PeruGirl - Ein halbes Jahr unter Lamas
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Projekte in Calca

Veröffentlicht: 24.10.2016

Und schon wieder bin ich mit der Berichterstattung hinterher, aber ich muss zugeben, dass ich nicht immer so begeistert davon bin, Blog zu schreiben^^ So viele Dinge ich auch zu erzählen habe und so viel ich hier auch erlebe - Oft weiß ich deshalb gar nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen und dann sind viele Erlebnisse oft zu viel, um sie mal kurz niederzuschreiben ;)

Seit der Rückkehr von meinem Trek zu Machu Picchu sind inzwischen schon wieder zwei weitere Wochen vergangen. Und seit diesen zwei Wochen hat sich doch einiges verändert, denn ich bin nicht mehr in Cusco (aber bald wieder^^), sondern sitze in unserem Freiwilligenhaus inmitten der kleinen Stadt Calca. Und nach bereits vielen spannenden Erlebnissen in Peru hat hier der Teil angefangen, wegen dem ich eigentlich hier bin: die Freiwilligenarbeit! Für alle die es nicht wissen: Ich bin hier in ganz verschiedenen Projekten eingespannt und so habe ich bereits in der ersten Woche gleich einen Einblick in den Englischunterricht, die Arbeit im Krankenhaus, im Kindergarten, aber auch in einer Behindertenschule bekommen. Zugegeben war mein erster Tag jedoch wirklich nicht der grandioseste ;) Zunächst noch sehr motiviert für meine Arbeit im Krankenhaus, konnte ich meine Motivation später leider vergeblich suchen :D Denn unter der Erklärung, eine Krankenschwester bei ihrer Arbeit zu begleiten, hatte ich mir definitiv keine Büroarbeit vorgestellt. Doch dabei hatte ich nicht bedacht, dass ich mich ja schließlich immer noch in Peru befinde :D Und so stellte ich schnell fest, dass in dem kleinen Gesundheitszentrum hier in Calca nicht nur keine Operationen durchgeführt werden, sondern dass digitale Datenerfassung für dieses Krankenhaus wohl ein absolutes Fremdwort sein muss^^ So hat jeder Patient eine komplett handschriftlich verfasste Akte, die aus hunderten von Formularen besteht, die sich bei jedem Besuch des Patienten ansammeln. Doch damit noch nicht genug. In Zusammenarbeit mit meiner Organisation wurde in allen Schulen (und davon gibt es hier so viele, dass ich mich wirklich frage, wo die ganzen Kinder herkommen :D) bei jedem Kind ein Test auf Anämie durchgeführt. Was auch ich nicht wusste: Diese Krankheit, die einen Mangel an Hämoglobin darstellt, ist unter Kindern sehr weit verbreitet. Um sie zu heilen, müssen die Patienten viel rotes Fleisch essen, aber auch zusätzlich Medikamente nehmen. Doch da es keine digitale Datenerfassung gibt, muss für jedes Kind ein Formular ausgefüllt werden, das bestätigt, dass das Kind Anämie hat und zusätzlich Rezepte verfasst werden - natürlich handschriftlich ;) Also eine Aufgabe, die perfekt ist für eine Volontärin wie mich :D Nachdem ich dann am ersten Tag fünf Stunden nur durchgeschrieben habe, konnte es also eigentlich nur besser werden ;) Aber das wurde es zum Glück auch! An meinem letzten Tag im Krankenhaus in Calca bin ich nämlich schon in meinem Sekretärinnenstatus sehr weit in die Höhe geklettert. Ich durfte sogar schon Patienten aufrufen und Termine ausmachen. ;) Aber Spaß beiseite! Auch wenn ich leider bisher nicht den ärztlichen Einblick bekomme habe, den ich mir gewünscht hätte und obwohl ich viel Bürokram erledigen musste, so habe ich dadurch die harte Realität des Krankenhausalltags miterlebt: eine möglichst schnelle Abhandlung von Patienten und eine bürokratische Arbeit in allen Belangen.

Doch das war bei Weitem noch nicht alles, was ich die letzten zwei Wochen erlebt habe. Wer mich kennt, der weiß, wie ich in der Gegenwart von Kindern aufblühe - und so auch dieses Mal. Auch wenn ich mir das niemals als Beruf für mein Leben vorstellen könnte, so habe ich sofort gespürt, wie gut mir die Kinder im Kindergarten tun. Für mich ist es eines der schönsten Gefühle, wenn sie auf dich zurennen - mit einem Lachen, das nicht ehrlicher und aufrichtiger sein könnte. Dass sie zu dir kommen und man einfach spürt, dass man den Kindern etwas mitgeben kann. Was auch immer es sein mag, Kindern können Erwachsenen in so vielen Dingen Vorbilder sein! Und so konnte ich die Zeit im Kindergarten unglaublich genießen, auch wenn hier etwas ganz gewaltig anders ist als in Deutschland. Es ist bereits die andere Mentalität, auf die man schon von Kindesbeinen an stößt. Den Kindern ist egal, ob sie dich schon einmal gesehen haben oder noch nie: Sie nehmen dich an die Hand und machen keine Unterschiede zwischen Hautfarbe und Herkunft. Und auch wenn ich sie des Öfteren nicht verstehen konnte und sie sich tierisch darüber aufregen können, weil sie einfach nicht verstehen, wieso man sie nicht versteht, so ist ihnen das schlussendlich doch egal, denn irgendwie kann man sich dann doch immer verständigen - Wozu haben wir denn Hände und Füße? ;) 

Aber es ist gibt vor allem einen großen Unterschied zum Kindergarten in Deutschland. Die Kinder haben bereits im Kindergarten eine Art Unterricht - zwar spielerisch, aber trotzdem. Dass die Kinder das allerdings weniger spannend finden, habe ich spätestens gemerkt, als sie lieber mich als Klettergerüst umfunktioniert haben als der Erzieherin/Lehrerin zuzuhören. Aber wenn diese mich auch den ganzen Tag nur anschreien würde, um mir wahlweise zu sagen, dass ich leise sein soll, dass ich mich beeilen soll oder dass ich meine Hände waschen muss, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, ob ich da so begeistert wäre. Ich habe also vollstes Verständnis für die Kinder ;) Aber Spaß beiseite: Der Abschied am Montag wird mir schwerfallen!

Eine der schönsten Momente in den Projekten hatte ich allerdings bisher im Englischunterricht, der zweimal wöchentlich in der Kunsthochschule Calcas angeboten wird. Ursprünglich nur für die Studenten gedacht, wurde das aufgrund der geringen Nachfrage bald so ausgeweitet, dass jeder Bewohner Calcas daran teilnehmen konnte. Und so haben sich doch einige entschlossen, einfach mal vorbeizuschnuppern und auch wenn ich noch nie zuvor unterrichtet habe, so habe ich doch ganz schnell gemerkt, wie viel Spaß mir das macht. Es war unglaublich schön zu sehen, wie wissbegierig und voller Motivation alle Schüler in den Unterricht gegangen sind. Und so tut es jetzt umso mehr weh, ganz genau zu wissen, dass wir mit unserem Umzug nach Cusco auch dieses Projekt nicht fortsetzen können. Es ist schmerzhaft zu sehen, dass man diesen Menschen so gerne die Chance geben würde, das zu lernen, was sie möchten und es doch nicht mehr zu können.

Und so vergingen auch die letzten beiden Wochen einmal wieder wie im Flug und ich bin mir mehr als sicher, dass das auch die nächsten eineinhalb Wochen nicht anders sein wird. Denn da wir in den ersten Wochen in Cusco unsere freien Tage nicht nehmen können, da wir uns in den neuen Projekten verständlicherweise erst beweisen müssen, haben uns unsere Koordinatoren angeboten, die letzte Woche der Projekte hier in Calca als freie Zeit zu nutzen, um reisen gehen zu können. Und so werde ich am Dienstag wieder aufbrechen, um erneut eine Trekkingtour zu machen. Zunächst mit dem Flugzeug nach Lima und danach mit dem Bus nach Huaraz werde ich für fünf Tage in der Cordillera Blanca von dem höchsten Berg Perus und vielen Gletschern und Seen umgeben sein. Die Temperaturen werden nachts vermutlich nicht sonderlich kuschelig werden, aber ich denke, dass ich das verkraften sollte ;) Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf die Auszeit und danach natürlich auch auf die Projekte in Cusco! Die Wohnung, in die wir einziehen werden ist auf jeden Fall wunderschön und gegen die Dachterrasse mit Blick über Cusco habe ich absolut gar nichts einzuwenden ;) Um peruanisch auszusehen muss ich meine Haut schließlich sowieso noch etwas bräunen ;)

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