6 Wochen Neuseeland
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Great Walk: Tongariro Northern Circuit - Tag 5 bis 7

Veröffentlicht: 04.03.2018

Wir am Te Arawhata nahe der Emerald Seen


Heute ging es mit unserer ersten großen Wanderung los! Voller Vorfreude genossen wir das super leckere Frühstück von Julie und Wayne und die atemberaubende Aussicht von ihrem Bungalow in Richtung des Vulkans Ruapehu!! Den beiden gehört mehr als 1 Hektar Land und eben dieses unglaubliche 2-Jahre junge Bungalow!

Aussicht vom Frühstückstisch
Sonnenaufgang, Vulkan Ruapehu

Um 9:30h packten wir dann nach nur etwa 12 Stunden Aufenthalt den Wagen erneut mit unseren Klamotten und fuhren zu der 40 Minuten entfernten Whakapapa Village, dem Startpunkt unserer Wanderung, die als Tongariro Northern Circuit bezeichnet wird. Der Tongariro Nationalpark ist übrigens ein UNESCO-Weltkultur-und Weltnaturerbe. Insbesondere der Ruapehu und Ngauruhoe werden von den Maori als heilige Kulturstätte (tapu) verehrt, wobei der Ngauruhoe eigentlich nur ein Seiten-Schlot vom Tongariro ist. Als wir im Dorf Whakapapa waren (Wh wird wie F ausgesprochen), meldeten wir uns im Besucherzentrum an, erhielten einen Parkplatzausweis für die nächsten drei Tage und die Notrufnummer, falls wir uns nicht mehr melden sollten (die Familien wussten über diese Bescheid). Schließlich, um 10:20h, waren wir auf Höhe des Schildes "Tongariro Northern Circuit". Die Rucksäcke waren bereit, und wir erst!!! Coooolll! Let the 3-Tageswanderung begin!

Los geht's!


Als einer der "great walks" in Neuseeland wird er von dem Department of Conservation gepflegt und ist entsprechend gut beschildert. Man kann sich nicht verlaufen. Die Wettervorhersage pendelte zwischen bewölkt und leicht sonnig für die folgenden Tage. Wir hatten nicht die übliche Route gewählt, sondern wanderten den umgekehrten Weg, um möglichen Besuchermassen, von der Eintageswanderung "Alpine Crossing" kommend, auf dem Vulkan am 2. Tag entgegen zu gehen. Diese Wanderung machen im Sommer angeblich 4000-5000 Leute pro Tag! Somit ging es von der Whakapapa Village zur Oturere Hütte (1. Übernachtung), dann zur Mangatepopo Hütte (2. Nacht) und von dort zurück ins Dorf. So lagen bis zur Oturere Hütte knapp 24 Kilometer und absolut 200 Höhenmeter vor uns. Die Strecke zwischen den beiden Hütten betrug 12 km, allerdings mussten wir rauf auf mehr als 1800 m (und wieder runter). Zwischen der Mangatepopo Hütte und dem Start-/Zielort Whakapapa Village waren es dann nur noch 9 km und ein paar läppische Höhenmeter.

Janina voller Vorfreude
Jörg voller Vorfreude (mit noch schrägem Brustgurt)


Der erste Abstecher ging zu den Taranaki Wasserfällen. Sehr schöne Aussicht :) Dann kamen die ersten ernst zu nehmenden Anstiege auf leicht gerölligem Untergrund... und was sollen wir sagen? Nicht nur wegen des gerölligen Untergrunds verstehen wir nun, warum Leute Wanderstöcke benutzen. Im Nachhinein stellten diese überdies eine unglaubliche Erleichterung bei praktisch allen Auf- und Abstiegen dar, insbesondere bei nachlassenden Kräften in den Beinen (jaja, solch eine Weisheit kann eigentlich auch nur von so Wander-Noobies, wie wir es sind, stammen...). Anschließend ging es quer durch eine steppenartige Heide-Landschaft zu dem unteren Tama See, einem Krater, der mit azurblauen Wasser gefüllt war. Dort machten wir unsere Mittagspause und trafen eine Deutsche, die uns freundlicherweise auch fotografierte :))) Überall Deutsche unterwegs in NZ!!

Taranaki Falls
Wir am unteren Tama See
Wir am reich gedeckten Mittagstisch
Mit dem Feldstecher auf Suche nach unbekanntem Terrain


So langsam lugte die Sonne hervor, es wurde wärmer. Auf unserer linken Seite erschien ein Fluss und hier und da waren kahle Hänge zu sehen, wo die Erde abgerutscht war. Dadurch kamen interessanterweise auch die einzelnen Erdschichten zum Vorschein, die ein Experte auch hätte deuten und in Verbindung mit geologischen Ereignissen hätte bringen können :))) Janina wurde zwischendurch von richtig großen Hummeln angehummelt. Es waren viele Büsche aber auch die "Mexican Daisy" (übrigens scheinbar eingeschleppt, wie wir im Museum in Wellington gelernt haben), Heidekraut, Rispengras und andere (bunte) Gewächse zu sehen. Auf diesem Streckenabschnitt war es noch gar nicht so karg. In der Ferne konnte man die Vulkane erblicken, die machten einen anderen Eindruck :))) Alles sehr beeindruckend! Und vor allem waren wir hauptsächlich alleine unterwegs; Zeit, die Gedanken schweifen zu lassen und die Natur zu genießen!

Verschiedene Erdschichten in Sicht (kleiner Erdrutsch), rechts die übliche Wegmarkierung
Flora&Fauna
Trockenes Flussbett


Um etwa 16h kamen wir an der Waihohonu Hütte an. Während viele dort übernachteten, füllten wir nur unsere Wasservorräte auf und ruhten uns ein wenig aus. Nach den knapp 6 Stunden wussten unsere Rücken schon, dass wir Rucksäcke dabei hatten ;-) Außerdem konnte man erkennen, dass sich Janina vorher Sonnencreme hätte gönnen sollen.... Wenigstens waren wir ab der Hütte gesichtstechnisch im Partnerlook unterwegs. Red is a lovely color! Als Jörg kurz mit dem Hüttenranger sprach, meinte dieser zu dem Vorhaben, zur Oturere Hütte weiter zu wandern: "Cool!"  Schauen wir mal!

Auf zur Oturere Hütte!!
Kurz nach der Pause an der Waihohonu Hütte

Anstrengend, aber schön ging es weiter. Laut der Karte, die schon ordentlich zerfleddert war, waren zwei Berge und Täler mit recht dichter Bewaldung zu überwinden. Soweit, so gut. Danach kippte das Wetter, es fing zu nieseln an. Jörg's hands-free Regenschirm kam zum Einsatz. Dieser wurde übrigens am 2. Tag mehrfach bewundernd kommentiert und ein Herr wollte und machte ein Foto von Jörg mit dem Regenschirm. Haben doch tatsächlich die Kundenbewertungen zum Schirm recht gehabt. Cute! Und die Vegetation änderte sich überaus schlagartig von grün zu grau-braun. Wir hatten das Gefühl, das Herr-der-Ringe-Land zu betreten. Keine Menschenseele zu sehen (wir waren in der Tat die einzigen auf dieser Strecke zu dieser Uhrzeit) und hauptsächlich Steine und/oder karges Land umgaben uns. Dunkelheit und Nebel setzten später ein und stets erschienen weitere dunkle Felsbrocken und Felswände. So freuten wir uns jedes Mal, einen der treuen Wegmarkierungen zu passieren :))

Bewölkter wurde es, das Terrain nun karg und steinig
Kurze Zwischenpause im Herr-der-Ringe-Land
„That‘s neat“


Gemäß der Karte sollten wir vor dem Erreichen der Hütte zwei Berge überqueren, doch es waren vier und noch ein ordentlicher Weg zu absolvieren. Zwischenzeitlich war an einer Markierung "2 km" angeschlagen, gefühlt waren es letztlich mindestens das Doppelte, nicht zuletzt wegen unserer Erschöpfung, der Nässe und dem Einbruch der Dunkelheit. Um 20:20h etwa erreichten wir die Oturere Hütte, bei einer Sichtweite von 100m, auch wegen des Nebels, konnten wir sie noch gut genug erkennen - zum Glück. Janina hatte schon befürchtet, wild campen zu müssen... Nun ja, Jörg auch. Wir bauten noch schnell das Zelt auf, übrigens zum ersten Mal nicht im Wohnzimmer. Und kurz bevor wir nichts mehr sehen konnten, stand das Zelt und wir waren im Trockenen. Juhu!! Als Jörg kurze Zeit später mit Stirnlampe sich auf den Weg nach Trinkwasser machte, betrug die Sichtweite knapp 10 m. Gut, dass Außenzelte Reflektoren haben!

Die Nacht war regnerisch und stürmisch. Janina schlief wie ein Stein, Jörg schlief wie ein Stein, der zuvor 2 Liter Kaffee getrunken hatte, nämlich so gut wie gar nicht... thumbs up! Am nächsten Morgen ging es um 10h weiter. Die meisten waren bereits um 8h aufgebrochen. Wir beiden Langschläfer :)

Das Zelt ist wieder verpackt

Der Wettergott oder wer auch immer wollte unsere Sonnenbrände wohl kühlen...

Brillenscheibenwischer wären manchmal praktisch

Nun ja, es gibt schließlich kein schlechtes Wetter, sondern nur... ihr wisst schon. Wir machten unseren Weg in Richtung Emerald Lakes. Unterwegs merkten wir immer beeindruckender, dass die Landschaft vulkanischen Ursprungs war.

Coole Felsformationen
Schwarzer sandiger Untergrund

Der heilige Blue Lake war im Nebel eingehüllt, so kehrten wir zurück auf den Weg zu den Emerald Lakes. Wir hatten Glück, dass es sich ab und an auch mal aufklarte.

Die Emerald Lakes, mit ein paar Touristen unten

Es roch schweflig, doch viel beeindruckender war die grünlich schimmernde Farbe der Seen. Der dritte im Hintergrund war türkis-farbig. Fantastisch!!! Manchmal hörten und spürten wir ein Wummern, dass - wie wir später realisierten - von einem der Vulkane kam. Wir konnten auf der Fahrt nach Taupo auch sehen, dass an dem Tongariro Qualm aufstieg. Es bestand allerdings nur Warnstufe 1 "minor activity" und der letzte Ausbruch war Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Dennoch war es ein etwas beklemmendes Gefühl; wir waren durchaus erfüllt von Respekt. Das obige Foto war auf halber Strecke zum Gipfel des Te Arawhata aufgenommen. Der Höhenunterschied zwischen den Seen und dem Gipfel betrug ordentliche 220 m. Es war gut steil. Der Untergrund ging in Richtung Sanddüne: Ein Schritt vor, zwei zurück.... Mit den Wanderstöcken war der Anstieg aber ganz gut machbar. Die Tageswanderer des Alpine Crossing waren praktisch durchweg nicht so gut ausgestattet, die mussten echt aufpassen.

Am höchsten Punkt der Wanderung (1817m): Interessante Gesteinsformationen

Nach dem Gipfel hatten wir eine großartige Sicht in den roten Krater.

Der rote Krater


Es ging weiter zum südlichen Krater.

Blick über den südlichen Krater

Dieser wurde eingeschlossen von dem Ngauruhoe (2300 m) und dem Tongariro (1970 m) Vulkan. Der Ngauruhoe ist übrigens bekannt als "Mount Doom" aus den "Herr der Ringe"-Filmen. Außerdem wurden in den zerklüfteten Tälern des Tongariro National Parks viele Szenen rund um Mordor gedreht. Und ein fun fact: Jedes Jahr besteigen viele Fans den Vulkan, um ihr Exemplar des ikonischen Ringes im Krater zu versenken. Verrückt!

Am Ngauruhoe entlang ging es abwärts ins Tal, vorbei an Gesteinsbergen, die beim letzten Ausbruch 1975 von pyroklastischen Strömen stammten. Als wir direkt daneben her gingen, konnte man die Kraft und Größe von solch einem Strom erahnen und wie klein man im Vergleich dazu ist. Da diese mit 100kmh+ ausbrechen, hat man praktisch keine Chance auszuweichen, wie man es evtl bei einem Magma-Strom hat. 

Gesteinsreste von dem pyroklastischen Strom von 1975, weiter oben versteckt sich der Gipfel des Ngauruhoe im Nebel
Ngauruhoe vom Tal aus fotografiert

Im Tal angekommen lag noch eine Stunde Fußweg vor uns. Wir erreichten glücklich die Mangatepopo Hütte am frühen Abend.

Wir an der Mangatepopo Hütte, das Zelt steht

Den folgenden Morgen gingen wir entspannt an, zumal nur knapp 3 1/2 Stunden Weg vor uns lagen. Das Wetter war sehr gut, bald zu gut, denn die Sonne brannte ganz schön!

Janina zwischen Mangatepopo und Whakapapa Village
Ruapehu (2800 m) mit tief liegenden Wolken

Am späteren Mittag kamen wir am Start-&Zielort an. Geschafft und glücklich waren wir :)))))

Geschafft!!

Danach hatten wir uns im dortigen Restaurant erst mal was Leckeres zu essen gegönnt :)))) Wir hatten uns schon während der Wanderung auf leckere Gerüche von Gekochtem gefreut. Man freut sich auf die kleinen Dinge im Leben!


Am Nachmittag fuhren wir zur nächsten Unterkunft in der Stadt Taupo. Wir machten unterwegs mehrmals am Lake Taupo halt und konnten sogar schwarze Schwäne sehen, die nicht wirklich scheu waren.

Black swans am Taupo See

Am Abend erreichten wir die Unterkunft, die uns mit einer tollen Aussicht vom Bett aus belohnte!

Sicht vom Bett unserer Unterkunft am Taupo See

Im Ort selbst fand überraschenderweise ein Ironman-Wettkampf statt. Der startete an dem Samstag bereits um 5 Uhr morgens und ging bis Mitternacht :))) Die Wettkämpfer waren bestimmt so K.O. wie wir ;-)

Ironman in Taupo


Antworten (1)

Mechthild
Beeindruckende Landschaft und eine großartige Leistung. Wünsche euch noch schöne Tage... und zählt mal die Schafe, es sollen mehr als Einwohner sein