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El viaje al norte, la pega y la vida cotidiana

Veröffentlicht: 27.12.2023


Ist schon ne Weile her, seit ich mich hier gemeldet habe. Viele Dinge sind passiert und ich kam gar nicht dazu, alles aufzuschreiben. Ich durfte viele tolle Menschen kennenlernen und neue Dinge ausprobieren. Vor allem musikalisch werde ich hier gebildet, meine ehemalige Musik-Lehrerin wäre neidisch. Ich war an zig Konzerten und durfte in verschiedenste Genres reinhören. Mein Lieblings-Konzert war das von Oliva, an dem wir letzte Woche waren. Noch nie in meinem Leben konnte ich mich so in der Musik verlieren. Jazz-Fusion, die einen zum Träumen anregt und mit seiner teils organisch wirkenden Musik die atemberaubenden Landschaften Chiles vor Augen führt.

Mit meiner Gastschwester Emi habe ich mich zuuu gut verstanden. Unser Ding war es, Kaffee zu schlürfen und zu singen - was wirklich gut tat nach einem Tag bei der Arbeit. Denn die Arbeit erfüllt mich nicht wirklich, nun, wen würde das Zählen von Schiffen und Kopieren von Pass-nummern auch wirklich erfüllen. Ich fühle mich, als würde ich sprinten und nicht vom Fleck kommen. Umso besser ist dann der Moment, an dem ich endlich nach Hause gehen darf. Dieser stark antizipierte Moment nahm mich so stark in seinen Bann, dass ich eines Tages meinen Chef fragte, ob ich ein paar Minuten früher gehen könnte (3’). Er sagte ja, also packte ich, unter seinen kritischen Blicken, nichts ahnend meine Sachen und ging. Als ich dann in der Micro (Bus) sass (ca. 30’ später) bemerkte ich, dass ich mich versehentlich 1h und 3’ zu früh vom Acker gemacht hatte. Nun ja, passiert. Die eine Stunde hatte sich auf jeden Fall gelohnt, denn so hatte ich genügend Zeit, um mit Emi Kekse zu backen. A propos Kekse, noch nie in meinem Leben habe ich so viele Teig-Formen ausgestochen wie hier. Emi, die sogar ein Keks-Outfit besitzt (sie trägt es per «Zufall» immer, wenn sie Kekse backt) und ich dachten uns nämlich, es sei eine gute Idee, Weihnachts-Guetzli für die ganze Familie zu backen, um Geschenke für alle zu haben. Doch hatten wir uns grandios überschätzt und mehrere Kilos, ja ihr habt richtig gelesen, KILOS Teig gemacht. Dieses Teigschlamassel mussten wir dann natürlich ausbacken. Und so kam es, dass wir bis morgens um 2?! In der Küche waren und Kekse ausstachen. Wir waren nur leicht übermüdet, was die ganze ganze Sache in eine kichernde und glucksensende Angelegenheit verwandelte.



Letzte Woche durfte ich einen «día redondo», also einen perfekten Tag, mit Emi, Gaby und Chapi verbringen. Wir gingen auf’s Campo vom Tom. (bitte fragt mich nicht, wer Tom ist, ich weiss es auch nicht so genau, er hat auf jeden Fall einen Campo). Wie dem auch sei, dachte ich, das sei ein kleines Stück Land ausserhalb von Santiago mit einer Hütte und einem Pool, da sie vom Baden sprachen. Doch wurde mir schnell klar, dass ich mir das komplett falsch vorgestellt hatte. Wir fuhren auf einer Schotterstrasse in eine Schlucht runter, wo wir das Auto stehen liessen. Das einzige von Menschen Gemachte weit und breit war eine Hängebrücke, über deren Sicherheit ich lieber nicht nachdenken wollte. Also zottelten wir in der brennenden Mittagssonne los. Einen Weg gab es nicht, nur einen Trampelpfad. So ging das 40 Minuten, bis wir zu einem Wasserfall gelangten. Es hatte 2 Becken und das eine war tief genug, um zu baden. Wir kletterten alle ungeschickt ins kalte Gletscherwasser. Danach machten wir Siesta auf einem kleinen Wiesen-Abschnitt und wanderten schliesslich zu Toms Hütte. Eine weitere halbe Stunde entfernt, stellt sich heraus, dass Tom ein Einsiedlerleben führt und allein auf seinem Land, dass aus Wildnis besteht, wohnt. Auf dem Heimweg gingen wir noch etwas essen, spielten Karten und hörten Musik im Auto.

Emi hat mich leider verlassen. Sie reist jetzt in Deutschland und der Schweiz rum, vlt. trifft der eine oder andere sie ja per Zufall an.

Ein anderes Highlight war die Reise in den Norden mit Nic.

Valparaíso:

Unsere Reise begann in Valpo, der Stadt der Künstler. Noch nie hatte ich etwas Vergleichbares gesehen. Die Stadt ist bunt und von oben bis unten mit Graffitis und Street-Art überfüllt. Man kann mehrere Male am gleichen Ort vorbeikommen und doch wieder etwas Neues entdecken und sehen, das einem zuvor gar nicht aufgefallen ist.

Pisco Elqui:

Ein hübsches kleines Dorf im Valle del Elqui. Wie der Name schon verrät, liegen dort die Ursprünge des Piscos. Daraus wird dann auch das National-Getränk, Pisco-Sour, gemischt. Die Berge, die das Tal einschlossen, waren staubtrocken, doch war das Tal grün. Weinreben und Wiesen füllten die Schale von unten auf. In der Pisquera Mistral erfuhren wir mehr über den Ursprung des destillierten Alkohols und durften sogar einige Sorten probieren. Clever, denn wer den Unterschied zwischen dem jungen und dem «Noble» einmal geschmeckt hat, wird nie wieder die billige Variante kaufen. Auch machten wir eine astronomische Tour, denn der Himmel in der Atacamawüste ist unbeschreiblich klar. Unser Tour-Guide war einfach Herr Cornaz (unser Mathe- und Physik-Lehrer) 2.0. Begeistert erklärte er uns, dass wenn man in den Sternenhimmel schaut, man einen Blick in die Vergangenheit erhascht und welche Galaxien man vom Süd-Himmel aus bestaunen kann. Gratis in die Tour inbegriffen war ein Astro-Klugscheisser, der zwar nicht einmal ein Flugzeug von einem Satelliten unterscheiden konnte, unter den bewundernden Blicken seiner Frau, aber immer einen sehr schlauen Kommentar anzufügen hatte. Trotz allem war es wunderbar und hat mich motiviert, mir den Himmel etwas öfter und genauer anzuschauen. In Pisco Elqui hatten wir viel Glück, quillt der Ort sonst vor Touristen nur so über, hatten wir ihn ganz für uns allein. Im November reist anscheinend so gut wie niemand nach Chile. So konnten wir am Abend gemütlich auf den Stufen der Kirche sitzen und die Abend-Stimmung mit einem Eis geniessen. Um uns herum spielten Kinder mit ihren Hunden im Park.

La Serena:

La Serena ist eine Stadt, die sich durch ihre Bauten im Kolonial-Stil auszeichnet. Auf Initiative des Stadt-Präsidenten der 50-er Jahre wurden unzählige Gebäude in diesem Stil wieder aufgebaut und renoviert. Es solle Touristen anziehen und seine Heimatstadt wieder zu Wohlstand verhelfen. Nun, die Touristen (wir inklusive) kommen nun tatsächlich, doch sind viele Häuser schon wieder am Zerfallen. Es gibt eine lange Promenade zum Strand, an der sich junge Leute trafen, um gemeinsam zu tanzen und Choreografien einzustudieren. Jedoch stach in La Serena vor allem die Armut hervor. Schon am ersten Tag, als wir nach der Ankunft beim Mittagessen sassen, stürmte ein dürres Mädchen, nicht älter als 14 Jahre, ins Restaurant und schrie, man solle ihr Pommes bringen. Ihre Haare waren verfilzt und es war klar, dass sie Hunger hatte. Bevor jemand reagieren konnte, wurde sie schon wieder aus dem Restaurant gescheucht und verschwand hinter der nächsten Hausecke. Wir blieben schockiert zurück.

San Pedro de Atacama:

Der absolute Höhepunkt war San Pedro de Atacama. Wir besuchten das Valle de la Luna, dessen Oberfläche zu 80% der auf dem Mars gleicht, badeten in einem Salz-See und besuchten die Geysire del Tatio auf 4'300 m.ü.M. Da hörte das Rumgehüpfe auf. Nur schon eine kleine Erhöhung zu erklimmen, löste Übelkeit und Schwindel aus. Also schlichen die Leute wie Schnecken von Geysir zu Geysir. San Pedro selbst ist ein pittoreskes Städtchen, das vom Tourismus lebt. Wir blieben aber auf einer Ranch ausserhalb, was unseren Aufenthalt noch besonderer machte. Morgens guckte immer ein Lama durchs Fenster in unsere Hütte, es hatte Hunde, Katzen, Pferde, Lamas, Enten, eine Ziege und sogar einen Esel namens Sebastián. Der Hof war in einer Oase gebaut und bot uns deshalb Schutz vor der brennenden Wüsten-Sonne.

Musik:

Oliva: Album «Resbailando lento»

Wörter:

harto: viel

sipo: ja, klar/ ja genau

la pega: die Arbeit

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