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Silvester im Kreise der Familie

Veröffentlicht: 02.01.2023

Das Jahr neigt sich dem Ende und so rückt natürlich auch die Silvesterparty näher.

Wir waren sehr neugierig darauf, wie die Chilenen Silvester verbringen.

Die erste Überraschung war am Silvestermorgen, als wir aus dem Fenster schauten: Es war bewölkt und es regnete und es war kalt. So war das nicht geplant! Wir wollten doch Bilder verschicken auf den wir in T-Shirts und kurzen Hosen Silvester feierten. Wie sich herausstellte, war es aber in Deutschland wärmer als hier bei uns.

Es war ausgemacht, dass wir um 8 Uhr zu Vales Eltern zum Feiern gehen, denn um 9 Uhr sollte es essen geben. Doch letztendlich kamen wir hier um 21:30 Uhr  los. Keiner war in Eile, alle waren relaxt. Und keiner stört es sich daran, dass  wir so spät ankamen.

Da wir nicht alle in ein Auto passen, mussten wir uns ein Uber bestellen. Nachdem der Fahrer gesehen hatte, wo wir hin wollten, fragte er uns, ob wir denn wüssten, wo das denn sei und wie das Viertel dort wäre. Nachdem wir sagten, dass wir dort Freunde besuchen wollten, fragte er uns, wie lange wir die Freunde schon kennen würden. Als wir ihm dann sagten, dass wir uns schon einige Jahr kannten,i fuhr er uns zu der Adresse. Anscheinend gibt es in dem Viertel, in das wir wollten, auch einige nicht so schöne Ecken. Wir landeten aber letztendlich in einer schönen Gegend.

Wir kamen an, der Grill war schon heiß und reichlich belegt und die Getränke waren kaltgestellt und waren in kürzester Zeit in unseren Händen. Der Abend konnte beginnen!

Wie üblich wurde nur Christian gefragt, ob er etwas zu trinken wollte. Heike wurde gleich mal die Küche gezeigt.

Als Heike sich dann in ihrer unnachahmlichen Art dann doch durchsetzte, nicht in die Küche ging und stattdessen ein Bier verlangte, waren alle Männer überrascht.

Christian sprach mit dem Grillmeister lange über die richtige Art und Weise des Grillens und erfuhr jegliche Geheimnisse der chilenischen Grillkunst. Als es dann gegen 23 Uhr essen gab, hat sich von den 30 Familienmitgliedern, die mit uns alle an einer riesigen Tafel saßen, die Hälfte verpflichtet gefühlt eine kleine Rede zu halten.

Es war wie im Film: Wir hatten gerade etwas auf unsere Gabel gespießt und wollten es essen, da setzte der Nächste zur Rede an. Also mussten wir wieder die Gabel hinlegen aufmerksam lauschen und unser Glas in der Hand halten.

Die anderen  kannten wohl diese Prozedur  schon, denn sie aßen einfach weiter, als die Reden geschwungen wurden. Nur wir lauschten andächtig. Es war aber auch wirklich sehr rührend. Wir wurden als Teil der Familie bezeichnet und uns wurde quasi lebenslanges Bleiberecht in sämtlichen Häusern jeglicher Familienmitgliedern zugesagt. Wir wurden mit so einer Herzlichkeit empfangen und den ganzen Abend behandelt wie ich es noch nicht erlebt habe.

Das gegrillte Fleisch war wirklich herrlich! Der Grillmeister kam zuerst zu mir, dann zu den anderen Männern, um uns Fleisch auf die Teller zu legen. Wieder einmal fühlte sich Heike ungerecht behandelt und nachdem sie sich Gehör verschafft hatte, erhielt auch sie Fleisch. Ich muss schon sagen, der Abend war für Christian sehr lustig.

Uns gegenüber saß einer der zahlreichen Onkels der Familie. Er redete gern und viel mit uns. Anfangs konnten wir ihm halbwegs folgen, obwohl er schneller sprach als ein Maschinengewehr schießen kann. Als er aber dann noch anfing mit vollem Mund zu reden, wurde es tatsächlich immer schwieriger bis fast unmöglich. Wir lächelten dann nur noch und stimmten in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder zu.

Flora beobachtete uns und bemerkte nur süffisant: "die verstehen ja gar nichts."

Nach dem Essen räumten die Frauen ab und die Männer tranken einen kleinen Schnaps vor der Tür. Ratet mal, wer begeistert mitmachte: natürlich Heike. Den Anfang, der von ihr angezettelten Revolution gegen diese Arbeitsverteilung wurde jedoch von mehreren Onkels der Familie schon im Keim erstickt.

Nachdem die Frauen aufgeräumt und die Männer ihren Schnaps gelehrt hatten, war auch schon Zeit auf das neue Jahr anzustoßen.

Dazu wird der Fernseher angemacht und die letzten Sekunden des Jahres laut rückwärts heruntergezählt. Danach liegt man sich in den Armen und küsst sich gegenseitig. Alles genauso wie in Deutschland.

Zum Feiern wurde dann die Musik ohrenbetäubend laut aufgedreht. Man konnte sein eigenes Wort nicht verstehen, was gar nicht so schlimm war, denn der Onkel redete jetzt noch schneller. Wir hätten ihn eh nicht verstanden.

Es stellte sich aber heraus, dass gerade dieser Onkel passionierter Rock'n'Roll Tänzer ist. Sämtliche Frauen der Familie tanzten nacheinander mit ihm, so auch Heike. Das Tanzen war wirklich super.  Das vermissen wir häufig auf Partys in Deutschland. Ihr könnt euch jetzt schon mal darauf einstellen, dass auf allen Partys bei uns getanzt werden muss. Denn Tanzen ist Lebensfreude!

Neben Rock n' Roll wurde zwischendurch auch ein traditioneller chilenischer Tanz von den Frauen getanzt. Wie uns der Maschinengewehr-Onkel versuchte zu erklären, als er gegen die Lautstärke der Musik anbrüllte, handelte es sich dabei um einen Tanz, der Huhn und Henne darstellen soll. Dabei versucht der Hahn die Henne in eine andere Richtung zu treiben. Wir sind uns nicht sicher, ob diese Erklärung tatsächlich so richtig ist. Was uns etwas verwirrte, waren die Taschentücher, die die Tänzerinnen die ganze Zeit herumwirbeln. Vielleicht war es ja auch nur die Aufforderung, das abgespülte Geschirr zu trocknen. Denn als ein Taschentuch herunterfiel, wurde es sofort von einem Mann wieder aufgehoben. Damit konnte die Frau ihrer Tätigkeit wieder nachgehen.

Irgendwann am frühen Morgen gingen wir dann noch zu Pablos Eltern. Diese wohnten keine 10 Minuten Fußweg entfernt. Deren Haus war aber nicht zu vergleichen mit dem Haus von Vales Eltern. Sie wohnten in einem sehr einfach eingerichteten Haus.

Was uns an diesem Silvestermorgen sehr bewusst wurde, war, dass sowohl Pablos Familie als auch die von Vale,  nicht reich, trotzdem mit aller Herzlichkeit sehr gerne teilen. Und wieder einmal wurde uns bewusst, wie gut es uns geht.

Nach Hause fuhren wir dann doch alle in einem Auto. Wir quetschen uns einfach hinein und waren letztendlich froh, dass sich niemand übergeben musste. 





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