Veröffentlicht: 11.11.2021
02. - 03. November 2021: Dijon
J. Eigentlich wollten wir zur Fiatwerkstatt, vor der wir am Samstag schon standen. Der Rezeptionist von unserem Campingplatz hatte uns dann aber einen andere empfohlen: 2G Automobiles. Hier in der Gegend scheinen Autowerkstätten (fast) immer mit Autohäusern verbunden zu sein. Da diese Werkstatt keine Automarke im Namen trug, anders als fast alle anderen in der Umgebung, vermutete ich eine Art Schrauberwerkstatt. Dem war nicht so. Wir traten in ein Hochglanzautohaus ein und gingen zwischen den Bentleys, BMWs und Porsches zur Anmeldung. Die Dame hinter dem Schalter legte zuerst eine Akte für uns an und ich musste unterschreiben, dass wir den 90-Euro-Stundenlohn fürs Suchen des Problems bezahlen, bevor überhaupt jemand sich unserem Auto näherte. Aus unserer Autowerkstatt in Hannover, bei dem nur auf Wunsch überhaupt irgendwas verschriftlicht wurde, waren wir da anderes gewohnt. Anschließend durften wir uns unter einen Kronenleuchter auf Ledersofas setzen, während unser Auto in die Werkstatt gefahren wurde.
Nach einer halben Stunde war das Problem gefunden. Es waren, anders als Florian gedacht hatte, nicht die Zündkerzen, sondern ein Riss im Schlauch zum Turbolader. Die Frau von der Anmeldung konnte zum Glück recht gut Englisch, meine wenigen vorher zurecht gelegten Sätze Französisch waren hier nämlich bereits aufgebraucht. Außerdem war sie super kompetent und sehr hilfsbereit. Sie erklärte uns, dass zum Beheben dieses Problems leider nur Originalteile verwendet werden können und dass keiner der umliegenden Fiatfilialen diese vorrätig hätten. Sie könnten diese Ersatzteile bestellen, allerdings würde sie sehr gut verstehen, dass wir nicht noch länger in diesem kleinen Ort warten wollen. Deshalb schlug sie vor, den Riss behelfsmäßig mit Tape zu flicken und in Dijon, wo wir als nächstes hinwollten, schon mal die Fiatwerkstatt zu kontaktieren und ihnen alles auf Französisch zu erklären. Sie schickte uns außerdem eine E-Mail in der unsere Situation auf Französisch erklärt war und in der alle notwendigen Bilder etc. angehängt waren.
Wir fuhren mit nun nicht mehr rauchendem Auto die vier Stunden nach Dijon und dort direkt zu der Fiatfiliale, die die Frau uns rausgesucht hatte. Dieses Autohaus/-werkstatt schien mir wie das Gegenteil der letzten. Auf mich wirkte der Ablauf hier sehr chaotisch. Es schien nur einen Mann zu geben, der die vielen Kunden betreute, der zudem der Chef zu sein schien und anscheinend der einzige war, der von irgendwas Ahnung hatte. Die vielen anderen Mitarbeiter*innen schienen hauptsächlich Kaffee zu trinken, sich zu unterhalten und Bilder im Internet anzugucken. Der Chef konnte allerdings kein Englisch, so wurden zwei der anderen Mitarbeiter*innen herbeigerufen, die mit uns in einer Mischung aus Englisch und Französisch kommunizierten, bzw. die Ausführungen des Chefs übersetzen. Von dem Anruf aus der anderen Werkstatt schien hier keiner was zu wissen, mithilfe der E-Mail konnten wir unser Problem aber gut erklären. Als die beiden Mitarbeiter*innen erfuhren, dass wir aus Deutschland kommen und unser Auto mit Tape repariert wurde, machten sie große Augen: Das ist aber gar nicht die Deutsche Art. Sie versicherten uns, dass man damit wirklich nicht sehr lange fahren kann. Nach einer halben Stunde hin und her, mussten wir schon mal 100 Euro in Vorkasse gehen und die Teile wurden bestellt. Leider kommen sie erst am Freitag an, so müssen wir wohl ein paar Tage in Dijon verbringen, bevor wir weiter in den Süden fahren.
Dijon ist aber eine schöne Stadt. Außer für den Senf ist Dijon auch für Eulen bekannt, bzw. die Eule ist das Stadttier. So gibt es einen Eulen-Weg, der mit goldenen kleinen Pfeilen mit Eule drauf, die in den Straßen eingelassen sind, ausgeschildert ist. Auf diesem Rundweg kommen wir an allen Sehenswürdigkeiten, Kirchen und Plätzen vorbei. Auf den ersten Blick wirkte Dijon auf uns etwas heruntergekommen, in der Innenstadt gibt es aber auch prächtige Bauten und viele Fachwerkhäuser. Am Ende des Rundwegs war ich ziemlich durchgefroren, es schien zwar immer wieder die Sonne, es wehte aber auch ein eisiger Wind. So gingen wir zum Aufwärmen in das sehr berühmte und kostenlose Musée des Beaux-Arts (Museum der Schönen Künste) im ehemaligen Herzogspalast. Das riesige Museum zeigt Kunst, hauptsächlich Bilder und Skulpturen, chronologisch vom alten Ägypten, übers Mittelalter und die Renaissance bis ins Jetzt. Wir schafften es am ersten Tag leider nur etwa bis ins 19. Jahrhundert und mussten so den Teil, den ich am interessantesten fand, weglassen. Zum Glück haben wir aber ja, dank unseres Autos, etwas mehr Zeit in Dijon und konnten noch mal wiederkommen. Ich bewunderte und betrachtete die Bilder. Sobald die Kunst etwas moderner wurde, überflog Florian die Kunst eher im Schnelldurchlauf und verbrachte die meiste Zeit auf irgendeiner Bank damit auf seinem Handy Zeitung zu lesen und auf mich zu warten. Was für ein Kunstbanause.
Um die Zeit bis Freitag noch etwas zu überbrücken, haben wir uns auch die kleine Stadt Beaune südlich von Dijon angeguckt. Dazu mehr im nächsten Blog.
Tag 18 – Gesamttour 1700 km
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