Veröffentlicht: 22.05.2024
Die Überfahrt nach Mallorca traten wir früh an. Ich glaube, wir haben um 700 die Leinen gelöst, Fahrtzeit 8-9 Stunden. Bei unserer Marschgeschwindigkeit macht die Strömung schnell etwas aus und es kommt dann bei dieser Distanz auch mal eine Stunde mehr oder weniger raus.
Heute hatten wir gute Voraussetzungen. Wenn auch entgegen der Prognose, 3-4 Stunden ungetrübter Sonnenschein, der Himmel meist bewölkt oder teilweise bewölkt war, so waren die Temperaturen sehr angenehm. Wind und Wellen orientierten sich an der Vorhersage von Windy.
Zwischen den beiden Inseln liegen 85 km offenes Meer und es hat lange gedauert, bis wir Mallorca im Dunst erkennen konnten. Bei der Überfahrt besteht immer Sichtkontakt zum Ufer, trotzdem ist es für uns Landratten nicht einfach Heidelberg Frankfurt, es fehlt einfach der Boden unter den Füßen, damit kommen wir auch immer besser klar, man sollte es nur nicht vergessen.
Unser Rhythmus liegt bei 2 Stunden, mein erster Offizier übernimmt mit mir im Wechsel das Ruder. Heike kann während meines Dienstes gut unter Deck verschwinden, bei mir ist das deutlich anders, da alles was ich hier erlebe neu ist, kann ich mich einfach nicht zurückziehen, Es gibt so vieles zu beobachten.
Auf der Überfahrt haben uns im Gegenverkehr zwei Segler passiert. Trotz der am Windmesser ausgewiesenen 20-25 km/h wahrem Wind fuhren beide mit Motor. Vielleicht kann mir das mal ein Segler erklären. Entlang der Küste von Ibiza hatten zwei Segler den gleichen Kurs wie wir, beide hatten wir schnell hinter uns gelassen.
In der Anfahrt auf Andratx versuchten wir unsere Seekarte mit dem Relief im Original abzugleichen. Es hat etwas länger gedauert, bis uns klar war, das wir unseren Kurs noch etwas mehr Richtung Backbord legen mussten. Schließlich galt es die sa Mola nördlich zu um schippern, um in den Hafen einzulaufen.
Unsere Anlegestelle hatten wir am Kai in der Einfahrt längsseits ausgemacht. Wir kamen an, Platz gab es dort, also Gustav festmachen und auf Schusters Rappen zur Kapitanerie. Auf halber Strecke pfiff mich mein erster Offizier zurück. Mit dem Hafenkapitän hatten wir bereits Bekanntschaft gemacht, er war der Wilde im Schlauchboot, der vor den einzelnen Stegen stehend im Schlauchboot kreuzte und an die einfahrenden Schiffe seine Anweisungen gab.
So kannten wir die Region unseres Steges, wir legten ab, fuhren zweimal um die Ecke und schon konnte man an dem regen Treiben erkennen, da müssen wir hin. Wir waren nicht die einzigen aber vermutlich die einzigen, die sich nicht angemeldet hatten. Alles ging sehr schnell, Gustav war fest, der Marinero drückte uns ein Blatt Papier in die Hand, auf die Frage, wo wir die Formalitäten zu erledigen hätten die kurze Antwort, ausfüllen, in einer halben Stunde komme ich vorbei und dann ist alles geklärt.
Marinero 5+ Sterne!
So waren wir schnell alleine und da wir noch einigermaßen mit Proviant ausgestattet waren, zauberte mein erster Offizier in seinem Zweitberuf schnell ein leckeres Essen auf den Tisch.
Ich verbrachte noch ein bisschen Zeit auf dem Balkon, vom gegenüberliegenden Ufer drangen leise Gitarrenklänge an mein Ohr, spanische Folklore, ansonsten Ruhe, der Unterschied zu Ibiza war deutlich spürbar. Fast ein kleines Paradis.