Neuseeland - Die Nordinsel
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3.1.20 Ruakuri Caves und ab nach Norden

Veröffentlicht: 15.01.2020

Dicke dunkle Wolken hängen über meinem Paradies, als ich um 7h duschen gehe. Besonders lauschig ist es auch nicht, also Frühstück im Camper und nicht davor. Mich amüsiert ein Aushang, der die Besucher der Dusch/WC-Hütte über die korrekte Nutzung des WCs orientiert und darauf hinweist, dass die Weltkugel ins All saust, wenn nicht ordentlich gespült wird :-D.

So sieht's aus!

Abwaschen, Bett abbauen, alles einräumen und um 8.50h verlasse ich Opal Hot Springs und fahre nun 106km nach West/Südwest. Das Navi veranschlagt 90min für die Strecke. Die Fahrt führt entlang von Feldern, vielfach mit Mais bepflanzt, den man hier auch oft an den Strassenständen kaufen kann. Meist 3 Kolben für 5 Dollar. Regen setzt ein, der Wind haut den Camper hin und her und ich umklammere das Lenkrad. 

Aber irgendwann kommt die Sonne raus, der Wind bleibt aber gemein. Ich mache bei einem der großen Obst-Shops Big Azz (!) Halt, kriege hier ein Schächtelchen Erdbeeren für 3,99 NZD, also 50ct günstiger, als meist im Supermarkt. Dafür sind sie von gestern. Das Kilo Kirschen kostet 17,99 NZD... Obst wie Erdbeeren, Trauben, Kirschen sind immer plastikverpackt. Unschön für die Umwelt, hat aber den Vorteil, dass die Ware auch länger verkaufbar ist. 

neuseeländisches Sommerobst im Sommer
Das Kilo Zwiebeln für knapp 4 EUR

Ich gönne mir ein turmhoch gezwirbeltes real fruit ice cream mit blueberries, jene neuseeländische Spezialität, bei der aus z.B. Vanilleeis in Kombination mit tiefgefrorenen frischen Früchten, ein unfassbar leckeres Eis aus einer Maschine kommt, bei dem ich praktisch nie widerstehen kann. 

Nebenan ranken sich Kiwi fruits auf breiter Fläche. 20min später bin ich bei der Ruakuri Höhle, die 5km hinter der total gehypten Waitomo Glühwürmchen Höhle liegt. Waitomo ist die ganze Region hier und bietet viele Höhlen. Auch bei meiner vierten Neuseelandreise meide ich den Rummel von Waitomo, wo auch heute rund 15 Reisebusse vor dem Visitor Center stehen, abgesehen vom Parkplatz mit Autos und Campern. Ruakuri scheint mehr mein Ding. Ich habe riesen Glück, daß 30min nach meiner Ankunft noch genau 1 Platz für eine Tour frei ist, weil die maximale Gruppengröße auf 18 Personen beschränkt ist.

Der Preis von 79 Dollar lässt mich kurz mit Schnappatmung zurück, aber so ist das: Ich möchte das gern sehen und anders geht's nicht. In Gruppen von maximal 18 Personen plus Guide geht es dann 1,5 Stunden zu Fuß in dieses Höhlensystem. Erstmals seit 3 Wochen bin ich mit meinen Wanderschuhen und langer (Jogging)Hose unterwegs, denn die Höhle ist nicht nur feucht sondern mit 10-14°C frischer, als man denkt. Leute in kurzen Hosen und flip flops sehen cooler aus, aber sind schnell schwer am Bibbern.

Am Höhleneingang
Auf einer Spirale geht's nach unten in die Höhle

Zunächst geht es spiralförmig einen Weg nach unten und dann durch einen Gang in das rund 30 Mio Jahre alte Höhlensystem. Helle Stalagtiten und Stalagmiten sind um uns herum, während wir im Fast-Dunkel mit unserer Führerin hier sorgsam einen Fuß vor den anderen setzen. Sobald sie etwas erklärt, werden kurz Lichter angemacht und dann geht es im Halbdunkel bis Dunkel weiter. 

Ruakuri Cave
Stege in der Ruakuri Cave

Man darf hier fotografieren, allerdings meist ohne Blitz, was vermutlich zu allerlei verwackelten Bildern geführt hat. Glühwürmchen sind an den Wänden und der Höhlendecke zu tausenden. Es sind nicht Glühwürmchen, wie wir sie kennen, was Käfer sind, sondern es sind Larven, denen - um Insekten anzulocken - sagen wir es mal drastisch: die Sonne aus dem Selbigen scheint. Fliegen Insekten zum Licht, verheddern sie sich in klebrigen Fäden, die unterhalb der Lichtpunkte herab hängen und die Insektenfallen sind. 

Die klebrigen Fäden der Glüh"würmchen" im Licht
...und ohne Licht

So genährt verpuppen sich diese etwas ekligen Geschöpfe, neue Larven entstehen und der Kreislauf beginnt nach 9 Monaten von Neuem. Die Höhlen sind vor etwa 200 Jahren entdeckt worden, seit 1904 kommerziell für Besichtigungen geöffnet. 80% der Höhle sind in Privatbesitz, da ein neuseeländisches Gesetz besagt, dass dein Grundstück den Himmel darüber und alles was darunter ist, umfasst. Der alte Höhleneingang wurde für eine lange Zeit vor der kolonialen Ausbeutung für Touristen, als Grabstätte mehrerer Maori Häuptlinge genutzt und ist daher tapu (heilig). Bis in die 1980er Jahre hat das die "Weißen" nicht davon abgehalten genau dort zu tausenden im Laufe von 8 Dekaden durchzutrampeln. Erst der Besitzer des Grund und Boden des größten Teils der Höhle, hat einen anderen Eingang für die Besucher festgelegt und Anfang der 2000er Jahre wurden diese Wege/Stege hier eröffnet und der alte Eingang ist heute unter der Verwaltung des DOC und nicht zu betreten. 

Ruakuri Cave

Unter unseren Stegen verläuft streckenweise ein Wasserlauf, auf dem man raften kann. Allerdings nicht auf Flößen, sondern in großen aufblasbaren Gummireifen. Der 3stündige Spaß kostet 159 Dollar. Wir sehen die Gruppen teilweise und da deren Ausstieg aus der Höhle am Ruakuri Bushwalk liegt, sehe ich die Helden kurz danach nochmals im Trockenen. Diese Höhle wird als rollstuhltauglich und für sämtliche Fitnessgrade propagiert. Wer mit einem Rollstuhl hier unterwegs ist, braucht ziemlich sicher, jemanden, der den Rollstuhl schiebt oder bremst. Alleine die spiralförmige Rampe, die es am Anfang nach unten und am Ende nach oben geht, dürfte nur für die fittesten Rollifahrer unter der Sonne machbar sein...Ansonsten sind es für normale Fußgänger ziemlich gerade Wege. Je kleiner man ist, desto besser. Headache Rock heißt nicht ohne Grund so 🤣 


Ich laufe nach der Höhlentour noch den Bushwalk. Einen Rundweg, der aber leider tw wegen eines Erdrutsches gesperrt ist. Einige Treppen hoch, über eine Hängebrücke, durch eine kleine Höhle - und schon ist man fast auf Augenhöhe mit den Baumwipfeln dieses herrlichen "Urwalds". 

Ruakuri Bushwalk
Ruakuri Bushwalk


Ein Stück weiter steigen gerade die Floßfahrer aus einem weiteren Zugang zu Höhle. 

Es ist halb drei als ich etwas planlos ins Auto steige. Die nächsten 8 Tage will ich noch etwas durch den Norden fahren. Da hier in der Gegend wenig Campgrounds sind, die an meiner Strecke liegen und ich trotz reiflicher Überlegung nicht nochmals nach Kawhia oder Raglan will, könnte ich heute versuchen, maximal dicht an Auckland heranzukommen. 

Ziemlich voll Richtung Auckland auf der SH1

Gesagt, getan. Mein Navi schickt mich leider auf eine kurvigen Nebenstrecke, Die SH31, wie immer einspurig je Richtung, und es stürmt wie blöde. Das Fahren wird echt anstrengend, weil zusätzlich von den Böen, die den hohen Camper eiern lassen, auch wieder die testosterongesteuerten Honks zur Hatz auf einen Camper ansetzen. Ich verlasse daher nach rund 60km dieser Straße und fahre quer nach Osten, wo ich unterhalb von Hamilton auf die gut ausgebaute SH1 treffe, die überwiegend 2spurig ist und nach Norden führt. Ich hab meine Ruhe auf der linken Spur und entscheide mich daher, nicht in Huntly zu bleiben, sondern noch weiter zu fahren. Um 16.30h - also 2 Stunden nach der Abfahrt - sitze ich 125km von Ruakuri entfernt bei Kaffee und Erdbeeren in der Sonne. Der campground in Ramarama ist fast leer. Vielleicht auch, weil man hier 30 Dollar zahlen muss 🙄. Egal. Morgen habe ich dafür weniger Strecke und vielleicht die Chance durch frühes Ankommen irgendwo einen Platz am Strand zu bekommen. Zu Essen gibt es die Reste von gestern. Der Wind ist so kalt, dass ich nicht draußen sitzen und essen kann. Ich wandere mit der Sonne, aber als das nicht mehr geht, weil ein Baum einen großen Schatten wirft, verziehe ich mich. Ab 19h hocke ich im Camper, nachdem mir mein Stuhl mehrfach weggeweht wurde und lesen oder Kartenstudium im Wind unmöglich sind. Morgen ist noch mehr Wind angesagt.

Pause in der Sonne in Ramarama
Mein Wohn-Schlaf-Küchen-Zimmer. Hier entstehen tolle Menues ;-)

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