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#14 Nahezu ein Treffen mit Mutti

Veröffentlicht: 12.11.2021

04. November 2021: Beaune


F. Am Abend des 03.11.2021 haben Jenny und ich uns nichts ahnend nach Beaune aufgemacht. Das Zentrum des Weinanbaugebiets in Burgunds südlichem Département Côte d’Or soll total schön sein und beherbergt eines der berühmtesten Krankenhäuser Frankreichs. Weil die Sonne die letzten Tage nicht allzu häufig hinter den Wolken hervorkam, waren unserer Batterien vom Heizen ziemlich leer und so brauchten wir einen Campingplatz oder einen Stellplatz mit Stromanschluss für die kommende Nacht. Da die meisten Campingplätze schon in den Winterschlaf gegangen sind, haben wir bei dem Campingplatz nahe Beaune kurz vorher angerufen, um sicher zu gehen, dass er sowohl geöffnet als auch noch einen Platz für uns hat. Beides konnte uns zugesichert werden. In der späten Dämmerung verließen wir dann Dijon und fuhren durch zahlreiche kleinere Orte. In Nuits-Saint-Georges – ca. auf halber Strecke zwischen Dijon und Beaune – standen komischer Weise an jeder Kreuzung zwei oder drei Polizisten. Zudem fuhr ein Streifenwagen von der einen Kreuzung zur nächsten und reichten den Beamten an der Straße Essenspakete. Seltsam, dachten Jenny und ich. Zu dieser Uhrzeit und in dieser eher verlassenen Gegend eine solch hohe Polizeipräsenz.

Als wir dann am Campingplatz ankamen, mussten wir schon in der ca. 50 Meter langen Einfahrt halten, da vor uns ein großes WoMo (Wohnmobil) stand. Wegen den hohen Hecken links und rechts und der Dunkelheit konnten wir auch nur diese eine WoMo sehen. Der Besitzer war gerade dabei das Stromkabel herauszuholen, als er uns entdeckte. Jener, ebenfalls Deutscher meinte dann zu uns, dass der Campingplatzbesitzer ihm gesagt hätte, dass er hier stehen bleiben solle, da alle Stellplätze auf dem Campingplatz zu matschig sind. Wir sollten am besten mal direkt zur Rezeption gehen. Als Hinweis gab er uns noch mit, dass der Campingplatzbesitzer ein wenig aufgeregt und mit der Situation überfordert sei. Jenny ist dann direkt zur Rezeption gelaufen und kam kurze Zeit wieder zu mir zurück. Sie meinte, ich solle die Einfahrt rückwärts wieder verlassen und über die Ausfahrt zur Rezeption kommen. Mittlerweile klappt das Rangieren mit lediglich Außenspiegeln auch in der Dunkelheit sehr gut, sodass ich keine Minute später vor der Rezeption stand. Der Campingplatzbesitzer war tierisch am Schwitzen und versuchte anscheinend in der letzten Stunde diverse WoMos auf seinem Campingplatz unterzubringen ohne dabei eine seiner Wiesen zu zerstören. Jenny meinte später zu mir, dass er anfangs bei dem Anblick unseres Campers, dessen Dach er nur sehen konnte, sehr große Augen machte, als ich dann um die Ecke zur Rezeption bog, dann aber etwas erleichtert aussah. Auf jeden Fall lotste er uns dann zu Fuß durch den Camping Platz und wies uns an, dass wir uns seitlich auf die vordere Hälfte eines Stellplatze stellen sollten. Beim Einparken achtete er sehr darauf, dass ich möglichst nicht auf dem Platz rangieren musste. Uns war es eigentlich egal wie wir standen. Es war relativ gerade und einen Stromanschluss gab es auch. Erst jetzt bemerkte ich, dass auf allen anderen Wegen WoMos und Autos mit Wohnanhänger standen. Lediglich der VW-Bus neben uns und wir standen auf einem der Stellplatzwiesen.

Die Nacht war ruhig und warm. Im laufe des Morgens fuhren alle WoMos wieder vom Platz, wobei der ein oder andere darauf warten musste, dass die Person vor oder hinter ihm den Platz verließ. Bei einem ausgiebigen Frühstück las Jenny dann die Nachricht von dem Abschiedsbesuch der noch Bundeskanzlerin Merkel in Beaune. Und sofort wurde uns klar, warum wir an dem Abend zuvor so viele Polizisten auf der Strecke nach Beaune gesehen hatten. Wir mussten dem Konvoi von Merkel und Macron nur um ein paar Minuten oder Stunden verpasst haben. In der Stadt Beaune erinnerten dann nur noch ein paar gestapelte Absperrgitter an den gestrigen Gast. Die Stadt hat einen ganz besonderen Charm. Wie es die FAZ schreibt: „Die verkehrsberuhigte Altstadt, vom wuchtigen Ring der Wallanlagen umschlossen, hat typisch französisches Flair. An jeder zweiten Straßenecke locken Weinhandlungen zur Probe, Cafés, Restaurants und Brasserien zur Einkehr.“ Nach einem langem Sparziergang durch die Altstadt und auf der Wallanlage sind wir in das Krankenhausmuseum Hôtel-Dieu gegangen. Das Krankenhaus wurde im Jahre 1443 gegründet und wurde bis in das Jahr 1971 in den ursprünglichen Räumen betrieben. Ein Grund der Schließung im Jahr 1971 war unter anderem, dass es häufig nicht wärmer als 15° Celsius in den Räumen wurde. Nach der Schließung ist es zum Museum umdekoriert worden. Wir fanden die Ausstellung total spannend und konnten sehr viele Einblicke in die Krankenpflege der Frühen Neuzeit sammeln.

Dach des Hôtel-Dieu (Krankenhaus)
Betten im sogenannten Armensaal
Decke des sogenannten Armensaal
Zimmer für die gehobenen Leute im Hôtel-Dieu (Krankenhaus)
Herstellung von Tabletten
Hôtel-Dieu (Krankenhaus)
Küche
Küche

Herstellung von destiliertem Wasser
Apotheke
ehemalige Wäscherei
Rathaus

Tag 19 - Gesamttour 1.743 km


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