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Traumziel Isfahan

Veröffentlicht: 12.10.2019

„Sieh die ganze Welt dir an - die Hälfte davon ist Isfahan“

Isfahan wurde schon zur Zeit der Safawiden als kulturelles Zentrum von Iran betrachtet und das ist auch heute noch so.

Mein Traumziel seit vielen Jahren, nun bin ich wirklich da. In einem wunderschönen Hotel - übrigens das einzige auf meiner Reise - mit traumhaft schönem Garten. Ich werde behandelt wie eine Königin, habe eine VIP-Suite bekommen und fühle mich wie in 1001 Nacht.

Natürlich hab ich mir all die beeindruckenden Meisterwerke persischer Baukunst angeschaut, bin durch den Bazar geschlendert und habe fantastische Sonnenuntergänge erlebt mit Blick auf die Moschee. Dazu das klangvolle „Allahu akbar“ des Muezzins, das in den goldenen Abendhimmel entschwebte.

Dennoch ist Isfahan die erste Stadt auf meiner Reise, in der ich mich nicht wirklich zu Hause fühle. Die Menschen hier sind anders, als ich sie bisher erlebt habe; kecker, fordernder und draufgängerischer. Möglicherweise auch schon ein bisschen vom Tourismus geschädigt. Schon kleine Kinder rufen einem ständig „hello, hello“ hinterher. Viele Menschen kommen direkt auf mich zu und verwickeln mich in ein Gespräch, von dem ich nie genau weiss, in welche Richtung es geht. Manche wollen tatsächlich nur Kontakt herstellen, wenn auch unverbindlich. Die Fragen sind immer stereotyp gleich: aus welchem Land kommst du, wie heisst du und dann „nice to meet you“. Das ist noch die harmloseste Variante, wenn auch ermüdend. Manche wollen ein Foto mit mir. Bei Kindern und Frauen gewähre ich es. Mühsam sind aber diejenigen, die einen dann am Schluss anbetteln oder in ihren Shop abschleppen wollen. Gestern hat mir ein Mann im Verlauf des Gesprächs einen Geldschein gezeigt und mir damit erklärt, wie viel ich ihm geben sollte. Ich bin aufgestanden und gegangen.

Beschaulich und ruhig ist es hier nicht. Als Alleinreisende werde ich weitaus mehr angesprochen als in einer Gruppe, doch gefährlich ist es nicht. Ich kann mich klar abgrenzen und wenn ich mich verabschiede, akzeptieren sie es problemlos. Es ist einfach nur anstrengender als bisher.

Die Stadt hat sagenhafte Kulturgüter. Wunderschöne Moscheen und Paläste, einen tollen Bazar, erstklassiges Kunsthandwerk, traumhafte Parkanlagen, in denen die iranischen Familien jeweils picknicken und atemberaubende Brücken. 

Was aber viele nicht wissen: etwas ausserhalb von Isfahan befindet sich die wichtigste und grösste Waffenschmiede des Landes. Hier werden Raketen gebaut und Sprengköpfe hergestellt.

Da ist er wieder, dieser Gegensatz. Einerseits hochstehende Kultur, faszinierende Schönheit und in allernächster Nähe die Mittel der Zerstörung. Das gibt es überall auf der Welt, nicht nur hier, auch in der Schweiz.

Unfassbar zu welchen Kunstwerken Menschen fähig waren und sind. Und ebenso unfassbar zu wie viel Zerstörung Menschen fähig waren und sind. 

Wir tragen immer alles in uns. Das Wissen um die Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit erfüllt mich mit grossem Respekt und zuweilen einem leisen Erschauern.

Kinderkunst als street art







Antworten (1)

Corinne
Wott ou!!!!!! Ach herrje! Und die andere halbe Welt hier schiesst Mega a ohni di!!!!!!