PeruGirl - Ein halbes Jahr unter Lamas
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Qoricocha Lodge & Projekte in Cusco

Veröffentlicht: 08.02.2017

Was gibt es Schöneres als mit dem Schreiben eigentlich immer hinterherzuhängen? - Eine ganze Menge und genau deshalb hänge ich ja auch immer hinterher ;)

Doch ich habe schließlich versprochen, dass ich noch etwas zu erzählen habe und so muss ich mein Versprechen natürlich einhalten ;) Denn meine offizielle erste Arbeitswoche im neuen Jahr wurde gleich mal von Mittwoch bis Freitag etwas umgestaltet. Denn wie auch immer das zustande kam: Wir wurden von einer anderen NGO angefragt, ob wir an einem Promotionvideo für sie teilnehmen wollen! Das Ganze war darauf ausgelegt den ländlichen Tourismus für eine Lodge anzukurbeln, die zwar nur einige Kilometer von Cusco entfernt liegt, dem Besucher aber dennoch das Gefühl gibt im absoluten Nirgendwo zu sein. Während im Moment die meiste Arbeit in der Lodge noch von der NGO selbst betrieben wird, so sollen möglichst bald die Einheimischen der nächstgelegenen Gemeinde die komplette Koordination und Führung der Lodge übernehmen und so ihr Einkommen verdienen. Und so waren wir für drei Tage einmal wieder fernab der modernen Zivilisation und haben von Wanderungen, über Rad fahren und reiten nicht nur sportlich gesehen einige Aktivieren absolviert, sondern ganz besonders viel Kontakt zu den Einheimischen gehabt. So nervig die hunderttausend Fotos und Videos, die gemacht wurden, manchmal auch waren (es ist kein Spaß, wenn das Essen sowieso schon mit zwei Stunden Verspätung fertig ist und man dann vor dem warmen Essen sitzt und erstmal noch eine halbe Stunde warten muss bis dann auch wirklich alles abgelichtet ist ;)), so waren diese Tage doch nochmal eine ganz andere und besondere Erfahrung. Denn für mich persönlich waren es die Momente, in denen wir an einer Opferung an die Mutter Erde teilnehmen durften, die gemeinsame Zeit mit den Einheimischen abends am Lagerfeuer, an dem wir uns gegenseitig Lieder vorgesungen haben und die vielen, vielen Runden, die wir damit verbracht haben, den Kids UNO spielen beizubringen, die mich berührt haben. Und in traditioneller Tracht sahen wir natürlich auch nicht schlecht aus ;) Das Video ist inzwischen auch auf jeden Fall fertig geschnitten - gesehen haben wir es allerdings noch nicht :D

Doch auch seit diesem Event ist schon fast wieder ein Monat vergangen und ich kann kaum glauben, dass ich einfach nur noch drei Wochen hier in Cusco sein werde! Die letzten Wochen sind einmal wieder wie im Flug vergangen und das lag überwiegend auch daran, dass ich in meinem Projekten unglaublich zufrieden war und bin. Doch so lange wie ich nichts mehr über meine Projekte erzählt habe, habe ich nämlich noch gar nicht erwähnt, dass ich vor Weihnachten ziemlich unglücklich war mit der Situation in den Projekten beziehungsweise ganz besonders im Krankenhaus. Denn dort war es abgesehen vom ersten Mal nicht nur schrecklich langweilig, sondern nachdem ich irgendwann auch wirklich respektlos behandelt wurde, habe ich mich zunächst dazu entschlossen, nicht mehr ins Krankenhaus gehen zu wollen. Auch an meinem Sportprojekt konnte ich kaum Freude finden, da ich einfach nicht helfen konnte und mit dem anfänglichen Hundeprojekt gab es Schwierigkeiten mit meiner Organisation, sodass wir Freiwilligen dort zwar weiterhin willkommen sind, das Projekt in unserem Projektplan aber nicht mehr existiert. Das einzig wirklich tolle Projekt, das mir in dieser Zeit geblieben ist, war die Arbeit im Kindergarten, doch da ich schon damals wusste, dass der Kindergarten kein Ferienprogramm anbieten würde, war schnell klar, dass mir dort nur einige wenige Male bleiben würden. Der Abschied ist mir jedenfalls unglaublich schwer gefallen.

Doch so hat sich einiges bezüglich meiner Projekte geändert. Und so war die Arbeit im neuen Kindergarten leider eher etwas enttäuschend, wenn auch nicjt hochdramatisch. Man hat den Kids einfach angemerkt, dass sie verwöhnte Bewohner von einem der reichsten Viertel in Cusco sind ;) Doch da hier gerade Sommerferien sind und ich dort nur beim Ferienprogramm mitgeholfen habe, das diese Woche enden wird, werde ich für die letzten Wochen nicht mehr im Kindergarten arbeiten, sondern stattdessen an einem Tag in der Woche einen Tierarzt bei seiner Arbeit begleiten. Eine Katze spritzen durfte ich allerdings sogar schon ;) Und dabei sind wir auch gleich beim nächsten Projekt: dem Hundeprojekt. Und das macht wirklich Spaß! Denn es ist richtig abwechslungsreich, da wir nicht nur im Shelter selbst tätig sind, sondern auch bei Kampagnen mithelfen, bei denen jedoch nicht nur ein Tierarzt dabei ist, sondern auch immer ein Humanmediziner, den ich bei diversen Messungen unterstützen darf. So bekam ich sogar schon das Vergnügen, mehrere Menschen auf Diabetes und Anämie zu untersuchen ;) und da der große Bruder der Besitzerin des Shelters Kunsthandwerk betreibt und ein Großteil des Einkommens auch in den Shelter selbst fließt, gehört zu dem Projekt auch der künstlerische Teil, in dem wir tonen und allerlei Dinge bemalen - Meine künstlerische Ader habe ich zwar bis jetzt noch nicht entdeckt, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt ;)

Das tollste Projekt ist jedoch definitiv das Krankenhaus. Nach dem Reinfall in dem kleinen Gesundheitszentrum, in dem ich zuerst war, hatte ich die Möglichkeit, in eine moderne Klinik hauptsächlich für Touristen zu wechseln. Auch wenn es dort oft nicht viel zu tun gibt, so passiert doch eigentlich immer etwas total Interessantes! So sitzt man dann plötzlich mit dem Arzt im Krankenwagen und muss sich darüber aufregen, dass für Peruaner nicht nur das Wort "Rettungsgasse" ein Fremdwort ist, sondern dass sie offensichtlich wirklich gar keinen Sinn für Notfälle haben und den Fahrer der Ambulanz sogar eher noch beleidigen. :D Oder man ist ein glückliches Mädchen wie ich gestern und darf sich in komplett sterile Kleidung werfen und bei einer Operation zuschauen! Vielleicht werde ich ja doch noch plastische Chirurgin - wie man Fett absaugt, herausschneidet und in andere Köperteilen wieder einsetzt weiß ich jetzt in jedem Fall :D Doch so interessant es auch war: Wenn die eigentliche Operation schon drei Stunden dauert und man mit Vorbereitung und allem fast fünf Stunden braucht, kann das dann doch schon etwas zäh werden, wenn man selbst nichts tun kann ;) So hatte ich aber wenigstens genügend Zeit, um mich zu akklimatisieren :D

Doch im Moment sind es nicht nur die Projekte, die mich so glücklich und zufrieden machen. Obwohl ich schon über fünf Monate hier bin, so habe ich erst vor gut zwei Wochen Salsa für mich entdeckt. Und auch wenn ich eigentlich gar nicht der Typ von Tänzerin bin, so habe ich an diesem Tanz unglaublich viel Spaß gefunden und so trifft man mich eigentlich mindestens dreimal jedoch meistens eher fünfmal die Woche beim Salsakurs - also falls mich jemand sucht, weiß er, wo er am besten anfangen sollte mit suchen :D

Und so bleiben mir wirklich nur noch drei Wochen hier - eine unglaublich kurze Zeit, wenn man bedenkt, wie lange ich nun schon hier bin. Cusco ist meine zweite Heimat geworden und so sehr ich mich auch im Moment auf zuhause freue, so weiß ich schon jetzt, dass ich auch ganz viele Menschen, Dinge, Aktivitäten und Erlebnisse hier vermissen werde. Doch bevor es nach Hause geht, wird erstmal noch etwas anderes auf dem Plan stehen. Denn Anfang März werde ich zunächst einige Tage in Lima bei einer Familie verbringen, die ich im peruanischen Dschungel kennengelernt habe und die mich zu sich eingeladen haben, bevor ich mich dann auf den Weg nach Kolumbien mache - mein letzter Stop. Zumindest vorerst. ;)



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