Veröffentlicht: 07.07.2018
Das letzte Mal habe ich auf einem Boot gelebt und nun bin ich wieder heimatlos und doch verbringe ich die meiste Zeit bei anderen Leuten zu Hause.
So sieht es im Übrigen aus, wenn ich den Blog schreibe und arme Kellnerinnen bitte ein Foto von mir zu machen:
Den letzten Blogeintrag habe ich in Québec City geschrieben. Québec City ist die Hauptstadt vom Staat Québec und im Prinzip wie Bayern. Keiner kann die Sprache verstehen und am liebsten würden sie ihre Unabhängigkeit von Kanada erklären, liegen aber leider fast in der Mitte. Ich war also Ende Juni für ein paar Tage dort und Québec City war bis jetzt tatsächlich der Ort, der mir am wenigsten gefallen hat. Mir wurde schon öfter hier erklärt, dass Kanada nur 2 Jahreszeiten hat: Winter und Bauarbeiten. Das konnte man in Québec City deutlich sehen. Es gab überall Baustellen, die Stadt ist komplett mit Verkehr verstopft und es gibt zwar ein paar kleine niedliche Gassen, aber die sind dann eben mit Touristen verstopft.
Meine Erfahrung ist dadurch getrübt, dass ich einen unangenehmen Husten bekommen habe, als ich dort war und alles erst besser wurde, als ich nicht mehr in Québec City war. Da am 1. Juli 'Canada Day' gefeiert wird und es in jeder größeren Stadt Paraden und Feste gibt, wurde mir empfohlen, den 1. Juli nicht in Québec zu verbringen. Hier feiert niemand Canada Day, denn die französischen Kanadier wollen ja irgendwie gar nicht zu Kanada gehören. Um auch wirklich sicher zu gehen, dass keiner in Québec auf die Idee kommt 'Canada Day' zu feiern, enden die meisten Mietverträge hier am 1. Juli und alle müssen umziehen und haben keine Zeit patriotisch zu sein. So auch der Couchsurfer, bei dem ich gewohnt habe. Also habe ich am 29.06 um 23:55 Uhr den Bus nach Halifax genommen und bin dort am 30.06 17:30 Uhr angekommen. Die 17 Stunden Busfahrt war wirklich super. Besonders der Stop in Rivière-du-Loup um 2 Uhr Nachts war klasse. Wir mussten dort in einer Neon-beleuchtenden Halle auf den nächsten Bus warten, der 4:30 Uhr ankommen sollte. Auch die ältere libanesische Frau neben mir fand das nicht sehr schön. Da ihr kalt war, habe ich ihr meine Jacke gegeben und als Dank hat sie mir Fotos von ihren 10 Enkeln gezeigt :) Weil ich immer so unendlich viel Glück mit Busfahrten habe, ist nach 10 Minuten die wir dort saßen, ein Mann mit Trommel in den Raum gekommen und hat angefangen Selbstgespräche auf französisch zu führen und diese mit seiner Trommel untermalen. Ich hätte ihn gerne lautstark beleidigt, wollte aber die libanesische Großmutter nicht entrüsten. Das waren sehr anstrengende 2 Stunden ...
Angekommen in Halifax wurde ich von meinem Couchsurfer Chris abgeholt - in seinem japanischen Auto, mit dem Lenkrad auf der falschen Seite. Er meinte, dass kommt bei den Frauen gut an. Während wir damit rumgefahren sind, haben ihn aber nur alte Männer darauf angesprochen :D Chris hat mich dann zum 40 Jährigen Hochzeitsjubiläum seiner Eltern mitgenommen und mir davon erst auf dem Weg dorthin erzählt. Da ich nach der Busfahrt aussah wie gerade erschlagen und in meinen Schlafanzug hatte, hat er netterweise nochmal an einer Tankstelle angehalten, damit ich mich umziehen konnte.
Den nächsten Tag waren wir dann ganz in der Nähe von Elmsdale wandern und haben zur Freude meines Vaters Orchideen gefunden.
Chris, die Lebensfreude in Person. In seiner Couchsurfing Reverend für mich schreibt er: "Just beware she might request you to become a nourishment program for blood sucking insects in a hiking trip..lol.."
Ausserdem waren wir hier:
Abends war dann "Canada Day Party" bei seiner Schwester mit allen Leuten, die ich schon am Vortag beim Grillen kennengelernt hatte. Die Party war super! Es gab eine Pool, es wurde sehr viel Gras geraucht, es gab ein Feuerwerk und als dann alle angefangen haben von ihrem Job beim Halifax Flughafen zu erzählen, bin ich schlafen gegangen. Der Halifax Airport ist der Haptarbeitgeber in der Region und bei der Feier waren mehrere Mechaniker, Fluglotsen und Servicepersonal anwesend. Also war ich irgendwie auch auf einer kleineren Betriebsfeier :D
Am nächsten Tag hat mich Chris dann nach Truro gefahren. Bevor ich wieder in den Bus gestiegen bin, waren wir noch im Victoria Park in Truro. Einer der schönste Parks die ich hier in Kanada bis jetzt gesehen habe. Wir haben viel geschwitzt und die Mücken sind nicht meine Freunde.
Dann bin ich mit dem Bus nach Sydney gefahren. Jaja, die Europäer waren halt echt nicht die kreativsten bei der Namensvergabe. An der Bushaltestelle wurde ich von Brenda abgeholt, der Inhaberin von 'Brenda's Place'. Brenda nennt es Hostel, aber an sich hat sie 2 Zimmer in ihrem Haus in dem mehrere Betten stehen. Was aber eher gut ist, denn irgendwie gibt es in Cape Breton sonst kaum irgendwelche Hostel und alles ist sehr teuer. Brenda ist eine liebenswürdige ältere Frau mit einer schrulligen Katze, die sich gerne Wahrsager auf Youtube anschaut.
Brenda hat Charakter und ich habe sie sehr ins Herz geschlossen. In Brenda's Hostel hat a auch Greg übernachtet und wir haben schnell festgestellt, dass wir beide ungefähr die gleiche Reiseroute haben, nur dass ich kein Auto besitze und Greg keine Emotionen :D Sein Enthusiasmus bei fantastischen Ausblicken wie diesen:
war eben: Ja, schön.
Mit Greg zusammen bin ich dann den Cabot Trail entlang gefahren und die Landschaft hat mich ein bisschen an die Marlborough Sounds in Neuseeland erinnert. Lauter Hügel und dann der Atlantik :) Wir waren außerdem in Louisburg und haben eine der ältesten Burganlagen in Kanada besucht. Die Schauspieler dort, die die Leute vom 17. Jahrhundert spielen sollten, waren mehr oder weniger in ihren Rollen. In manchen Häusern wurde man freundlich empfangen und es wurden Fragen zur Geschichte des Hauses und deren ehemaligen Bewohner beantwortet und in anderen Häusern hatte man das Gefühl wirklich einfach grade bei jemandem ungefragt in die Küche gelaufen zu sein 😶.
Ja, dass ist eine Kirche und ja, diesem Typ gehört die Kirche. Das Hostel gibt es erst seit einem Jahr und Bryson hat es mit Bier finanziert. Er ist mit seinem Bus für mehrere Jahre unterwegs gewesen um Downhill Skateboardfahrer zu promoten und war meist auf diesen Events auch Moderator. Die Downhill Skateboard Community hat auch dieses hostel finanziert in dem es bald auch ein Museum über das downhill skateboarden im Kirchenturm gibt. Ich schreibe deshalb so oft downhill skateboarden , weil ich die Geschichte immer noch nicht glaube und weil Bryson außerdem die nettesten Freundin der Welt hat und 2 kleine Kinder die alle mit in der Kirche leben.
Hier kommt die Stelle, die Vegetarier Esser überspringen sollten. Ich habe das Tier gegessen, von dem die Leute hier in Cape Breton ihren Lebensunterhalt verdienen:
Fleischfressende Pflanze
Nach der Wanderung haben wir uns Wale angeschaut. Hauptsächlich haben wir Pilot Wales gesehen und ein paar Robbenköpfe, die ab und zu aus dem Wasser geguckt haben. Auf der Rückfahrt bin ich auf dem Boot einfach im Sitzen eingeschlafen. Greg ist sehr beeindruckt von meiner Gabe einfach überall einzuschlafen, vor allem da er selbst Schlafstörungen hat.
Von den Walen gibt es auch ein Video :)
Jetzt gerade bin ich auf Prince Edward Island und übernachte bei Dale, einem Couchsurfer in Charlottestown. Es ist so suburbig hier, dass die einzigen Geräusche Rasenmäher und spielende Kinder sind. Lange würde ich es hier nicht aushalten. Ich habe mit Dale hauptsächlich den östlichen Part von Prince Edward Island erkundet und da Dale eine Menge über seine Wahlheimat weiß, habe ich viel gesehen. Prince Edward Island ist so sicher und alle sind so nett, dass ich mich fast wundere , dass noch niemand verrückt geworden ist in diesem Retnerparadies. Überall wimmelt es von Souvenirläden, die komplette Küste ist mit Cottages gepflastert und wenn man will, kann man stundenlang an Kartoffelfeldern vorbeifahren. Ich kann Prince Edward Island empfehlen für chronisch gestresste und Optimisten ;) Der heimliche Star unserer Reise war Lou, der Hund. Jeder wollte den Hund streicheln und es gab immer gequietsche , wenn wir irgendwo ausstiegen. Dale ist solide. Er hat ein Haus, ein Auto, einen Hund, eine Exfrau, eine Kuckucksuhr von seiner Oma aus dem Schwarzwald und trinkt abends gerne mal ein Bier :)
Am Montag mache ich mich dann auf den Weg Richtung Matane am St, Lawrence River. Dort werde ich dann die nächsten 2 Wochen bei einer französischen Familie verbringen und vermutlich nix verstehen. Um dorthin zu kommen werde ich den Staat New Brunswick durchqueren, in dem es nichts gibt, weswegen er auch liebevoll ' No Funswick' genannt wird ;)
Das wars auch schon wieder
Bis bald
Die Lea :)
*Bonusmaterial*