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Stewart CAN, Hyder AK, Purdon Lake und Smithers 2.0

Veröffentlicht: 10.09.2018

Am nächsten Morgen setzen wir die Fahrt auf dem Stewart-Cassiar Hwy fort. Landschaftlich sehr schön, aber wo sind die Tiere? August und September ist Jagdsaison, ob es damit zusammenhängt, dass sie sich so gut "verstecken"?

Nachdem wir uns ja gemäss der Dame im Visitors Centre in Watson Lake an der Meziadin Junction über die Waldbrände erkundigen sollten, stoppen wir dort und suchen ein Infocenter... da kannste lang suchen! Es gibt eine Tankstelle und ein Motel mit Camping und sehr komisches Volk. Keiner weiss etwas Aktuelles über die Brände. Naja, in Stewart gibts allenfalls Netz dann fragen wir wiedermal Google! 

Die nächsten 70 km im Canyon nach Stewart waren extrem schön, rechts und links steile, hohe Felswände, der Beaver Glacier mit seiner Gletscherzunge bis in die Talsole und neben unserer Strasse ein Fluss, wow! In Stewart angekommen, empfängt uns ein - wie üblich - sehr freundlicher, aufgestellter Campground Besitzer und wir plazieren Verny gleich für zwei Nächte, eine kleine Pause im Rush nach Süden. Obschon Nina seit längerem nach einer Pause schreit, fahren wir nochmals paar Kilometer weiter. Der Fish Creek in Hyder lockt mit möglichen Bären-Sichtungen und anscheinend servieren sie im Seafood Bus erstklassiges Essen. Also warum Zeit verplempern und kochen, vom Abwaschen wollen wir gar nicht reden. Also ab nach Hyder, "back to USA", Schwarz-, Braunbären, Eagles macht euch hübsch, wir kommen!

Am Seefood Bus hängt ein Schild: "done for season" 😫. Immerhin kann uns ein Alaskan das Silverado in Stewart empfehlen, der andere Schuppen soll eher knapp Geniessbares auf den Tisch bringen.

Bevor man den Creek sieht, riecht man ihn, der Duft des Todes wabert über dem Ökosystem am Fish Creek. Nach dem Ablöhnen des obligaten Obulus betreten wir die Observationsplattform. Im und am Creek liegen Fischkadaver, daher das Gschmäckle. Vögel, allerei Insekten und Würmer Maden und andere proteinhaltige Viecher ernähren sich vom Buffet der toten Lachse. Über die Zeit gehen alle übrigbleibenden Nährstoffe über das Wasser zurück in den immerwährenden Kreislauf der Natur. Silvers und Coho 🐟🐟laichen hier. Spannend zuzusehen wie sich die Lachse ihren Weg ans richtige Plätzchen suchen dabei über kleine Kiesbänke schwimmen, in den tieferen Kuhlen oft von Männchen verjagt werden. Die Weibchen legen sich irre schwadernd seitlich ins Wasser um abzulaichen, jeweils ein Männchen bewacht es aufs genauste um die abgelegten Eier zu befruchten. Neben potentiellen Nebenbuhlern müssen sie die Brut auch vor den Jungfischen verteidigen. Die Jungfische leben unter anderem von den Eiern bis sie ihren langen Weg in den Pazifik und wieder zurück in die Laichgründe beginnen um zu sterben. Was für ein Gegensatz, die schwaddernden, platschenden spritzenden rangelnden Lachse erfüllen die Luft mit dem Sound des Lebens, im Wasser beginnt neues Leben und gleichzeitig treiben Kadaver und Lachse kurz vor ihrem Ableben den Bach hinunter, bleiben an Ästen oder Kiesbänken hängen. Das Schauspiel der Lachse ist eindrücklich, über Wasserfälle, an den Seelöwen, Fischern Bären Eagles vorbei haben sie sich bis hier hoch gekämpft (Hyder liegt am gleichen Tongass Rainforest wie Ketchikan in der Inside Passage) um ihre Bestimmung zu erfüllen. Aber wo sind die Bären? Auf dem Whiteboard sehen wir, dass in den letzten zwei Tagen keiner mehr beobachtet wurde. "Tomorrow is another day", also fahren wir zurück nach Kanada ins Silverado für ein late ok Dinner. Um 04:26 Uhr gabs einen Riesenknall, Fels und Steine donnerten ins Tal. Wir dachten der halbe Berg sei eingestürzt, die Steine rollten lange den Hang hinunter. Ab Tageseinbruch gabs Helikopterlärm, aber gemäss den Einheimischen sei das "normal", das gäbe es oft. Auch hier weiss keiner ob die Strassen auf unserem Weg durch BC und Alberta offen sind.

Am nächsten Tag gibts gemütlich Kaffee an der Sonne in Stewart, dann versuchen wir unser Glück am Fish Creek in Hyder nochmals. Leider nein, kein Bär zeigt sich. Wir fahren hoch zum Salmon Glacier, die Fahrt ist extrem holprig und der Gletscher, naja, än Gletscher halt. Haben wir schon ziemlich viele gesehen (Alaksa hat 800 mit Namen und nochmals soviele ohne Namen).

Auf dem Retourweg nochmals ein kurzer, hoffnungsvoller Stop am Fish Creek, wieder nichts.

Auf dem Rückweg wird getankt, zurück auf den Camping, an der Sonne geplant, relaxt, gewaschen, gekocht, bref a cheibe Schtress.

Am nächsten Morgen fahren wir los in Richtung Smithers. Im Licht der Sonne offeriert das enge Tal eine andere Perspektive, Felswände, Gletscher, Wasserläufe leuchten und glitzern um die Wette. Zurück auf dem Stewart-Cassiar Hwy sehen wir immerhin den Kopf eines Schwarzbären der die Situation auf der Strasse analysiert und wegtaucht bevor wir auf "Schussdistanz" für die Kamera kommen.

Neben der interessanten Meldung "Tire Pressure Sensor Fault" welche Verny schon seit längerem bei jeder Gelegenheit blinkend und piepsend bringt motzt er nun auch noch "Change Oil soon". Gemäss Manual ist der Ölwechsel alle 5'000 - ein Service bei 45'000 Meilen fällig. Smithers dürfte gross genug sein um einen Ford Dealer zu finden welcher Verny's Bedürfnisse abdecken kann. Als er dann "Change Oil now" mosert, können wir ihn trösten, dass es nicht mehr weit ist. Ab Burns Lake queren wir immer wieder Landstriche im Rauch der Feuer weiter südlich. Am Strassenrand sehen wir einen Schwarzbären der Gräser frisst (steht vermutlich auf smoked herbs). Er duckt sich tapfer, ein Foto lohnt sich so natürlich nicht aber sehen können wir seinen Pelz trotzdem.

Nach dem zweiten Besuch bei Pauls Bakery und einem Dinner im "Alpenhorn" geht's am nächsten Morgen weiter. "Nothing to write home about" würde Alice sagen. Das nächste Nachtquartier beziehen wir am wunderschönen Purdon Lake im Purdon PP (für Unwissende: Provincial Park). Am spiegelglatten See lernen wir ein älteres Päärchen kennen die hier fischen. Sie schenken uns sogar zwei Kookanees  🐠🐠 die wir gleich in die Pfanne hauen. Frisch aus dem See auf unsere Teller - very naaaiss! Rund 35km weiter südlich besuchen wir den "Ancient Rainforest". Ach ja, da war doch noch was mit Tanken... In Prince George vor lauter Zentrum suchen (Industriestadt ohne Zentrum in unseren Augen) haben wir, also der Fahrer, vergessen zu tanken. Die Beifahrerin prüft kurzerhand die Mailpost und lässt verlauten, im Resort am Purden Lake gibts ne Tanke. Alles klar soweit. Wir genossen den Fisch und machten uns am nächsten Tag auf Richtung Jasper und wollen im Resort tanken. Wollen! Ah, wenn der Resort am Laborday schliesst, schliesst auch Tankstelle! Nett! Der Fahrer lässt verlauten, wir kommen weder retour nach Prince George noch weiter nach McBride, wir brauchen JETZT Benzin. Wir stellen Verny vor die Baumstämme die netterweise bei der Einfahrt hingelegt wurden damit ja Keiner reinfährt, hin und laufen um das Haus und runter zum Camping. Der erste nette Herr verweist uns an den nächsten, der Nächste an den Übernächsten - Paul - der dann alle Hebel in Bewegung setzt und die Besitzerin auf seinem Golfchäreli in ihrem Haus am See aufsucht. Alle äussert freundlich und hilfsbereit. Die Dame kam mit Hund und Mädchen auch so auf einem frisierten Ding daher und erläuterte zuerst mürrisch wie weit es in beide Himmelsrichtungen zur nächsten Tanke ist, dann meinte sie wir sollen die Road Assistance holen - spinnt die? Die hat ne Tankstelle direkt vor dem Haus die Benzin hat und wir sollen den... ne also so nicht. Langes hin und her dann bekamen wir für 20 Dollar extra unser Benzin zu einem völlig überteuerten Preis, aber wen interessiert es in einer solchen Situation!?

In Mc Bride wird wieder vollgetankt, Propan nachgefüllt und unsere Bäuche gefüllt.

Der nächste Halt ist in Jasper. Dazu mehr im nächsten Eintrag.

P.S.: Der Service in Smithers hat USD 91.- inkl. Öl- und Ölfilterwechsel gekostet 😳.


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