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Tag 10 - Wandern in Jotunheimen

Veröffentlicht: 07.08.2018

Jotunheimen bedeutet „Heim der Riesen“, eine Bezeichnung für das höchste Gebirge Norwegens und Skandinaviens, die vom norwegischen Dichter Aasmund Olavsson Vinje geprägt wurde und die der Wildheit dieser Landschaft absolut gerecht wird. Wir wollen heute eine leichtere der zahllosen möglichen Wandertouren im Riesenheim in Angriff nehmen und fahren dafür die E16 wieder ein Stück zurück und dann steil hinauf zum See Tyin, der einsam und friedvoll inmitten von hohen Bergen ruht. Am Anfang des Sees nehmen wir die Straße, die rechts immer am Seeufer entlangführt. Ihr Zustand ist miserabel, immer wieder tiefe Schlaglöcher und waschbrettartige Querrillen, dazu ist sie lang. Doch ist das Langsam-Fahren-Müssen in diesem Fall alles andere als langweilig, denn die Szenerie vor uns ist, wie Karl May sich vermutlich in seinen Träumen die wilde Natur Nordamerikas vorgestellt haben mag. Hohe, spitz aufragende Gipfel vor uns, viele davon vergletschert, rechts das Fjell und links der See. Plötzlich galoppiert rechts eine Herde Rentiere das Fjell hoch, vermutlich durch unser nahendes Auto aufgeschreckt.

Die Fahrt endet nach einer recht langen Fahrt am See entlang in der Hüttensiedlung Eidsbugarden, die an einem weiteren See, dem Bygdin, liegt. Hier ist neben einem im typisch norwegischen Holzbaustil gehaltenen Hotel ein Bootsanlegeplatz zu finden, der Ausflügler zum anderen Ende des langgestreckten Bygdins bringt. Unsere Wanderung beginnt hier und führt zunächst an einem wilden Gebirgsbach entlang, der sich vermutlich größtenteils aus dem Schmelzwasser der höhergelegenen Gletscher speist. Im Wanderführer ist von einem „Badebecken“ am Fuße eines Wasserfalls die Rede, leider ist das, was wir vorfinden, nicht wirklich deckungsgleich mit dem Bild, das ich mir in meinem Geist vorher ausgemalt habe. Egal, ich nutze die Gelegenheit zum Bad im kalten Wasser dennoch, auch wenn meine bessere Hälfte angesichts des kalten Windes und der fehlenden Sonnenwärme wenig Verständnis für mein Vorhaben aufbringen kann.

Danach geht es steil zum Fjell hinauf. Leider entwickelt sich das Gelände dieses Mal nicht wie bei der Wanderung zur Hardangervidda, es geht konstant steil bergauf ohne sichtbaren Pfad. Der Boden ist mit Flechten und Moos bewachsen und mit kleineren und größeren Felsbrocken durchsetzt, so dass das Laufen verhältnismäßig anstrengend ist. Doch wie bei jeder Bergwanderung ist der Lohn der Ausblick auf dem Gipfel und das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Die Aussicht ist genial, man blickt auf den Bygdin, den Tyin und auf vergletscherte Berggipfel. Es ist absolut ruhig und außer uns ist niemand sonst hier. Ein kontemplativer Ort, an dem ich Stunden verbringen könnte, wenn der Wind nicht eiskalt wäre.

Der Abstieg gestaltet sich wieder einmal unangenehmer als der Aufstieg. Es geht steil die Bergflanke zum See hinunter, ein gutes Stück hat kiesigen Untergrund, der erhöhte Aufmerksamkeit erfordert. Ein Glück, dass wir in weiser Voraussicht die Stöcke mitgenommen haben.

Unten am Seeufer angekommen, beschließe ich in meinem Übermut, nochmal ein kleines Bad zu nehmen. So kalt war ja das Schmelzwasser des Baches nicht. Dies stellt sich als Irrtum heraus, das Seewasser ist so saumäßig kalt, dass es mir fast den Atem nimmt. Doch das Gefühl danach – unbezahlbar. In der Zwischenzeit wird meine Weggefährtin von ihrer Meinung nach sämtlichen Mücken des Seeufers heimgesucht. Ein praktischer Nebeneffekt davon ist, dass ich weitgehend verschont bleibe. Des einen Freud‘, des anderen Leid.

Zurück auf dem Campingplatz ziehen wir um an das Seeufer, wo ein Platz frei geworden ist. Der Wind ist jetzt auch nicht mehr so bitterkalt wie am Abend zuvor, und dank des selbstlosen Einsatzes meiner Freundin bei der Installation des Kälteschutzes im Faltdach friere ich diese Nacht nicht.

Antworten (1)

Bernhard
1a Bilder und Text!

#norwegen#jotunheimen