Veröffentlicht: 27.01.2019
Auf der letzten Insel unserer Inseltour, Ko Lipe, wagten wir dann endlich das, was wir die ganze Zeit schon überlegt hatten: Wir machten einen Tauchkurs. Wir lernten die Handzeichen, mit denen wir unter Wasser anzeigen konnten, ob wir ein Problem haben und auch das Zeichen für das Auf- oder Abtauchen.
Kurz vor dem ersten Tauchgang
Das erste mal unter Wasser zu atmen brauchte bei mir zwei Sekunden Überwindung, während derer ich die Luft anhielt. Nach den ersten paar Atemzügen vergaß ich aber schon, wovor ich Angst haben könnte, denn plötzlich sahen wir eine große Muräne, die den Mund auf und zu klappten und ihre spitzen Zähne zeigte. Große, schillernde Fische schwammen vorbei und wir tauchten an Korallenriffen vorbei, in denen Clownsfische lebten. Zu dritt schwammen wir hintereinander her, vor und hinter uns jeweils eine Tauchlehrerin. Wir ließen uns tiefer sinken, wenn die Tauchlehrerinnen das Zeichen dazu gaben und pumpten Luft in unsere Westen, um wieder aufzusteigen. Das wichtigste Mittel, um Auf-und Abzusteigen, ist aber nicht die mit Luft gefüllte Weste, sondern die Atmung. Wenn man die Luft komplett aus der Lunge ausatmet, sinkt man, beim tiefen Einatmen steigt man auf, ähnlich wie ein mit Luft gefüllter Ballon. Als ich das verstanden hatte, brauchte ich nur ein bisschen tiefer einatmen, um über die Seeigel mit ihren langen Stacheln hinwegzutauchen.
Als Dreierteam halfen wir uns während des Tauchkurses in die hautengen Tauchanzüge, übten die Handzeichen unter Wasser und machten nacheinander den Test, in 12 Metern Tiefe die Schimmmaske auszuziehen, wieder anzuziehen und das Wasser aus ihr herauszupumpen. Nach zwei Tagen floaten im Wasser, rückwärts samt ganzem Equipment ins Meer fallen lassen und einer Prüfung reisten wir jede mit einem Tauchschein in der Tasche von der Insel ab.
Das Meer war sehr stürmisch, als wir in einem Speedboot nach Trang aufs Festland übersetzten. Jede Person auf dem Boot hatte ihre eigene Strategie, damit umzugehen. Die spanischen Kinder schliefen und manche Passagiere verbargen ihre Gesichter in den Händen und dachten sich an einen anderen Ort. Leere Plastiktüten wurden herumgereicht und ich stellte mich hin, um den Horizont fixieren zu können, während das Boot hoch flog und wieder auf das Meer hinab knallte. Ein Feierwütiger fand sich witzig und riss jedesmal, wenn das Boot hinauf geschleudert wurde, die Arme wie zu einer Laolawelle nach oben. Lädiert und erleichtert gingen irgendwann alle an Land.Auf dem Weg zur Höhle im TukTuk
Entspannt schaukelten wir schließlich in einem Boot in die Höhle hinein und legten uns flach ins Boot, als das Gestein von oben näher kam, während uns die zwei Bootjungs voran ruderten.
Wieder im Boot dachten wir, wir schaukelten nun dem Ausgang entgegen, als der Bootsjunge sagte „very, very exciting, lay down, sleep“. Ich dachte, na klar, das können wir jetzt ja auch noch machen, diese Höhle ist ja doch entspannter, als gedacht. Dabei ist es aber so, dass wenn Thais sagen, etwas sei aufregend, es für europäische Geschmäcker dann schon kaum mehr auszuhalten ist. Das Gefahrenbewusstsein ist ein völlig anderes in Asien. Das fiel mir ein, während wir wieder in die schwarze Höhle hineinfuhren und der Strahl der Taschenlampe zeigte, dass es nun nur noch zwanzig, zehn und dann fünf Zentimeter waren, die uns von dem Fels über uns trennten. Dabei war der Fels nicht glatt, sondern Stalaktiten ragten von oben aus dem Fels in unser Boot hinab. An den Seiten des Bootes wurde es sogar noch enger, weshalb ich meinen Kopf nach innen drehte, auch, im diese Zentimeterarbeit nicht sehen zu müssen. Zwei Schreie kamen aus unseren Boot, als der Fels so nah kam, dass wir uns sicher waren, nach der Höhle direkt in die Bangkoker Gesichtschirurgie fliegen zu müssen. Leicht der Welt entrückt und ungläubig darüber, dass wir das Ganze unbeschadet überstanden haben, torkelten wir drei kühlen Kokosnüssen entgegen und beobachteten einen Affen, der sich eine Mandarine klaute und sie genießerisch im Baumwipfel aß.
Unsere nächste Station war Bangkok, ein unbekannter Ort für Rieke und mich. Wir schlenderten durch die Altstadt, unfähig, ganze Sätze zu sprechen, weil unsere gesamte Aufmerksamkeit auf all den Farben, dem Kabelgewirr über den Straßen, den roten Lampions, den Garküchen, den Lastwagen voll von Koriander und den bunten TukTuks lag.
Zwischen all dem Wirrwarr flanierten Bangkoker Hipster, verkauften Chinesinnen Eingeweide-Spieße, schnitzten Verkäufer Ananas und formschöne Happen und fuhren staubige Kinder auf Plastikdeeirädern durch enge Gassen.
Neben Garküchen, die auf Feuer kochen, stehen Wolkenkratzer mit einer Skybar auf dem Dach. Im Fahrstuhl in den 43. Stock trifft man hier Menschen mit Turnschuhen, die so viel kosten wie der Verdienst der Garköchin von einer Woche.
Zu der Zeit, als wir in Bangkok waren, war die Luft so schlecht, dass auch wir, genau wie die Einheimischen, Atemmasken trugen.