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Für Körper und Seele: Von wildem Wasser, heimischen Drogen und disziplinierenden Mönchen

Veröffentlicht: 31.03.2024

Wanderung zum Chimi Lhakhang, dem Fruchtbarkeitstempel 

Der Weg zum Fruchtbarkeitstempel hinauf führt uns durch terrassiertes Gelände, auf dem wir geschäftige Bauern dabei beobachten können, wie sie emsig ihre Gemüsefelder bestellen. Im Punhaka wird zumeist Chili angepflanzt, der uns allabendlich in Form von Chili-Cheese (extrem scharf) gereicht wird. 

Im dreistöckigen Tempel wohnen wir buddhistischen Zeremonien bei: Mönche, die musizieren, andere die dabei beten und durch das farbenprächtige Gebäude zieht ein dezenter Duft von Räucherstäbchen. Diese spirituelle Atmosphäre wirkt sehr ergreifend auf mich und ich wäre gerne einfach ohne weitere Informationen unseres Guides in der letzten Reihe hinter den Mönchen sitzen geblieben, um diesen Moment auf mich weiter wirken zu lassen.

Ein wahrer Ausgleich zu den vielen ruhigen und bedächtigen Momenten, ist die anschließende Rafting-Tour auf dem Pho Chhu, nach der wir durchnässt und voller Adrenalin nach ca. einer Stunde aus dem Boot steigen. 

Auf der Fahrt zum Phunaka Dzong, dem Tempel der großen Glückseligkeit, unterhalte ich mich mit Sengye über Grundfragen unseres Daseins, er erfreut sich sichtlich meines Interesses und gibt mir Einblicke über die buddhistische Lehre der Wiedergeburt. Dabei erklärt er mir in Grundzügen das Wheel of Life und erzählt mir von den drei Giften Aversion (Aggression, Ärger, Hass), Desire (Habgier) und Ignorance (Ignoranz, Unwissenheit), die es zu überwinden gilt, sollte man als Mensch und nicht als Tier (Mücke) wieder geboren werden wollen. Kurzum, das Ego muss überwunden werden (was z.B. auch den Verzicht auf den Konsum von Fleisch bedeutet). Was die Überwindung der drei Gifte anbelangt, so pflichte ich ihm uneingeschränkt bei, was jedoch seine Aussagen über den Wiedergeburtenkreislauf anbelangt, bin ich als christlich sozialisierter (und fleischessender) Mensch noch skeptisch. Dennoch berührt mich das Gespräch mit ihm sehr und ich freue mich auf eine Fortsetzung am folgenden Tag, wenn er uns das Lebensrad genauer erklären möchte. 

Punakha Dzong, der Palast der Glückseligkeit

Am Nachmittag besuchen wir die zweitgrößte Klosterburg Buthans, in der wir viele Informationen über die Geschichte des Landes erhalten. Für mich besonders beeindruckend ist der Besuch des Klosters im Dzong, wo wir Gelegenheit haben, die Mönche beim Gebet zu beobachten. Es ist nicht zu übersehen, wie diszipliniert diese ihrer Berufung nachgehen und stundenlang betend verbringen. Nur ab und an werden ihnen Wasser und Gemüse in kleinen Schälchen gereicht. Bemerkt der Aufsicht habende und ranghöhere Mönch, dass einer der Betenden einzuschlafen droht oder er im Gebet leiser wird, so züchtig er diesen durch den Gebrauch seiner Stoffkordel mit Schlägen auf den Rücken. 

Im Anschluss an unseren Besuch des Palastes überqueren wir die längste Hängebrücke Bhutans zu Fuß, ein wahrlich wackliges Erlebnis.

Zu Gast bei Einheimischen

Heute übernachten wir in einem Homestay bei einer einheimischen Familie und werden am Nachmittag mit dem lokalen Buttertee, der aus gegorener Yakmilch, Wasser und Salz zubereitet wird (und in den nach Belieben gerösteter Reis gegeben wird). Anschließend dürfen wir bei der Zubereitung des Abendessens helfen und erhalten ein Einführung in die Zubereitung landestypischer Gerichte. Hierbei bemerke ich, wie die am Boden sitzende und Gemüse schneidende Oma unserer Gastgeberin sowie deren Freundin etwas in Blätter einwickeln und dann kauen. Scheinbar bemerken sie meinen interessierten Blick und bieten mir eine Bitternut an. Bitternut ist die Frucht der Areca-Palme und wird in deren Blätter gewickelt und gekaut. Sie wirkt wie eine stimulierende Droge und hat eine Wirkung, wie sie mir durch den Konsum anderer Stimulanzien in meiner Jugend bekannt ist. „Forever young“ würde ich sagen:-) 

Am Abend gönnen wir uns zusammen mit Sengye und unserem Fahrer eine Flasche Reislikör und fallen ausgelaugt, aber zufrieden ins Bett. What a day!








Antworten (1)

B.W.
Fantastische Aussagen und Gedanken !