Oregon, Washington State & Vancouver Island
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Grizzlies - Grizzlies! Im Knight Inlet in BC

Veröffentlicht: 23.08.2019

Sonntag, 8.7.

Um 5.15h ist eine ohnehin unruhige Nacht zuende. So richtig entspannt kann man nicht schlafen, wenn man nicht verschlafen darf. Ich dusche, trotz aller Duft-Warnungen, ansonsten komm ich gar nicht in die Gänge. Vom Hotel hab ich ja die kleine Snack-Tüte und esse noch das Yoghurt und mach mich um kurz nach 6 auf den Weg. Die Temperatur sagt 47°F, das sind gerade mal gut 8°C. Der Himmel ist noch bewölkt, für den Tag ist ein verhangener Himmel angesagt, weil in Sibirien riesige Waldbrände wüten und der Rauch im Jet-Stream nach Osten weht.



Telegraph Cove ist ein echt niedliches Flecken, was aus historischen Holzhäusern auf einem Boardwalk über dem Wasser der kleinen Bucht besteht. Eine hübsche Marina mit vielen kleinen Booten, ein paar alte Läden, ein Café, das noch nicht auf hat, das ist es dann auch schon. Dennoch verliebe ich mich in dieses Nest und es wird einer der nettesten Plätze sein, die ich in meinem Leben besucht habe.


Die Tour läuft mit 11 Leuten aus, das Boot hätte Platz für 12. Mit Vollgas zischen wir durch eine traumhafte Berg-Insel-Landschaft, das Wasser spritzt links und rechts am Schiff entlang. Nach 10 Minuten sehen wir Orcas, kurz darauf Delphine und auf einer Insel hoch oben in den Bäumen auch Weißkopfseeadler.



Nach rund einer Stunde erblicken wir die erste Grizzly-Bärin, die mit ihren zwei Jungen auf den Steinen am Ufer steht. Die Maschine des Bootes wird abgestellt und wir flüstern nur noch. An Bord sind ein nature guide, der sich bestens auskennt, und der Skipper, der ebenfalls die Ecken kennt, wo die Bären sind. Eine gute Karte der Region des Knight Inlet, wohin wir unterwegs sind, liegt für alle einsehbar im Boot.





Die Grizzly-Mama läßt sich nicht stören und die Jungen, die aus diesem Winter stammen, gucken schon mal neugierig. Ein Junges wälzt sich gerne mit dem Rücken auf den Muscheln, die die Steine am Wasser bedecken. Bärenjunge bleiben drei Jahre bei der Mutter, bis diese sie verstößt. Geschwister bleiben in den allermeisten Fällen dann weitere 3 Jahre beieinander, bis sie sich erstmals paaren. Alle vier Jahre kriegt also eine Grizzly-Dame Junge. Da sie sich mit mehreren Männchen paart und die befruchteten Eier erst im November wirklich einnisten, wenn klar ist, dass das Weibchen den Winter überlebt, also genügend Speck angefressen hat, ist es üblich, dass das Weibchen im Winter einen Wurf hat, dessen Junge von verschiedenen Vätern stammen. Daher sind die Jungen auch oft völlig unterschiedlich gefärbt. Grizzlies sind die sich am langsamsten fortpflanzenden Säugetiere Nordamerikas.


Wir fahren langsam weiter, sehen noch einen Jungbären an den Muscheln. Auch er dreht laufend Steine um, um darunter kleine Fische zu finden. Er grunzt und knirscht mit den Muscheln auf den Steinen.



Wegen der recht langen Aufenthalte bei den beiden Bärbeobachtungen erreichen wir das Estuary erst spät. Wir steigen hier, in der Schutzzone um auf ein motorisiertes Floß, und beobachten eine Grizzly-Dame direkt am Anleger, kreuzen dann aber auf die andere Seite der Bucht und entdecken zwischen den Steinen einen Nerz!

Gut getarnt: Ein Nerz


Zum Mittagessen schmiert sich jeder ein Brot auf unserem normalen Boot. Wir essen in der Sonne mit Blick auf eine Bärin am Ufer. Von links nähert sich ein Reh, was aber eher den Grizzly irritiert. Das Reh geht am Grizzly vorbei – das war’s. 

Der Grizzly entscheidet sich nun gemächlich für ein Bad und sitzt quasi dort in seiner „Badewanne“ und kratzt sich mal mit dem Fuß am Ohr oder spaddelt da einfach herum.



Die Rückfahrt ist ruppig. Der Wind steht gegen uns und produziert knackige Wellen. Ich bleibe fast die ganze Zeit auf dem Achterdeck draußen. Sitze dort in Fleece- und Regenjacke in der Sonne, aber der Wind pustet ganz flott. 


Die Rückfahrt dauert etwa 2 Stunden und kurz nach 16.00h erreichen wir wieder den schönen Hafen von Telegraph Cove der friedlich in der Sonne liegt. 

Telegraph Cove


Ich schwanke wie ein Seemann zu meinem Auto und fahre nach Norden, um mir Port Hardy anzusehen, den nördlichsten Ort von Vancouver Island. 


Port Hardy

Der Ort ist aber sehr enttäuschend. Ich hatte auf einen Kaffee gehofft, weil mir fast die Augen zufallen. Aber hier ist nichts. Also wieder 23km zurück nach Port McNeill. Ich laufe am Hafen rum, eine schöne Marina mit vielen Booten. 

Weißkopfseeadler / Port McNeill


Ein Weißkopfseeadler sitzt auf einer Straßenlaterne und folgt interessanten Bewegungen im Hafenbecken. Ich hole mir ein Sandwich und esse auf einer Bank an der Marina in der Sonne, aber es ist so kalt durch die Winde, die über die hohen Berge kommen und sich an den riesigen Gletschern abkühlen, dass ich in drei Jacken sitze. Ich beobachte ein wenig den Weißkopfseeadler und seine Kumpels, kehre aber noch im Hellen ins Hotel zurück, was keine Kunst ist, da es hier um 22.00h heute noch taghell ist.


Morgen unternehme ich eine zweite dieser Bootsfahrten. Die Natur ist ja jeden Tag anders. Also geht der Wecker wieder um 5.15h.

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#usa#kanada#britishcolumbia#vancouverisland#grizzlies