Veröffentlicht: 03.06.2016
Am Dienstag, den 31. Mai 2016, ging es schon früh los auf einen Tagesausflug ins Landesinnere. Das erste Ziel war die Stadt Santo Amaro, was übersetzt "Bitterer Heiliger" bedeutet, da sich der Gründer dieser Stadt damit rühmte, fünf Indianerdörfer in kurzer Zeit komplett auszurotten. Dort führte uns unser Guide Jürgen auf einen Markt, der wohl mit eines der krassesten Erlebnisse die wir in Brasilien hatten, war. Ein stechender Geruch stieg uns schon gleich zu Beginn in die Nase, der immer intensiver wurde, je weiter wir ins Marktinnere vordrangen. Verschiedenste Sorten Obst die sich in Kisten stapelten, Eimer voll lebender Krabben und lange Stangen mit Gewürzen wie Knoblauch die von den Ständen hingen... An einem Stand der Schwarzwurst und selbstgedrehte Zigarren verkaufte machten wir dann schließlich Halt. Einige konnten sich jedoch nicht wirklich auf den Stand und die Gespräche mit dessen Besitzer konzentrieren, da sie zu sehr von den Ständen drumherum abgelenkt waren. Dort wurde Fleisch und Fisch angeboten und der Anblick war alles andere als schön. Die Nahrungsmittel lagen auf dreckigen Tischen und Pappunterlagen ungekühlt bei 30° Grad herum und auf ihnen tummelten sich die Fliegen. Während wir die Auslagen des Tabakstandes betrachteten, machte Herr Kammel mit der Dolmetscherhilfe von Denise Demirhan Bekanntschaft mit einem 86-jährigen Mann, der auf einem Stuhl im Zentrum des Marktes saß und das Geschehen um sich herum beobachtete. Er erzählte, dass er kerngesund sei und niemals etwas von diesem Markt essen würde, da Gemüse und Obst von Chemikalien verseucht sind und beim Fleisch war uns ohnehin allen klar warum... Für uns war es jedoch krass mitanzusehen, wie viele Leute in Brasilien von diesem und ähnlichen Märkten tagtäglich einkaufen, weil sie sich eben "gutes Essen" nicht leisten können. Wir waren recht froh als wir den Markt schließlich hinter uns lassen konnten.
Auf dem Weg zu einer Kirche in Santo Amaro führte uns Jürgen zu einem Baum, der Brasilien praktisch seinen Namen gegeben hat. Als die ersten Europäer nach Brasilien kamen, wurden sie von den Einheimischen "Brasilieros" genannt, da sie das Holz dieses Baumes stahlen, um aus diesem eine rote Farbe für die Textilindustrie zu gewinnen. Die Einheimischen konnten diesen Diebstahl nicht begreifen und nannten sie "Brasilieros", "die die Holz stahlen".
Dann ging es mit dem Bus weiter nach Cachoeira was soviel wie Wasserfall bedeutet. Sie war früher das Handelszentrum zwischen dem Inland und Salvador. Zum Handel diente der breite Fluss. Direkt an diesem Fluss liegt die weltweit agierende Zigarrenfabrik "Dannemann", die für ihre hochwertigen Zigarren bekannt ist. Wir durften nun hinter die Kulissen dieser Weltfirma schauen. Eine Zigarre braucht vom Wachsen der Pflanze bis zur fertig getrockneten und gedrehten Zigarre etwa zwei Jahre, bis sie fertig gestellt ist. "Dannemann" ist seit 1873 in Brasilien stationiert und produziert alles per Handarbeit, was natürlich auch die hohe Qualität der Zigarren erklärt. Auch die Ernte wird per Hand bewältigt. Es gibt in dem Firmengebäude, welches wir besichtigten einen Raum, in dem nur ca. zehn Frauen in Schichten die Zigarren nach einer bestimmten Vorlage drehen. Es sind nur so wenige Arbeiterinnen, da sie sehr gut ausgebildet sein müssen und "Dannemann" nur Frauen einstellt, die dieses Handwerk schon über einen längeren Zeitraum ausführen. Die Deckblätter der Tabakpflanzen bilden den krönenden Abschluss der Zigarre und geben dieser erst den richtigen Geschmack. Die Firma "Dannemann" benutzt für ihre Produkte zwei Arten von Deckblättern. Ein helleres Deckblatt aus China, das "Santo Antonio" heißt und ein dunkles aus Brasilien, das "Brazil Bahia" heißt. Diese beiden Deckblätter unterscheiden sich im Geschmack: "Santo Antonio" schmeckt etwas nach Citrus und "Brazil Bahia" eher süßlich. Sie brauchen auch unterschiedlich lang zum Trocknen. Während nach der kleinen Führung durch die Arbeitsschritte, manche fleißig am Zigarren kaufen waren, schlossen andere eine Patenschaft für eine Tabakpflanze ab.
Dann ging es weiter durch enge Straßen zum Mittagessen auf die Fazenda "Santa Cruz", die oberhalb am Hang über Cachoeira thronte. Wir hatten einen atemberaubenden Ausblick auf die gegenüberliegenden bewaldeten Hänge und die Stadt die si unter uns ausbreitete. Das Mittagessen war fantastisch und wir machten uns frisch gestärkt auf den Rückweg nach Salvador. Nach etwa zwei Stunden Fahrt erreichten wir dann wieder unsere Pousada und verabschiedeten uns endgültig von den zwei Bussen und den vier Busfahrern, die uns über die drei Wochen immer sicher ans Ziel gebracht hatten. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank dafür!!!
Den Abschluss dieses ereignisreichen Tages bildeten eine kleine Probe, ein Abendessen in einem guten Restaurant in der Nähe unserer Pousada und ein kleiner Ausflug in die Altstadt. Dort war die Party nämlich voll im Gange und wir amüsierten uns prächtig. Vor allem die Trommelgruppe mit ihren teilweise sehr akrobatischen Choreografien und den mega coolen Rhytmen wird uns wohl ewig in Erinnerung bleiben!