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Tag 9: Von Tretern und treten

Veröffentlicht: 13.07.2016

8.7.2016


Und wieder.. Tagwache viel zu früh…und dann sagt er uns auch noch dass wir heute eh so spät anfangen… die Freude hält sich in bescheidenen Grenzen. Wir dürfen zwar kurz frühstücken, dann werden wir aber auch schon samt komprimiertem Reisegepäck (den Rest dürfen wir zum Glück im Hotel zurücklassen) in einen Wagen gepackt, der den Namen genauso wenig verdient wie sein Fahrer seine Berufsbezeichnung. So tuckern wir mit einer Rostschüssel (Baujahr gefühlt 1945) Richtung Naya Pul. Dort angekommen untersuche ich zuerst mein Haupt, welches einige Male gegen die Fensterscheibe geschlagen wurde, was hauptsächlich an den desaströsen Straßenzuständen liegen mag, zum Teil aber sicher auch an einer mangelhaften Körperspannung weil ich ein – auf nepalesischen Straßen – absolutes NoGo betreibe: Einschlafen! Wenn man sich den Gegenverkehr ansieht, der einem auf der eigenen (linken) Straßenseite entgegen kommt, sollte man eigentlich nicht nur angeschnallt, sondern auch wachsam sein. Ich bin nicht nur nicht wach, auch kann ich keinen Gurt finden. Trotzdem kommen wir an. Und fühlen uns in etwa so wie eine Pina Colada frisch aus dem Cocktail – Shaker – gut geschüttelt aber im Allgemeinen eher bleich.

Die Reise geht recht gemütlich los, was mich wundert, da ich nach der sprintähnlichen Fortbewegung in der Stadt von unserem Guide ein anderes Tempo erwartet hätte. Wir starten in Naya Pul (1070m) und gehen meiner Ansicht nach relativ gemütlich über Birethani(1025) nach Thirke Dunga (1545). Kurz vor der Mittagspause, nach ca. 2 Stunden überredet mich Gudi, eventuell doch einen Schuhwechsel in Betracht zu ziehen. Bis zu diesem Zeitpunkt bin ich der festen Überzeugung, dass ich die immer stärker werdenden Schmerzen meines linken Fußes ertragen muss: Meiner Ansicht nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis Schuh und Fuß zu einer festen, lederartigen Einheit verschmelzen. Als ich nach einiger Zeit endlich Schuhe und Socken ausziehe, kommt mir fast die gesamte Haut meiner Ferse entgegen. Eine Blase ist eine Sache, eine offene Fleischwunde eine andere. Ich denke, wenn ich noch ein wenig weitergegangen wäre, hätte auch mein Knochen noch Tageslicht gesehen. Gottseidank machen wir gleich Mittagspause.

Nach unsrem Teabreak, der sich eingehend mit Cola beschäftigt, gehe ich heldenhaft weiter. Allerdings mit meinen (zum Glück) alternativ mitgebrachten Nikes. Um ehrlich zu sein fühle ich mich, wie wenn ich schweben würde. Zwar sind die Schuhe auch von der Produktlinie „Nike Air“, trotzdem denke ich, dass dieses Gefühl mehr durch die abfallende Last des Schmerzes entsteht.

Nach lächerlichen und ansonsten unproblematischen vier Stunden kommen Gudi, Hari, meine Fersenhaut (in meiner Hosentasche – jeder hat eine eigene Vorstellung von Souvenirs) und ich im Dorf an. Hetti wird genau 15 Meter vor dem Dorf schwindlig. Nach kurzem Durchschnaufen und der Motivation, den Kampf zwischen den zwei Dorfhunden live miterleben zu dürfen, erreicht aber auch sie das Ziel. Die Hunde zerfleischen sich übrigens direkt vor uns und um ein Haar werden wir auch in das Spektakel hineingezogen. Beendet wird die Szene von einem nepalesischen Bergbewohner, der den Hunden einige heftige Tritte verpasst. Übrigens: mein Favorit Rufus gewinnt den Kampf um die Alphamännchen – Vorherrschaft – guter Rufus!

Sonst geschieht an diesem Tag nicht viel. Wir spielen Karten, essen in Ruhe und lernen einige andere Trekker kennen, die sich eigentlich alle als sehr nett und kommunikativ herausstellen. Beim Duschen habe ich, als Wasser auf meine offene Ferse kommt, kurz das Gefühl, einen langen Tunnel entlang zu einem Licht zu schreiten, entscheide mich dann aber doch dafür, lieber den Gang ins Zimmer anzutreten.

Der Abend wird leider sehr abrupt mit einem – durch starken Regen verursachten – Stromausfall beendet. Insgeheim schmiede ich schon Erdbebenrettungspläne und überlege, ob ich in Boxershorts am nassen Blechdach überleben könnte. Na dann, Gute Nacht.

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