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One night in Whangarei

Veröffentlicht: 13.10.2016

Ein Lebensmotto der Neuseeländer, das man jeden Tag und überall hört, ist: "No worries" - keine Sorgen! Hier kann man sich anscheinend darauf verlassen, dass alles irgendwie schon klappen wird und sich eben alles so ergibt, und zwar zum Guten hin.

Anpassungs- und lernfähig wie wir sind, haben wir dieses Motto gleich mal in unsere Denkalgorithmen implementiert und sind ohne Voranmeldung bei einem Campingplatz einfach mal von Auckland Richtung Whangarei losgetuckert. Laut der netten Managerin unseres Hostels in Auckland (Freemans Backpackers Lodge, sehr empfehlenswert) ist es nur eine kurze Fahrt von 1,5 Stunden dorthin.

Nach 1,5 Stunden Fahrt zeigt das Navi an: Verbleibende Zeit: 80 Minuten. Aber nicht schlecht geschätzt, Seema! Da wir wegen der Beantragung der Steuernummer und der letzten Besorgungen für Campen erst gegen 18 Uhr losfahren, ist es schon dunkel, als wir noch rund 90 Kilometer vor uns haben. Und es regnet. Und wie! Normalerweise kann man sich auf ca. 5 Minuten Schauer mit anschließender Sonne einstellen, aber dieses Mal gleicht der Regen eher einer Dusche aus dem Feuerwehrschlauch, die gar nicht mehr aufzuhören scheint.

Als wären wir nicht schon mdüde genug, müssen wir außerdem noch irgendwo Gas für unseren Campingkocher auftreiben, um wenigstens noch einen kleinen Happen essen zu können. Doch hier kommt das Motto "No worries" keinesfalls zur Geltung. Versucht mal, in der Woche gegen 20 Uhr in der Weite Neuseelands Gas aufzutreiben. Die Antworten der Tankstellenbesitzer lauten immer gleich: "I think the next gas station might fill it up, just 10 miles in this direction." Dort angekommen heißt es wieder "Can't do that, but i think the next one can." oder "Not at this time, sorry" oder schlicht "Too late". Na toll! Sieht aus, als würde unser Abendessen wieder einmal aus ungetoastetem Toast mit Nutella bestehen...

Die Hoffnung auf Gas haben wir mittlerweile aufgegeben, aber ein Platz zum Schlafen sollte schon her! Wie haben uns einen Campingplatz im Nordwesten Whangareis ausgeguckt und finden diesen sogar (fast) auf Anhieb. Dieser ist jedoch...na was wohl? Geschlossen!

Wir fahren weiter und finden einen weiteren Campingplatz. Etwas teurer soll dieser sein, aber hauptsache, wir haben überhaupt einen Platz. Ach, auch geschlossen?! Na super. Scheint, als würden einige Campingplätze erst zur Hauptsaison im Dezember öffnen...

Nach einigen Kilometern erblicken unsere Augen schließlich einen weiteren Campingplatz. Hey, da brennt ja noch Licht! Wir parken auf dem Besucherparkplatz und wollen zur Rezeption, doch...geschlossen. Auf dem Campingplatz ist jedoch eine Art Aufenthaltsraum, in dem sogar Menschen zu sein scheinen, mal schauen. Tatsache! Wie sich herausstellt, sind diese Leute sogar aus Deutschland, sodass wir unsere Lage (einfach nur noch irgendwo pennen zu wollen) gut rüberbringen können. Die Jungs schildern uns jedoch, dass der Manager bereits schlafen ist und hier sowieso momentan alles immer um 19 Uhr schließt. Good to know, so um 22 Uhr...Wir müssen uns eingestehen, dass wir die Planung dieses Mal ziemlich verhauen haben und uns dämmert, dass diese Nacht wohl nicht so komfortabel sein wird, da wir unser "Bett", bestehend aus einer Matratze, gestützt von leeren Eimern und Kisten sowie Kissen zur Polsterung der Ecken und Kanten, noch nicht aufgebaut haben und es nun zu dunkel ist und zu stark regnet...

Wir bleiben also auf dem Parkplatz vor der Rezeption stehen und machen es uns auf dem Fahrer- und Beifahrersitz "bequem". Schlafen können wir jedoch kaum, da:

1. Die Vordersitze einfach unbequem sind

2. Wir die Sitze nicht wirklich zurückklappen können, da das Auto so vollgepackt ist

3. Es scheiße kalt ist! Ich dachte, es wird hier jetzt Sommer??

4. Wir Angst haben, dass mitten in der Nacht der Manager des Platzes mit gruselig beleuchtetem Gesicht an die Scheibe hämmert und fragt, warum wir hier pennen würden (wer würde sich da nicht des Todes erschrecken?)

Der Plan ist daher, um 6 Uhr weiterzufahren, um einer möglichen Entdeckung zu entgehen.

Nach knapp 8 Stunden (davon vielleicht 4 Stunden Schlaf) ist es soweit: Wir wachen um 6 auf und machen uns schnell unbemerkt davon zu einem anderen, etwas einsameren Parkplatz, um hier noch 2 Stündchen zu dösen...Das war wohl das erste Mal an diesem Tag, dass das Motto mit dem "No worries" einigermaßen hingehauen hat (wir wurden nicht entdeckt!), ansonsten ist wohl alles schiefgegangen, was schief gehen konnte...na gut, wir sind gesund und das Auto läuft, also eigentlich alles in Ordnung! :)

Unausgeschlafen und ungeduscht machen wir uns dann morgens auf zu unserem eigentlichen Ziel in Whangarei: Den Whangarei Falls! Und das lohnt sich. Aber sowas von! Ca. 26 Meter tief stürzen die Whangarei Falls mitten in einer eher flachen Landschaft in die Tiefe. Und während am oberen Ende des Wasserfalls eher normale Wiese mit wenigen Bäumen ist, ist am Fuße des Wasserfalls einfach Dschungel. Überall Farne, Palmen, dicht bewucherte Bäume und Büsche und viel Wasser, das von den Blättern tropft. Dazu kommen noch exotische Vogelrufe...

Die Whangarei Falls...


Der immer noch anhaltende Regen hat hier sogar etwas Gutes: Es ist total leer! Im Sommer kann man hier die Natur bestimmt kaum genießen aber jetzt sind wir fast die Einzigen hier. Am liebsten möchte man gar nicht hier weg...

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