Veröffentlicht: 14.12.2019
Am Rande des Sees erwacht, sollte an diesem Tag unsere erste Mehrtagestour auf den Mueller Hut starten. Der Gipfel samt Hütte zum Übernachten liegt in der Nähe des bekannten Mount Cook und ist nach zunächst 1200 Treppen und dann einem unbefestigten Geröllfeld und Gratweg nach ca. 1100 Höhenmetern und 3.5 Stunden Aufstieg "bequem" zu erreichen.
Nachdem wir alles ins Auto verstaut hatten, starteten wir für unsere Verhältnisse echt früh gegen 10 Uhr morgens zum Mount Cook Visitor Center um für unsere Wanderung einzuchecken (abends wird netterweise gezählt, wer es auf die Hütte geschafft hat ;-) und letzte Infos bezüglich des Wetters zu bekommen.
Was wir auf unserer Fahrt von Christchurch nach Lake Pukaki bereits gelernt hatten, war, dass die starken Regenfälle anfang Dezember zu Überschwemmungen, Erdrutschen und zerstörten Straßen im ganzen Land geführt hatten. Auch wurden wir auf unserer ersten langen Fahrt mehrmals deswegen vom Highway über private Schotterpisten umgeleitet. Während wir uns also dem Mount Cook näherten, sahen wir zum ersten Mal die schöne Seite der gefallenen Wassermassen, alle Berggipfel erstrahlten schneeweiß vor lauter Neuschnee.
Kurz darauf dann wiederum die Enttäuschung im Visitor Center, ohne Schneeschuhe, Eispickel, GPS Empfänger und Lawinenkunde werde von der geplanten Route zum Gipfel des Mueller Hut stark abgeraten... Das nennt man dann wohl optionslos...
Also holten wir uns unsere 90 Dollar Übernachtungsgebühren zurück und befolgten anstattdessen den Rat der netten Visitor Center Mitarbeiterin, den nahegelegenen, unbewirtschafteten "White Horse Hill Campsite" aufzusuchen und von dortaus zwei Halbtagestouren zu starten.
Die Idee hatten wir natürlich nicht als Einzige, es war nicht gerade leer auf der Zeltwiese, aber inmitten unserer kanadischen, japanischen und französischen Nachbarn fanden wir dann doch noch ein gemütliches Plätzchen.
Die erste "Halbtagestour" hat ihren Namen wohl nicht ganz verdient, sie war eher ein gemütlicher dreistündiger Spaziergang, absolut flach und eben bis auf einige Hängebrücken, inmitten größerer asiatischer Reisegruppen (Willkommen in der Hochsaison :-)... Bei 25 Grad im Schatten, in kurzer Hose und Turnschuhen, schlenderten wir gemütlich zum Umkehrpunkt, dem Schmelzwassersee des Mount Cook.
Dort angekommen nutzten wir direkt die Kühleigenschaften des wenige Grad kalten Sees: Man kann nicht nur sich selbst in sekundenschnelle abkühlen, sondern bekommmt vor allem 30 Grad warmes Dosenbier innerhalb weniger Minuten auf vernünftige Trinktemperatur. Somit genossen wir bei einem kühlen Bierchen den wirklich schönen Ausblick auf den Mount Cook bevor wir entspannt zurückliefen und den Tag bei (gefriergetrockneten) Spaghetti Bolognese ausklingen ließen.
Am nächsten Tag hatten wir uns vorgenommenen soweit wie möglich zum Mueller Hut unserer zunächst geplanten Route zu folgen. Bei wieder strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen machten wir uns diesmal mit deutlich weniger Wanderbegleitern auf den Weg der 1200 sehr ungleich hohen Stufen und unsere Wanderstöcke und Bergstiefel durften zum ersten Mal zeigen, was sie aus neuseeländischen Boden so konnten. Der Treppenweg war tatsächlich anstrengend (auch ohne den ursprünglich geplanten Tourenrucksack auf dem Rücken) und als wir nach knappen zwei Stunden und 600 Höhenmetern auf dem ersten Gipfel saßen und auf das schneebedeckte Geröllfeld blickten, das unser weiterer Wanderweg gewesen wäre, waren wir tatsächlich ganz froh, die Besteigung des Mueller Hut gar nicht erst probiert zu haben. Bei Brotzeit (hier gibt es flüssige Erdnussbutter in Tütchen...) und Quellwasser genossen wir den Ausblick, bevor wir wieder abstiegen, unsere 7 Sachen ins Auto packten und uns auf zu unserem nächsten Stop, dem Städtchen "Dunedin" machten.