Veröffentlicht: 02.04.2020
Die Natur hat uns alle im Griff. Die ganze Welt ist betroffen! Nun ist die Angst auch in Vanuatu angekommen und es ging alles ganz schnell. Was wir zuerst noch aus der Ferne in den News verfolgten, verändert nun auch unsere Situation in Vanuatu.
Auslöser war der Ausbruch des Virus in Australien, Neuseeland und dann auch auf einigen Pazifikinseln, was die Grenzschliessung in Vanuatu zur Folge hatte.
Obwohl es hier noch keinen bestätigten Fall gibt, hat die Regierung relativ schnell strikte Maßnahmen ergriffen. Alle Flüge wurden gecancelt und die Volunteers aus Australien, Amerika und Neuseeland ausgeflogen. Die Reisenden, die in den letzten Tagen in Vanuatu ankamen, wurden in Qarantäne gesteckt. Ein paar Tage später schlossen die Schulen und viele andere öffentliche Institutionen. Und nochmals 2 Tage später wurde der „state of emergency“ (Notstand) ausgerufen, was letztendlich für nun 2 Wochen das gesamte öffentlich Leben lahmlegen soll. Es ist definitiv das Besten nun präventiv so vorzugehen und zu hoffen, dass auch in den nächsten 2 Wochen kein Testergebnis poititv aus den Laboren in Noumea oder Brisbane zurückkommt und die Zahlen der Erkrankten und Toten nicht auffällig steigt.
Auch für unsere kleine Familie war es eine turbulente Zeit mit viel Wechsel, Abschieden, Zweifeln und Unsicherheit. Und nicht nur wir mussten uns überlegen ob und wie wir eventuell noch von der Insel runterkommen.
Meine Schwester Merle ist quasi „stuck in Paradise“. Sie hat in der Woche, in der Anna und Malin mit den beiden Babys noch rechtzeitig abgereist sind, auf eine vorzeitige Ausreise verzichtet und somit die vorerst letzte Chance auf eine Rückkehr nach Deutschland verpasst, was uns zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst war. Sehr schnell gingen die Grenzen zu und keiner kommt mehr rein oder raus. Auch einigen Locals, die im Ausland sind, wird die Einreise in ihre Heimhat verwehrt und keiner weiß so recht wie lange.
Aber für Merli und auch für uns momentan könnte es schlechter laufen. Bei schönem Wetter sitzen wir nun hier und haben die Möglichkeit an einsamen Stränden oder am Pool im Garten die Zeit zu überbrücken. Wir spielen viele Spiele (Stadt, Land, Fluss mit diversen Kategorien oder Kniffel), philosophieren übers Leben, kochen exotische Gerichte, lesen und spielen mit Pepe.
Merle ist auch nicht die einzige, die hier festsitzt. Zusammen mit schätzungsweise 13 anderen deutschen Touristen sind wir im regen Austausch mit dem deutschen Konsul und der französischen Botschaft, um für Merle Gewissheit zu bekommen, wann es nach Hause geht. Man munkelt es könnte Monate dauern oder halt ganz plötzlich morgen passieren. Diese zeitliche Ungewissheit macht es etwas mühsam, aber die erleben wir wohl alle momentan.
Mit uns sind auch Barbara und Sven im Land geblieben sowie unsere spanischen Freunde aus Barcelona. Das ist sehr schön, denn viele andere (alle australischen Freunde) mussten abrupt von jetzt auf gleich den nächsten Flieger nehmen. So treffen wir uns ab und zu mit den Zurückgebliebenen. Dabei müssen wir im öffentlichen Raum ein wenig drauf achten, dass wir, wie von der Regierung angewiesen, nicht mehr als 5 Personen sind. Alle Cafés schließen um 15:00 Uhr, Restaurants bieten nur noch Takeaway oder Lieferservice an und die Kava Bars mussten schließen. Ab 21:00 Uhr ist nun Sperrstunde und keiner darf mehr raus.
Die Strände sind jedoch noch überwiegend zugänglich und ein paar einzelne Resorts haben auch noch geöffnet. Die meisten Unterkünfte mussten aber bereits schließen oder dienen als Quarantänezentren.
Michel stellt online Trainingspläne für seine Spielerinnen bereit und absolviert mit ihnen jeden Morgen um 9:00 Uhr eine Trainingseinheit über den Livechat.
Ich habe meine Stunden reduziert, da aber viele meiner Patienten gegangen sind oder momentan auf Grund der sehr angespannten Wirtschaftslage andere Probleme haben. Ein halben Tag bin ich nun in der Praxis, stehe aber für Notfälle jederzeit bereit. So haben wir beide sehr viel Zeit für Pepe, genießen das Zusammensein und bestaunen seine täglichen Fortschritte (Krabbeln, Sitzen, Essen, ...).
So sieht es momentan hier aus und wir hoffen dass sich die Situation in den nächsten 2 Wochen wieder entspannt und für Merle ein wenig Licht ins Dunkel kommt.
Wie unsere genaue Zukunftsplanung aussieht kann man durch die Verschiebung der olympischen Spiele noch nicht wirklich sagen. Aber wer kann das derzeit schon 🤷🏽♂️