Veröffentlicht: 06.05.2023
Heute Morgen haben wir beide den Höhepunkt der Rüsselpest erreicht. Heute ist wieder Reisetag und wir packen unser Equipment auf die Hummel. Wir verabschieden uns von unserem Artischocken-Farmer und machen uns auf zur 1. Mai-Tour. Unser Ziel ist diesmal ein Bergdorf Namens Seulo südlich des „Monti del Gennargentu“. Die Straßen sind auf dieser Strecke nicht so sehr mit starken Kurven versehen, was unser Vorankommen beschleunigt. Auf die letzten 50km wird es wieder enger und die Straßen schlechter. Wir lernen: Ein Schild mit „Vorsicht Baustelle“ bedeutet auf Sardinien „Achtung auf die nächsten Kilometer ist mit schweren Straßenschäden zu rechnen.“Wir fahren auf einem kleinen, engen, verschmutzten Pass aus einer Kurve heraus und bevor ich es verstehe sind wir schon einen halben Meter tiefer - also will meinen - Ende der Teerdecke. Die nächsten 5 km haben wir so etwas wie einen Enduro-Park mit Sonderprüfung zu absolvieren. Hier hat sich jemand richtig Mühe gegeben. Tiefe Furchen, Schotter, Löcher, 1/2 Meter tiefe und 10m lange Pfützen. Aber als Absolvent des BMW-Enduroparks habe ich gelernt mit so etwas klarzukommen. Auch durch eine Rinderherde, welche sich mitten auf dem Parcours niedergelassen hat, gilt es im Slalom zu durchfahren - sie nehmen es gelassen hin. Mein Adrenalinspiegel steigt jedoch, als der nächste Belagwechsel kommt - und zwar in Form von faustgroßen Granitsteinen. Die Hummel wird am Vorderrad unruhig und will abwechselnd mal nach links - mal nach rechts ausbrechen. Mit mehr Gas geht wird es besser.Wir sind heilfroh, als wir alle Prüfungen bestanden haben und den Rest der Tour auf einer normalen Straße zu unserem Ziel fahren können. Als wir in Seulo ankommen, sollen wir nach links in eine sehr enge und steile Gasse einfahren - sowohl ich als auch die Hummel verweigern uns der Empfehlung des GARMIN. Die Alternative für welche ich mich dann entscheide ist auch nicht besser - ich halte in der Nähe der Unterkunft press an einer Mauer an und staune über Autos, welche in flotter Fahrt meinen linken Koffer immer nur um wenige Zentimeter verfehlen. Wir werden eingelassen und ich parke gegenüber unserer Unterkunft - aber ohne Koffer! Da es im Dorf kein geöffnetes Restaurant gibt, müssen wir heute etwas improvisieren und bereiten uns etwas in unserer kleinen Küche zu.