On The Road To Thailandonesien
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Das Backup-Licht

Veröffentlicht: 29.03.2019

Ein großes Hallo aus Vietnam!Ja, ich lebe tatsächlich noch, auch wenn ich mehr als 24 Stunden in einem stinkigen Bus verbracht habe (wahrscheinlich habe ich am Ende genauso wie der Bus gerochen - da konnte keiner mehr erschnuppern ob da Philine oder der Bus steht). Ich weiß ihr brennt sicherlich alle darauf die gruseligsten, schlimmsten Busgeschichten zu hören und deswegen werde ich euch nicht länger auf die Folter spannen. Im Groben und Ganzen kann ich sagen, dass ich es mir deutlich schlimmer vorgestellt habe. Trotzdem gab es ein paar Ereignisse, die der Fahrt eine ganz besondere Würze verliehen haben. So fing es damit an, dass ich mal wieder ganz hinten einen Sitz zugeteilt bekommen habe - mit 4 anderen Mädels. Wir lagen da also zusammengeknautscht auf der Rückbank und ich dachte mir schon nach den ersten 10 Minuten: Ok, wir kennen uns zwar nicht, aber wir werden uns in den nächsten 24 Stunden sehr nahe kommen. Ich lag am Fenster, welches extrem zerstört und mittels Buddah-Aufkleber „repariert“ wurde, was auf mich natürlich super vertrauenserweckend wirkte und nach einer gewissen Zeit rechnete ich jederzeit damit, dass es einmal knackt und ich einfach aus dem Bus raus rolle. Trotzdem wollte ich der Fahrt eine Chance geben und ich versuchte mich in der Enge zu entspannen. Das hat auch ganz gut geklappt bis Mitternacht. Denn plötzlich hat es unfassbar nach Rauch gestunken und es kam aus unseren Sitzen Qualm. Unter uns lag nämlich der Motor, welcher anscheinend total überhitzt war. Ich bin so panisch geworden und hätte am allerliebsten überhaupt nicht mehr geatmet, weil es wirklich übel und so nach Abgas gerochen hat. Meine Panik wuchs dann immer mehr, weil irgendwann der ganze Bus zugequalmt war und ich mir irgendwann eingebildet habe, dass wir alle sterben werden, weil wir Abgase einatmen. Ich weiß, ich habe das super überdramatisiert, aber ich konnte es nicht abstellen. Also saßen wir da alle mit T-Shirt über der Nase und versuchten den Busfahrer darauf aufmerksam zu machen. Der hat dann eine Flasche Wasser über den Motor gekippt und weiter ging es - seiner Meinung nach war es damit besser , unserer Meinung nach wurde es dadurch schlimmer. Der Rauch war echt so beißend in der Nase und irgendwann hat er angehalten und endlich das Problem wahrgenommen. Er wollte uns ernsthaft erzählen, dass er nichts riecht, obwohl der ganze Bus voller Rauch war und man dadurch echt schlecht sehen konnte. Also begann die „Bus-Operation“. Zuerst würden wir von unseren Sitzen gescheucht und dann ging das Gewerkel los. Mich hat das Ganze wirklich an eine Operation erinnert (auch wenn ich noch nie bei einer Operation dabei war). Denn es gab den „Doktor“, der dann unter unseren Sitzen gefühlt im Motor saß; es gab den Assistenzarzt, der das Licht (eine kleine Taschenlampe) ganz professionell hielt und hier und da mal unter die Arme griff; dann gab es da noch den zweiten Assistenten, der die verrücktesten Werkzeuge holte (Schere, Nägel!!!, Klebestreifen,...) und dann gab es da noch -ich nenne es- das Backup-Licht. Das war so lustig, weil alle drei beteiligten Leute, die zum Operationsteam gehörten, direkt am Geschehen waren - sprich: also am Motor standen. Der Vierte (das Backup-Licht) stand aber mit bei uns an der Treppe (gut 5 Meter entfernt) mit seiner Tastenhandy-Mini-Taschenlampe und leuchtete von dort. Die Lampe hatte definitiv null Wirkung, dadurch war es umso lustiger, dass er da vollkommen konzentriert mit bei uns stand und versucht hat (von dort hinten) das ganze Prozedere nachzuvollziehen und zu beleuchten. Wirklich, ich bin der festen Überzeugung, das sein Job definitiv der Wichtigste war. Denn das Backup-Licht sollte niemals fehlen - man weiß ja nie. Er hat diesen Job auch wirklich ernst genommen und immer höchstmotiviert die Lampe entweder nach oben oder unten gehalten (je nachdem wie der erste Lampenhalter die Lampe hielt)- auch wenn es wirklich keinen Effekt hatte, außer uns zu unterhalten. Nach gut 30 Minuten war das Prozedere vorbei und es roch wenigstens nicht mehr nach Motor-Rauch, sonder nur noch Zigaretten-Rauch, weil sich der Doktor während seiner Arbeit am Motor eine Zigarette angesteckt hat. Immerhin einer konnte sich entspannen. Naja, anschließend verlief die restliche Fahrt relativ unspektakulär und so standen wir nachts um 2 Uhr schon an der Grenze. Da dieses jedoch erst um 7 Uhr öffnet, war schlafen angesagt. Gegen 5 Uhr wurden wir dann alle vom Gekrähe eines Hahns geweckt. Wir alle fragten uns einfach nur „Wo kommt das her?“ , bis wir dann realisiert haben, dass wir schon die ganze Fahrt über einen Hahn beim Gepäck als Gepäck hatten. So konnten wir uns alle den Wecker sparen und standen überpünktlich an der Grenze. Der Grenzübertritt verlief eigentlich ganz gut, abgesehen davon, dass ich einen blöden Beamten in Vietnam hatte, der mir natürlich mal wieder mehr Geld abgezockt hat. Denn man muss für den bloßen Stempel 1 Dollar bezahlen und ich hatte nur 10 Dollar. Er meinte, das ist in Ordnung, hat mir aber nur 4 Dollar zurückgegeben und den anderen 5 Dollarschein schön in seine Hosentasche gesteckt. Als ich meinte, dass da noch 5 Dollar fehlen, hat er mich kackendreist angelächelt und gesagt „Du hast mir aber nur 5 Dollar gegeben“. Naja, wie immer ist man in solchen Situationen machtlos, denn die sind ja nicht blöd. Ich kann ja nicht beweisen, dass ich 10 Dollar hingegeben habe. Aber gut, so ist das mit meinem Glück. Darüber wollte ich mich aber nicht groß ärgern, einfach weil ich sowieso  nichts dagegen machen kann. Die restliche Busfahrt verlief dann relativ eintönig. Natürlich hat sich trotzdem alles etwas verzögert, sodass wir zwei Stunden später als geplant in Hanoi ausgestiegen sind. Und hui, ich war vollkommen übermüdet, überwältig und überfordert. Wir wurden komplett außerhalb rausgeschmissen, sodass ich nicht mal hätte laufen können. Aber keiner hat mit mir geredet, alle Vietnamesen haben mich ignoriert oder konnten kein Englisch. So hatte ich nicht mal ansatzweise eine Chance das Bussystem zu verstehen oder mich da irgendwie reinzufuchsen. 30 Minuten lang habe ich verzweifelt versucht irgendwie mit den Leuten dort zu sprechen und irgendwie einen Weg in die Stadt zu finden. So blieb mir am Ende nichts anderes übrig als ein überteuertes Taxi zu nehmen. Aber wirklich sowasvon überteuert, sodass ich lieber keine Preise nenne. Und wie ihr vielleicht auch schon wisst, ist der Verkehr in Vietnam etwas „speziell“. Und obwohl mich alle vorgewarnt haben, hatte ich trotzdem einen Kulturschock wie am Beginn meiner Reise. Die Autos, Busse und Roller fahren einfach irgendwie und Kreuz und quer mit gedrückter Hupe. Also ja, pures Chaos. Die größte Hürde war die nächsten Tage für mich immer das Straße-Überqueren. Denn alle Backpacker sagen „In Vietnam lautet die oberste Regel : Einfach laufen. Nicht anhalten. Einfach laufen.“ Das klingt einfach, aber es fühlt sich jedes Mal so an, wie als ob man einen Bungee-Jump macht ohne das Seil vorher gecheckt zu haben. Das Seil hält eigentlich immer, und so ist es auch beim Überqueren der Straße. Irgendwie funktioniert das immer. Die ersten Tage waren für mich also wirklich etwas schwerer und ich wusste, dass die Eingewöhnungsphase dieses Mal deutlich länger dauern wird. Nicole hat mir aber zum Glück hier und da ein paar Sachen und Empfehlungen aufgeschrieben, sodass ich mich da am Tag etwas langhangeln konnte und nicht den ganzen Tag vor Verzweiflung im Bett verbringe. Das war schon echt der Hammer, weil ich dadurch immer mehr auf den Vietnam-Geschmack gekommen bin. Denn Vietnam ist einfach generell etwas spezieller in allem, aber auf eine coole Art. Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass sie sich hier mehr trauen. So habe ich mich die nächsten zwei Tage durch „Egg Coffee“, „Coconut Coffee“, „Coconut Chai Latte“ und noch vieles mehr probiert und war im Himmel. Außerdem bewege ich mich hier generell gerade im Kaffeeparadies. Wenn man die Straßen langläuft, dann gibt es so gut wie an jeder Ecke einen richtigen Kaffeeladen (mit unfassbar großer Auswahl an Bohnen und was nicht noch alles). So weht alle paar Meterchen immer mal ein Kaffeeduft vorbei. Mein persönliches Erfolgserlebnis in Hanoi war ein ganz kleiner Laden mit zwei Regalen voller Biosachen aus Deutschland. Und es hat dort genauso gerochen wie im Bioladen zu Hause. Ich hätte heulen können vor Freude. Da war doch tatsächlich ein kleines Stückchen Heimat mitten im Trubel Vietnams. Also stand ich dort ewig, habe einfach nur den Duft genossen, war lustigerweise den Tränen echt ziemlich nahe und habe mir später noch die teuersten Bio-Gummibärchen überhaupt gekauft. So konnte ich überglücklich diese Gummibärchen genießen und mich Zuhause ein Stückchen näher fühlen. Wow, was ein Highlight, was? Da das Wetter für die nächste Woche im Norden ziemlich blöd sein sollte, musste ich leider meine ganze Reiseplanung etwas umstrukturieren. Denn es soll die ganze Woche regnen, wodurch ich den wunderschönen Ha Giang Loop leider ausfallen lassen muss. Das hat mich schon etwas geärgert, weil ich diese Rundreise mit dem Scooter wirklich sehr sehr gerne machen wollte. Aber ja, so habe ich einen Grund nochmal nach Vietnam zu reisen (und glaubt mir, das werde ich zu 100% machen einfach nur um diesen Loop zu machen). So bin ich relativ spontan auf Cat Ba Island gefahren, diese Insel liegt in der Halong Bay (so konnte ich mir diesen total überlaufenen Ort sparen und die Ruhe auf der Insel genießen). Und keine Sorge, in diesem Blogeintrag fehlt keine Tollpatschgeschichte. Auch dieses Mal kann ich euch wieder etwas erheitern. Ich bin also auf Cat Ba Island angekommen und habe mir einen Scooter ausgeliehen, um die Insel etwas zu erkunden. Natürlich hatte ich immer meine Kamera mit dabei, um hier und da ein paar Landschaftsfotos zu schießen. Also hielt ich wieder mal am Straßenrand, um die Natur zu fotografieren und holte dabei meine Kamera aus dem Sitz (da ist ja ein kleiner Stauraum. Den Sitzdeckel habe ich erst auch aufgelassen, aber dann war plötzlich voll viel Verkehr, also wollte ich ein bisschen aus dem Weg gehen und habe den Deckel sofort zugeschlagen und mich auf den Scooter gesetzt. Die Autos waren vorbei, das Foto gemacht und ich wollte weiter. Und dann stellte ich fest, dass ich doch wirklich ein kleiner Dummkopf bin. Ich Dödel habe doch tatsächlich reflexartig den Schlüssel abgezogen, in den Sitz gelegt (wahrscheinlich weil ich die Kamera rausnehmen wollte) und dann habe ich ja aufgrund des Verkehrs den Sitz zugeschlagen. Ja, ich hatte also ein gewaltiges Problem. Ohne Schlüssel kann man nämlich nichts machen. Weder wegfahren, noch den Sitz öffnen. So stand ich mitten im Nirgendwo und habe mich laut selbst beschimpft, weil ich diesem Moment so sauer auf mich selbst war. Natürlich hatte ich auch kein Netz, also stand ich da. Ich habe auch versucht den Sitz auszuhebeln, aber alleine funktioniert das einfach nicht. Wie schön wäre da ein Backup-Schlüssel gewesen. Ich wusste auch einfach nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Im Nachhinein lache ich natürlich, aber das war für mich ein ganz neues Maß an Tollpatschigkeit. Dann kam sogar ein Local vorbei und ich versuchte ihm mit Händen und Füßen zu erklären, was mein Problem ist. Er hat mir dann gesagt, dass er in 5 Minuten zurück ist und mir hilft. Ja, also saß ich auf meinem Scooter und musste einfach Vertrauen haben. Denn was anderes ist mir nicht übrig geblieben. Nach 30 Minuten war er dann immer noch nicht da, aber wie gesagt: ich musste ihm einfach vertrauen, das war meine einzige Chance. Doch zum Glück hat es das Universium dann doch etwas gut mit mir gemeint und es kamen zufälligerweise zwei Jungs aus meinem Zimmer mit ihrem Roller vorbei und haben mich auch gleich erkannt. Ihnen musste ich dann gestehen, wie blöd ich bin und nachdem Sie herzlich gelacht haben, haben sie den Sitz etwas aufgestemmt und ich habe meinen Arm dazwischen quetschen müssen und schließlich den Schlüssel herausgezaubert. Alles in allem ist das mal wieder eine super Geschichte! Ich bin wirklich erstaunt, dass mir immer wieder neuer Blödsinn passiert. Das ist schon echt verrückt. Aber somit habe ich auch diese Situation überstanden und habe jetzt die „Wie Philine den Schlüssel in den Sitz eingeschlossen hat“-Geschichte. Hervorragend! So habe ich schon ein paar Vorlagen für Gute-Nacht-Geschichten, die ich später erzählen kann. Ansonsten war das Wetter leider relativ schlecht auf Cat Ba Island. Es war nämlich (für meine Verhältnisse) richtig richtig kalt. Am Tag waren es 18 bis 20 Grad und da ich in Laos immer Temperaturen von 40 Grad gewöhnt war, war ich ganz schön am zittern. Nach drei Tagen auf der Insel habe ich mich dann nach Ninh Binh aufgemacht. So allmählich starte ich also gen Süden. In Ninh Binh habe ich generell nichts großartig spezielles gemacht. Meine Tage bestanden eigentlich nur daraus, dass ich mir einen Scooter ausgeliehen habe und die Gegend besichtigt habe. Denn dort gibt es wirklich viel zu sehen. Die Landschaft dort ist einfach fantastisch. So habe ich echt einfach ein wenig Sightseeing betrieben und dabei festgestellt, dass die Leute in Vietnam mich als pure Attraktion wahrgenommen haben. Während ich unterwegs war, musste ich ständig für Selfies posen oder habe mitbekommen, dass die Leute einfach ohne Vorwarnung Videos und Fotos von mir machen. Und das die ganze Zeit. Teilweise kamen richtig Gruppen an und alle wollten nacheinander Bilder machen. Eigentlich war ich in einer riesigen Tempelanlage und wollte diese ganz in Ruhe besichtigen, aber das ging einfach gar nicht. Und vielleicht klingt das jetzt an sich ganz cool, aber auf Dauer ist das sehr belastend. Am meisten hat mich wirklich das Filmen gestört - wie als ob ich ein Tier im Zoo bin. Wie gerne hätte ich eine Backup-Philine gehabt, die einfach für die Fotos posiert, während ich ganz entspannt den Tempel besichtigen kann. Naja, so stelle ich hier immer wieder fest, dass Vietnam doch noch mal eine ganz andere Welt ist, was aber super interessant ist. Vielleicht brauche ich einfach echt sehr lange bis ich hier alles verstanden habe. Aber trotzdem freue ich mich hier weiterreisen zu können, denn irgendwie ist hier jeder Ort so unfassbar schön und die Landschaft ist einfach der Hammer. Da könnte ich jedes Mal wieder ausflippen vor Freude. So bewege ich mich gerade wie gesagt in Richtung Süden und musste den obersten Norden leider ausfallen lassen. Mal schauen, was hier alles noch als nächstes passiert. Momentan bin ich auf dem Weg nach Phong Nha und erkunde dort ganz fleißig die Gegend. Fühlt euch alle gedrückt und stellt euch immer ein kleines Backup-Licht bereit - man kann ja nie wissen. :) 
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