waterton. Ein Hammer Tag! Morgen steht Waschen, Dumpen und Bloggen auf dem Programm bevor wir uns nach Westen auf den Weg zum Manning PP und Vancouver Island machen. Der Abschied wird uns schwer fallen, Waterton ist ein sehr sympatisches und hübsches kleines Dorf in einem sehr sehr schönen Nationalpark.

Schalten sie nicht um, nach einer kleinen Pause gehts weiter ...

Antworten (5)

Silvia
Ups, die Wanderung war nicht gerade ohne!!!!!!!!!

Sibylle
I löve it!!

Silvana
meega schön.. aber i han muffesausen kriegt nur mit föteli aluoga... haiaiaiai

Claudia
Äs wird immer besser..... Chömed jetzt no Iisbärä "churchill" ???

Nina
🤩

Kanada
Reiseberichte Kanada
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