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Lärm und so weiter...

Veröffentlicht: 15.09.2019

Ich erzähle hier noch die Fortsetzung von meiner ohrenbetäubenden ersten Nacht in Tiflis.

Am nächsten Morgen ist es gleich in der Früh wieder losgegangen mit den Gebeten. Ich hab ja eine sehr persönliche Beziehung zu diesem wunderschönen „Allaaaaaaaaaaaahu akbar“, doch das kam nicht. Es war eine Art Predigt. Immer noch wunderte ich mich, wie viele Menschen hier die Moschee besuchten und in der Gasse stehen mussten. Als ich  am Mittag aufbrach, um die Stadt zu erkunden, wurde es mir schlagartig klar: es musste ein islamischer Feiertag sein, denn es waren auch sehr viele schön gekleidete Frauen und Kinder da und es wurden aus einem Auto Essenspakete ausgeteilt. Alle nahmen ihr Paket und gingen damit nach Hause. Eine alte Frau setzte sich auf eine kleine Treppe neben der Moschee und ass mit Genuss alles auf der Stelle auf. Das Bild hat mich sehr berührt. Es war spürbar, dass sie wohl selten zu so einer Mahlzeit kommt.

Die permanente Frage nach arm und reich. Ich aus einem der reichsten Länder der Welt und hier Menschen, für die eine einfache Mahlzeit aus einer Aluschale ein Festessen ist.

Es geht nicht um ein schlechtes Gewissen, sondern um Wissen.  Wissen, dass die Mehrheit der Menschen ökonomisch gesehen im Halbschatten oder Schatten steht, nicht in der Sonne wie ich. Wissen, dass alle meine Möglichkeiten Geschenk sind, eher Ausnahme denn Regel. Wissen, dass die Güter ungerecht verteilt sind und wir zwar wenig, aber dennoch etwas tun können. Schon nur dadurch, was wir unterstützen oder verwerfen. 

Und es geht um Dankbarkeit.


Übrigens - seither ist es absolut ruhig und ich stelle mir schon die Frage, wo denn die Gläubigen geblieben sind?




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