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Südafrika Tag 4 - Besuch von iThemba Labantu

Veröffentlicht: 21.05.2024

Nachdem wir uns mit einem Frühstück in unserem Hostel gestärkt hatten, verließen wir dieses um 9 Uhr und machten uns auf den Weg zu einem Supermarkt, in welchem wir uns mit Snacks und Wasser für die nächsten zwei Tage eindeckten. Denn das Leitungswasser sollte man hier auf keinen Fall trinken!

Anschließend ging es für uns weiter Richtung Tafelberg, den wir gegen Viertel nach Zehn erreichten. Zu diesem Zeitpunkt lag Kapstadt noch unter einer dichten Wolkendecke, doch diese hatten wir an der Talstation der Gondel, die hinauf zur Spitze des Tafelbergs führt, hinter uns gelassen und wurden von der Sonne begrüßt. Mit dieser Gondel wurden wir schon kurze Zeit später hinauf auf 1087 m befördert. Die Fahrt war sehr cool, da sich der runde Gondelboden dreht und man so ein 360° Panorama während der Fahrt genießen konnte, ohne einen Fuß rühren zu müssen. Oben auf dem Tafelberg wehte extrem starker Wind, sodass man sich zeitweise richtig „anlehnen" konnte. Die Felsformationen und dazwischen wachsende Flora sah wunderschön aus und von allen Seiten hatte man einen atemberaubenden Blick durch die immer weiter aufreißende Wolkendecke hinab auf die Stadt und den atlantischen Ozean.

Zum Massiv des Tafelbergs zählen außerdem der „Devil's Peak" mit 1002 m, der „Lion's Head" mit 668 m, der „Signal Hill" mit 350 m, dem wir später auch noch einen Besuch abstatten würden, sowie die Berge der „12 Apostel" zwischen 780 und 800 m Höhe.

Die floristische Artenvielfalt am Tafelberg ist riesig. Während die Kap-Region von den weltweit sechs Floral Kingdoms mit Abstand das Kleinste ist, handelt es sich dennoch um das artenreichste der Welt. Die besondere Vegetationsform der Kap-Region wird als „Fynbos" bezeichnet, was aus dem niederländischen kommt und feinblättrige Pflanzen bedeutet. Insgesamt umfasst die Fynbos Vegetation 7000 Pflanzenarten, von denen auf dem 60 km2 großen Tafelberg ganze 1470 vorkommen. Viele dieser Arten sind endemisch, das bedeutet, sie sind weltweit sonst nicht zu finden. So existieren in der Kap-Region allein 60/ verschiedene Arten der Gattung Erica, während es im Rest der Welt nur 26 sind. Auch die Wappen- und Nationalblume Südafrikas, die Königsprotea ist am Tafelberg zu finden. Der Blütenkelch dieser Pflanze kann einen Durchmesser von bis zu 20 cm erreichen.

Bis 12 Uhr hatten wir Zeit den Tafelberg ausgiebig zu erkunden und viele viele Fotos zu schießen. Dann wurde noch ein obligatorisches Grubbafodo geknipst und wir machten uns wieder auf den Weg nach unten.

Es folgte eine etwa halbstündige Fahrt in das Gebiet Philippi. Dort stieg Pastor Otto Kohlstock zu uns in den Bus. Otto lebt seit 40 Jahren in Südafrika und leitet seit 21 Jahren die Missionsstation iThemba Labantu, die mitten in der Township Philippi liegt.
Um 1880 herum kamen deutsch Bauern in dieses Gebiet und ließen sich dort nieder. Sie waren mit falschen Versprechen nach Südafrika gelockt worden. So wurde ihnen fruchtbares Land versprochen, doch was sie erhielten war das genaue Gegenteil. Über Jahrzehnte haben diese Menschen Philippi aufgebaut und Gemüse und Obst für Kapstadt angebaut und verkauft. In der Apartheid wurde Philippi dann zu einem schwarzen Gebiet erklärt und die Nachfahren der Deutschen mussten wegziehen.
Es entstand ein riesiges Slum-Gebiet das bis heute existiert. Daher erhielten wir gleichzeitig mit dem Zustieg von Otto auch Polizeischutz, weil es zu gefährlich gewesen wäre einfach so mit dem Bus in die Township zu fahren. Die Kriminalität hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen, sodass selbst Otto, der hier sehr bekannt ist, nicht mehr alleine durch die Straßen laufen kann, da er sonst überfallen wird. Die Täter*innen sind meist auf Drogen, sodass ihnen egal ist wen sie berauben und mit welchen Mitteln. Grund für die enorme Kriminalität ist unter anderem, dass unter den Jugendlichen die Arbeitslosigkeit bei 65 % liegt.

Inmitten der Township Philippi liegt das iThemba Labantu Lutheran Community Centre, welches Otto 2003 gegründet hat und seitdem leitet. iThemba Labantu bedeutet Hoffnung der Menschen. Gegründet wurde das Zentrum um unter anderem Hunger, Arbeitslosigkeit, HIV/AIDS und Kriminalität zu bekämpfen. Auf die Gründung einer Suppenküche, folgten Programme für HIV-positive Frauen und der Bau eines AIDS Hospiz, dessen Gebäude 2016 in eine Grundschule umgewandelt wurde.
Heute gehen tagtäglich 600 Kinder und Jugendliche auf diesem Gelände zur Schule, erhalten Essen und Nachmittagsbetreuung. Neben einer Pre- und Primary School gibt es auch drei verschieden Ausbildungsschulen. So können die jungen Erwachsenen in den Bereichen Kfz-Mechanik, Sanitärtechnik und seit einem Jahr im Bereich Kochen ausgebildet werden.
Die Organisation ist stark in der lokalen Gemeinschaft verwurzelt und arbeitet eng mit Partnern und Spendern aus dem In- und Ausland zusammen, um ihre Ziele zu erreichen. Darunter auch die Stiftung Wuerth über deren Unterstützung auch wir uns freuen dürfen. Vielen Dank an dieser Stelle!

Als wir iThemba Labantu gegen 14 Uhr erreichten, wurden wir direkt mit einem kleinen Imbiss, zubereitet von der Schülerinnen und Schülern der Kochschule willkommen geheißen. Sie hatten sogar extra vegane und glutenfreie Snacks für uns gemacht und das Essen war sehr sehr lecker!
Nachdem wir auch von Ottos Stellvertreterin Sophia in der kleinen Kirche auf dem Gelände willkommen geheißen wurden, betraten einige der älteren Schülerinnen und Schüler von iThema Labantu die Kirche, stellen sich vor den Zuschauerbänken auf und begrüßten uns mit wunderbaren südafrikanischen Liedern. Die jungen Erwachsenen hatten so volle Stimmen, dass wir einfach nur begeistert von der Performance waren und natürlich dufte auch das Tanzen nicht fehlen;) Anschließend lag es an uns, die Kirche mit Gesang zu füllen. Vor einem Publikum als Schülerinnen und Schülern unterschiedlichen Alters und der Lehrkräften sangen wir gute 40 Minuten lang alles Mögliche aus unserem Repertoire. Von „Witness" über die „Loreley", bis hin zu „Don't stop me now" war alles dabei. Das Highlight war aber definitiv das südafrikanische Stück „Kwangena", welches wir im letzten Jahr vom UP Choir aus Pretoria gelernt hatten. Neben der Begleitung an der Djmbé sind natürlich auch hier Bewegungen ein Muss. Und kaum hatten wir begonnen das Stück zu singen, sprangen die Kinder auf und sangen und tanzten mit Leib und Seele mit. Es war absolut bezaubernd und ein so so schöner Moment! Singend zogen wir schließlich aus der Kirche aus und verbrachten im Hof bei Sonnenschein noch ein wenig Zeit mit den Kindern, machten sehr viele Selfies und durften einen Blick in die Klassenräume werfen.
Leider heiß es dann schon bald „Auf Wiedersehen" sagen. Wir hatten eine sehr schöne Zeit in iThemba Labantu und durften ganz besondere Menschen kennenlernen um einzigartige Momente erleben!

Unter Polizeischutz ging es zurück durch die Straßen Philippis und für uns weiter Richtung „Signal Hill". Dort verbrachten wir noch knappe zwei Stunden und genossen einen wunderschönen Sonnenuntergang, was der perfekten Abschluss für diesen besonderen Tag war! 

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