Veröffentlicht: 31.12.2020
Wenn man im Ausland ist beginnt man doch schon etwas früher mit der Weihnachtsplanung. Denn man muss ja eventuell Züge oder Flüge buchen. Im Oktober hatte ich mich dann dafür entschieden nach Hause fahren zu wollen. Dann kamen Anfang November aber Reisebestimmungen dazu, die beinhalteten, dass man bei einer Einreise nach Deutschland 5 Tage in Quarantäne muss, dann einen Coronatest machen muss und wenn dieser negativ ist, sich frei bewegen darf. Das selbe galt für die Rückreise nach Großbritannien.
Mitte November erhielt ich dann eine Einladung nach Schottland zu einer befreundeten Familie. Das Angebot nahm immer mehr Platz in meinem Gedächtnis ein, da ich mir dachte, dass ich Weihnachten so besser genießen kann, als wenn ich in Deutschland bin und die ganze Zeit nicht raus darf und eigentlich niemanden sehen darf. Zumal bei mir auch immer die Angst da war, dass ich nicht vielleicht doch Corona habe, da ständig irgendjemand in der Kita krank war. So entschied ich mich Mitte Dezember für die Weihnachtszeit nach Schottland zu fahren und eine Christmas Bubble mit den Benthams zu schließen. Vom 23.-27.12. durfte ich nun nach Schottland fahren und meine Vorfreude auf ein traditionelles schottisches Weihnachtsfest war groß.
Während der ganzen Sorgen, wie Weihnachten denn nun wird, habe ich in meiner WG die deutsche Tradition des Nikolaustages durchgeführt. Mein Mitbewohner Steven war sehr aufgeregt und hat schon zwei Wochen vorher immer wieder danach gefragt und konnte es gar nicht erwarten. Auch in der Kita haben wir St. Nikolaus gefeiert und natürlich auch schön die Schuhe vorher geputzt. Ansonsten habe ich sowohl zu Hause, als auch mit den Kindern im Kindergarten Plätzchen gebacken. Das hat den Kindern großen Spaß gemacht und sie waren Stolz auf ihre eigenen Kreationen. Eine Kindergarten- Weihnachtsfeier war ein gelungener Abschluss. Der Weihnachtsmann kam zu Besuch und hat den Kindern kleine Geschenke vorbei gebracht. Nach dieser Weihnachtsfeier, hatten wir eine kleine Weihnachtsfeier im Team. Hier haben wir gemeinsam gewichtelt, viel erzählt und gut gegessen.
Nebenbei änderten sich meine Weihnachtspläne erneut. Die zuvor versprochene Christmas Regel der Regierung wurde zurück gezogen. Dies bedeutete, dass ich Weihnachten nun nicht mehr nach Schottland fahren durfte. Ich überlegte spontan doch noch nach Deutschland zu fliegen, entschied mich dann aber doch dagegen, was sich am Ende als richtige Entscheidung erwies.
Den Auftakt in meine ersten Ferien feierten wir mit einem weihnachtlichen Essen in der WG. Das alljährliche Weihnachtsessen stand an und wir aßen einen leckeren, traditionellen Truthahn und zum Nachtisch ein Spekulatius- Schichtdessert. Geschenke wurden ausgetauscht und ich bekam von meinen Mitbewohnern einen Brotbackautomaten (da habe ich mich wohl einmal zu viel über das englische Brot beschwert).
In den nächsten Tagen kristallisierte sich heraus, dass sich eine neue Coronamutation in Großbritannien ausbreitete. Der Flugverkehr zwischen Großbritannien und Deutschland wurde komplett eingestellt. Spätestens jetzt war ich froh in der UK zu sein und nicht in Deutschland. In den Tagen vor Weihnachten machte ich mich spontan auf die Suche nach einem Weihnachtsbaum, da ich aber keinen passenden fand, bastelte ich mir kurzerhand einen aus Pappe selbst und stellte darunter die Pakete die sich in den letzten Wochen bei mir angesammelt hatten.
Den 24. Dezember verbrachte ich dann mit vielen Freunden und Familienangehörigen. Es wurde viel telefoniert und geskypt. Mit meiner Familie verabredete ich mich zur Bescherung und wurde per Skype ins Heilig Abend Geschehen mitgenommen. Als erstes packten wir nacheinander unsere Weihnachtsgeschenke aus und aßen dann später noch miteinander Abendbrot. Ich habe die gemeinsame Zeit sehr genossen, auch wenn ich doch etwas traurig war nicht direkt dabei sein zu können.
Am 25. Dezember bin ich morgens als erstes in die Kirche gegangen. Mein erster englischer Gottesdienst in London. Eine Mischung aus evangelischem und katholischem Gottesdienst mit einer Menge Weihrauch. Dennoch habe ich den Gottesdienst sehr genossen. Singen durften wir leider nicht, aber ein Chor hat das übernommen und so einen schönen musikalischen Beitrag geleistet. Damit ich den Christmas Day, der wichtigste Tag hier in England, nicht alleine verbringen muss, hat mich meine Chefin eingeladen Weihnachten mit ihr und ihrer Familie zu verbringen. Über die Einladung habe ich mich sehr gefreut und habe diese gerne angenommen. Als Mitbringsel habe ich ein frisch gebackenes Brot, einen Glühwein und eine Plätzchentüte mitgenommen. Meine anfängliche Nervosität, der Sprache wegen, verfiel schnell. Es war zwar ein ständiger Wechsel zwischen Deutsch und Englisch, aber es ging besser als gedacht. Gemeinsam bereiteten wir das traditionelle Essen vor. Es besteht aus Truthahn mit einer Menge Beilagen, geröstete Kartoffeln und Pastinaken, Rosenkohl, einer Brotsoße und Cranberrysoße. Klassisch zum Weihnachtsessen gehören die Christmas Cracker. Das sind Knallbonbons, die meistens mit einer Krone, einem Witz und einer kleinen Überraschung gefüllt sind. Geöffnet werden sie, indem jeder ein Ende des Knallbonbons hält, dabei sind die Arme überkreuzt. Dann wird kräftig dran gezogen und jeder kann seine kleinen Überraschungen auspacken und man liest sich gegenseitig die Witze und Scherzfragen vor. Bei meinem WG Essen hatte ich einen Nagelknipser drin, dieses mal einen kleinen Notizblock. Die Krone wird direkt aufgesetzt und für den restlichen Abend getragen. Die Christmas Cracker sollen aufkommende Langeweile beim Weihnachtsessen verhindern. Nach dem Essen spielten wir ein Spiel Namens "Wist", welches im Grunde wie Wizard funktioniert. Man muss runde für Runde Stiche ansagen und die dann auch versuchen zu bekommen. Hier ist die Kartenausgabe nur andersherum. Man bekommt 10 Karten und dann jede Runde eine weniger. Dazu gibt es keine Zauberer und Narren und die Punkteverteilung ist auch etwas anders. Am späteren Abend war ich dann nach einem guten Nachtisch und einem längeren, erfrischendem Spaziergang wieder zu Hause.
Im Nachhinein muss ich sagen, dass dieses Weihnachten, zwar anders als geplant, aber doch ganz schön war. Ich denke ich habe das Beste draus gemacht. Vielen Dank an die lieben Nachrichten, Päckchen und Telefonate. Ohne das alles wäre Weihnachten doch ganz schön einsam geworden. Weihnachten 2020, auf jeden Fall ein Weihnachten, an das ich mich wohl immer erinnern werde!