Philippinen22
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Calaanan 2

Veröffentlicht: 21.04.2022

Wir dachten, dass wir mit viel guter Planung die wichtigsten Arbeiten noch vor Ostern schaffen würden, aber es war einfach zu wenig Zeit und als spontan unsere ehemaligen College-StudentInnen vorbeikamen, wollten wir sie ja auch nicht wegschicken, weil es noch andere Arbeit gab. So baten wir Thata, im Immigration Office nachzufragen, ob wir einen Termin für eine Verlängerung des Visums bräuchten (dass eine Verlängerung möglich ist, lasen wir schon auf Philippinen-Chat-Plattformen). Ja, war die Antwort, aber wir dürften erst eine Woche vor Ablauf unseres Visums kommen. Dies passte sehr schlecht, weil wir ja dann auf Camiguin sein würden und wir rechneten schon aus, einige Tage früher nach Cagayan de Oro zurückzureisen, um auf dieses Büro zu gehen. Trotzdem versuchten wir es am letzten Tag in CDO noch auf der Immigration und wir erhielten die Verlängerung – zwar mit dem Hinweis, das nächste Mal bitte erst eine Woche vorher zu kommen (es gibt keinen logischen Grund dafür, der Chef hat es dort einfach so angeordnet), aber das war uns egal, wir hatten die Verlängerung um eine Woche. So werden wir am 1.Mai wieder zurück nach Cagayan fahren und nochmals bis am 6. arbeiten und am 7. nach Manila und in die Schweiz fliegen. Da am 9. Philippinische Präsidentschaftswahlen sind, ist es besser, vorher abzureisen.

Nun also noch zu unseren weiteren Tagen in Cagayan de Oro. Wie immer im April fand unser Stiftungsratstreffen der philippinischen Batulong Foundation statt. Es braucht dafür 3 Einheimische der mindestens 5 Mitglieder. Bisher waren wir 6 Mitglieder und nach dem Rücktritt von Thata’s Bruder Vic wurde nun sein Sohn Tonton als Ersatz gewählt. An diesem Board-Meeting werden die Zahlen präsentiert, die dann an die lokale Aufsicht geschickt werden müssen, die Events und das Budget für das laufende Jahr angeschaut und anschliessend gibt es jeweils etwas Feines zu essen.

Statt Haushaltsbesuche zu machen, verbrachten wir einen Nachmittag mit ehemaligen Batulong-College-StudentInnen. Nach 5-7 Jahren haben die meisten Kinder und es ist schön zu hören, dass alle eine gute Arbeit haben. Zwei sind Polizisten geworden und einer arbeitet in einem Gefängnis, die Polizistin als Kommunikations-Beauftragte. Eine Lehrerin arbeitet in einer High School in der Nachbarprovinz, die andere noch Teilzeit auf der Sozialbehörde, weil ihr Kind noch klein ist. Von einer anderen Studentin – gleicher Jahrgang wie Keno – erfahren wir, dass sie als Hausangestellte in Amsterdam ist (abgeschlossen hat sie IT). Nicht alle Ausbildungen liefen immer reibungslos und jetzt können wir mit dem Polizisten darüber spassen, wie herausfordernd es damals manchmal mit ihm war.

Wir machen die Hausbesuche dann später – sogenannte «revisits», also Besuche bei Batulong-Familien, bei denen wir schon lange nicht mehr waren, deren Kind ein Problem in der Schule hat oder weil sonst ein Grund besteht, wieder einmal dort vorbei zu gehen. Es geht auch darum, herauszufinden, ob sich an den Lebensumständen etwas geändert hat. Die erste Familie lebt in einer Hütte an einem Bach/Fluss. Obwohl eine hohe Mauer die Anwohner bei Hochwasser schützen soll, erzählt die Mutter des Batulong-Kindes, dass das Wasser ihnen bis zur Brust reichte. Vermutlich fand die Familie auf dem 2. Boden in der Hütte Zuflucht, während ihr «Wohnzimmer» - eine Plattform aus Bambuslatten – unter Wasser war.

In einer anderen Familie war nur die 17-jährige Tochter zu Hause – sie musste auf den kleinen Laden aufpassen. Der Vater ist auch ein Bäcker und das Mädchen zeigte uns den alten Ofen. Als Keno sie darauf ansprach, ob sie ins Summer-Camp komme, sagte sie, dass der Vater es ihr nicht erlaube. Er habe Angst um seine Tochter und wolle verhindern, dass sie einen Freund finde. Als ich sie fragte, ob sie denn gerne ins Camp gehen würde, sagte sie «oh ja, sehr gerne ... ihr sei langweilig und ihr Leben bestehe nur aus Modulen (lernen für die Schule) und dort im Laden sitzen» So liessen wir die Tochter dem Vater ausrichten, dass er ins Batulongcenter kommen solle, damit wir mit ihm reden können. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass er nicht käme, aber soeben haben wir erfahren, dass er zusammen mit seiner Frau unseren Mitarbeitern und deren Erklärungen zugehört und dann versprochen habe, dass er die Tochter mitfahren lässt. Der Ausflug findet auf der Bio-Farm von Thata’s Bruder Vic statt, weg von der Stadt inmitten von Reisfeldern. Wir hoffen, das Teenage-Mädchen wird eine gute Zeit haben!

In einem anderen Haus ist die Grossmutter die Erziehungsberechtigte für ein Batulong-Kind. Die 64-jährige, die 10 Jahre älter aussieht, kann nach einem Schlaganfall nicht mehr gut gehen. Thata fragt nach der Rente, die man ab 60 erhält, aber die Frau hat keine beantragt und es scheint, dass die Verwandten auch nicht sonderlich interessiert sind, die 500 Pesos (10 CHF) zu beantragen. Sicher, es ist keine grosse Summe, aber dafür können schon 12 kg Reis gekauft werden. Wir versuchen die dort anwesende Nichte zu motivieren, doch mal mit der alten Dame zum Stadthaus zu fahren.

So haben wir wieder einen ersten Einblick vom Umsiedlungsort, in dem nach der Aufhebung von Level 3 die Kinder nun auch wieder auf der Strasse spielen dürfen. Hoffentlich gibt es bald einen Übergang in den normalen Schulunterricht! In der Klasse der ehemaligen Batulong-Studentin in Bukidnon findet schon jetzt Unterricht mit Halbklassen statt.

Es folgt die Karwoche und wir werden nach Camiguin reisen – mehr dazu im nächsten Blogbeitrag.

Antworten (2)

Walter

Walter
Sonnige Grüsse vom Zürisee, liebe Franca und Mäge. Danke für die überaus spannenden Einblicke, Entwicklung von Batulong, Bilder und Berichte! Da kommen Erinnerungen hoch von unserer Reise zu Trudis Cousine in den Slums von Manila. Bald gehts ans Packen. Herzlich, Walti

#calaanan# philippinen#mindanao