Veröffentlicht: 16.01.2022
08.-14. Januar 2022: Castellón
J. Ich habe Corona. Dass ich diesen Satz einmal sagen oder schreiben würde, hatte ich in den letzten zwei Jahren zwar schon oft befürchtet, bisher war es mir aber verschont geblieben. Nun ist es also so weit. Zum Glück mit nur recht milden Symptomen.
Freitag auf dem Weg in die Berge nach Valderrobres ging es mir schon nicht gut. Mein selbst durchgeführter Schnelltest war zwar negativ, da aber direkt neben unserem Stellplatz ein Centro de Salud (Gesundheitszentrum, ähnlich einem Ärzte- oder Krankenhaus) war, ging ich kurz hin, um einen PCR-Test machen zu lassen. PCR-Tests werden hier zwar seit Dezember nicht mehr durchgeführt, aber der professionell durchgeführte Schnelltest zeigte schon nach wenigen Minuten ein positives Ergebnis und der lockere, zum Scherzen aufgelegte Krankenpfleger verstummte plötzlich und legte eine sehr ernste Miene auf. Wir sagten also Pablo für den nächsten Tag ab und bereiteten uns auf 7 Tage Isolation vor.
Da ich in der ersten Nacht, bei 5 Grad Außentemperatur in den Bergen zitternd, unter vielen Schichten Kleidung, Schlafsack und Decken lag und mir nur durch die Wärmflasche warm wurde, beschlossen wir am nächsten Tag weiter Richtung Süden und ans Meer zu fahren, wo es in den kommenden Tagen sogar bis zu 26 Grad wurde. Der Vorteil Quarantäne in einem Auto zu machen, ist nämlich, dass man zwar nicht raus gehen darf, sich aber trotzdem fortbewegen kann. Wir fuhren also durch die wunderschöne Bergregion wieder Richtung Küste und genossen der atemberaubenden Aussicht. Später fuhren wir durch weite Mandarinen- und Orangenplantagen und wir besichtigten sogar die Stadt Castellón, soweit das in einem Auto möglich ist.
In Castellón blieben wir für die ersten zwei Tage auf einem sehr vollen und stark frequentierten Stellplatz. So waren wir für den Notfall in der Nähe eines Krankenhauses. Der Notfall trat zum Glück nicht ein. So lag ich mit leichtem Fieber und diversen, variierenden Schmerzen (Kopf-, Hals-, Glieder- und diffusen anderen Schmerzen) im Bett und konnte aus den Fenstern unserer Heckklappen die Menschen beobachten und die vielen verschiedenen Gefährte aus allen größeren Campernationen bestaunen. Florian hatte am ersten Tag, als er (noch?) negativ getestet war, mit FFP2 Maske einen Großeinkauf gemacht, sodass wir genug Essen für mindestens 7 Tage hatten. Selbstverständlich haben wir auch eine ordentliche Reiseapotheke an Bord. Uns mangelte es also an nichts (außer mir ein wenig an guter Gesundheit).
Wir warteten darauf, dass bald auch Florian krank werden würde, und waren mit viel Obst und Gemüse, aber auch Tütensuppe und Dosenravioli für jeden Fall vorbereitete. Für mich war es schwer zu begreifen, dass es egal war, ob Florian aus meinem Glas trank, meine voll gerotzten Taschentücher anfasste, um sie in den Mülleimer zu schmeißen oder mich küsste. Das gefährlichste war schließlich die Luft voller meiner Aerosole. Komischerweise wurde Florian nicht krank. Ist er ein Alien? Ist er ein Superheld? Wir wissen es nicht. Um doch etwas mehr Gewissheit zu haben und anschließend ein Genesenen-Zertifikat zu erhalten, versuchten wir am Dienstag in Castellón im Krankenhaus erneut einen PCR-Test zu machen. Neue Provinz (Valencia), neues Glück, dachten wir. Doch auch hier gab es wieder nur Schnelltests, mit denselben Ergebnissen: ich positiv, Florian negativ.
Da ich nun nur noch stark erkältet war und es Florian anscheinend immer noch blendend ging, entschieden wir uns die Zivilisation etwas zu verlassen. So musste Florian, aus Bewegungsmangel in unseren 8qm nicht mehr nachts, wenn alle anderen Bewohner des Stellplatzes friedlich schliefen, die Straße auf und ab tigern. Wir verbrachten einen Tag in Mitten der Natur. Keine Menschenseele war weit und breit zu sehen und so konnten wir die Sonne und das Vogelgezwitscher vor unserem Van genießen. (Mir waren 7 Tage Isolation verordnet worden, keine Quarantäne. 😉) Die nächsten Tage verbrachten wir am Meer. Wir lauschten dem Meeresrauschen und machten was man so macht, wenn man den ganzen Tag zuhause rumhängt: Filme gucken, Hörbücher, Podcasts und Musik hören, Bücher und Zeitung lesen, Blogeinträge schreiben, Spiele spielen, alles Mögliche im Internet recherchieren, … Florian reparierte alles was repariert werden musste (war leider nicht so viel) und konstruierte eine Dusche, die er auch gleich selbst ausprobierte. Der Nachteil, wenn man Quarantäne in einem Van, wie unseren ohne Dusche an Bord macht, ist offensichtlich: man kann nicht duschen. Nach mehreren fiebrigen und durchschwitzten Nächten, hatte ich mich zwar gewaschen, eine Dusche tat dann aber doch ganz gut; selbst, wenn sie im Bikini draußen im Wind mit etwas zu wenig plätscherndem Wasser war.
Als am Freitag, genau eine Woche nachdem ich positiv getestet wurde, der Krankenpfleger aus Valderrobres anrief, um zu bestätigen, dass ab Samstag meine Quarantäne endete, hatten wir noch Essen übrig und noch nicht mal alles gemacht, was wir uns für diese Zeit vorgenommen hatten. Trotzdem freuten wir uns natürlich riesig am nächsten Tag wieder raus und unter Menschen zu gehen. Florian konnte es gar nicht abwarten.
Tag 91 – Gesamttour 5.403 km
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