Veröffentlicht: 25.04.2022
18.-19. April 2022: Chalkida, Delphi
F. Auf dem Weg von Athen nach Delphi verbrachten wir einen regnerischen Tag in Chalkida, auf Evia (auf Deutsch auch Euböa genannt). Weil diese zweitgrößte Insel Griechenlands letzten Sommer schwer von den Waldbränden betroffen wurde, verbrachten wir nicht mehr Zeit dort und fuhren gleich weiter nach Delphi.
Einen kurzen Stopp machten wir kurz vor Delphi in Arachova. Dies ist ein wunderschönes touristisches Dorf. Viele Besucher von Delphi landen zwangsweise hier und decken sich mit Souvenirs ein.
Delphi existiert seit dem 14. Jhd. v.Chr. und war zwischen dem 7. und dem 2. Jhd. v.Chr. das spirituelle und religiöse Zentrum der ganzen antiken griechischen Welt. Das Ansehen des Orakels von Delphi war so groß, dass selbst die Perser (nicht griechische Welt) beim Versuch der Eroberung Griechenlands auf das Orakel hörten. Das Orakel von Delphi konnte so wie viele andere Orakel auch die Zukunft vorhersagen oder Rat bei Problemen geben. Um dem Orakel wohlgesonnen zu sein, musste man mehrere Stufen durchlaufen. Eine davon war es dem Orakel ein Opfer zu bringen. Dies konnten Tiere, Statuen oder auch Geld sein. So wuchs der Reichtum von Delphi über die Jahrhunderte immer stärker. Viele Statuen, die auf der Ausgrabungsstätte gefunden wurden, kamen aus weit entlegenen Regionen vom antiken Griechenland. Teilweise wurden auch ganze Tempel als Opfergabe/Spende an das Orakel gegeben.
Und was war jetzt das Orakel? Naja, im Haupttempel, dem Tempel des Apollos, gab es eine Felsspalte im Boden, aus der berauschende Dämpfe emporstiegen. Pythia, eine besonders schöne, gut ausgebildete, junge Dame, wurde zusammen mit Dämpfen und anderen Mitteln in Trance versetzt und gab Antworten auf die Fragen. Die Priester waren sehr gebildete Menschen und die einzigen Personen, die direkten Kontakt zu Pythia hatten. Wissenschaftlich umstritten ist, wieweit die Aussagen der Pythia von den Priestern interpretiert und formuliert wurden und inwieweit diese auch Erkenntnisse von Informanten in ihre Deutung miteinbezogen. Wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen ist allerdings, dass die Priester von Delphi über ein sehr weitreichendes und umfangreiches Informationsnetzwerks in die ganze hellenische Welt verfügten.
J. Die meisten Fragen an das Orakel waren Alltagsfragen, wie „Werde ich die olympischen Spiele gewinnen?“ oder „Werde ich lebend von der Schlacht zurückkehren oder sterben?“. Meist waren die Antworten auf diese Fragen Wortspiele. Auf letztere war die Antwort: „Geh kehre zurück nicht stirb“ („Go Return Not Die“). Dies weiß man heute noch so genau, weil die Antworten des Orakels auf eine Steinplatte graviert wurden und dem Fragenden mitgegeben wurden. Die Antwort auf diese Frage wurde ohne Satzzeichen geschrieben und war von der griechischen Grammatik doppeldeutig, sodass die Antwort sowohl „gehe, kehre zurück, stirb nicht“ als auch „gehe, kehre nicht zurück, stirb“ bedeuten kann. Einige der Orakel waren allerdings auch von politischer Bedeutung, hier haben die Priester ihr umfangreiches Wissen für die Beantwortung der Fragen genutzt. Für die Beantwortung der Frage was Athen, das angegriffen wurden, nun machen soll, wurden vermutlich auch Militärstrategen herangezogen. Denn die Antwort beinhaltete, poetisch in ein Gedicht verpackt, die Kriegsstrategie, die am Ende zum Sieg führte. Auch die Gründung der Stadt Istanbul, ehemalige Griechische Kolonie, basiert auf einem Orakel aus Delphi, in dem die Priester von diesem strategisch guten Ort wussten und ihn in der Antwort des Orakels beschrieben. So hatte das Orakel von Delphi tatsächlich ziemlichen Einfluss in der damaligen Welt.
Tag 186 – Gesamttour 14.102 km
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