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Tag 59: Sie lässt den Bär nicht Steppen

Veröffentlicht: 01.09.2016

27.08.2016


Willkommen im Luxusleben, und ja bitte, ich will hier bleiben. Da wir unsere Kleidung waschen durften riechen wir wenigstens wie normale Menschen, was nicht heißt dass wir in unser Wohnhaus passen, welches eher nach Chanel und Dior riecht, aber immerhin. Die Farbkombinationen unserer Camping – und Outdoor - Kleidung ist wahrscheinlich aber trotzdem das farbenfrohste, dass in diesen heiligen Hallen je getragen wurde – wählt der Asiat von Welt (ich traue mich dies mittlerweile zu beurteilen) doch Schwarz. Die Information, dass wir direkt auf einem etwas noblerem Chinatown Foodcourt wohnen und wohl deshalb ein sehr beträchtlicher Teil der Anrainer dem Osten dieser Welt zu entspringen schein, ist in diesem Zusammenhang wohl nicht wenig essenziell.

Am frühen Morgen trotzen Gudi und ich dem Gefühl unerwünscht oder nicht passend zu sein und erforschen den vierzehnten Stock. In diesem befinden sich nette Einrichtungen wie Gymnastikraum, voll eingerichtetes Fitnessstudio oder auch zwei Kinos. Es versteht sich von selbst, dass dies exklusiv für die Hausbewohner ist. Wir nützen heute den Schwimmbereich, welcher eine Sauna, ein Dampfbad, ein Whirlpool und ein fünfzig Meter Schwimmbecken, welches sich von innen nach außen erstreckt, beinhaltet. Da absolut niemand außer uns da ist sind wir auch so frei, uns ein wenig auszubreiten. Gudi legt fünfhundert Meter im Bruststil zurück, versucht dabei aber aufgrund ihrer Ohrenproblematik nicht unter Wasser zu geraten. Von außen betrachtet wirkt sie daher eher wie ein Hündchen, das versucht nicht unterzugehen. Ich bin da etwas sportlicher unterwegs und absolviere vierhundert Meter im Kraulstil. Die Rechnung für meine pseudoprofessionellen Ambitionen wird mir gleich doppelt serviert. Zum einen bin ich wieder einmal viel zu nah am Ertrinkungstod, da ich zwar eine sehr lobenswerte Körperspannung besitze, sich meine Füße dabei aber mehr Richtung Beckenboden als Beckenende ausrichten. Nebenbei erwähnt bin ich kurz davor den Schwimmstil Seesternkraul zum Patent einzureichen. Endlich meine angestrebten Vierhundert absolviert bemerke ich, dass ich kaum noch etwas sehe. Das einzige Licht, welches sich erkennen lässt, interpretiere ich fälschlicherweise als das allseits bekannte Ende des Tunnels und bin überzeugt, doch abgesoffen zu sein. Schlussendlich stellt sich heraus, dass meine Augen nur unglaublich stark geschwollen sind, da der Chlorgehalt des Wassers dem einer Chemiefabrik gleicht. Die Minuten im Outdoorwhirlpool genieße ich daher blind, das Visuelle und damit auch der traumhafte Ausblick fallen leider weg.

Auch durch die Stadt muss mich Gudi die ersten Stunden etwas geleiten, da ich noch sehr verschwommen sehe. Fischen soll es ja an Land ebenso ergehen, weshalb die Theorie durchaus standfest ist, dass ich nach Vierhundert Metern Schwimmen schon den Beginn einer Transformation durchgemacht habe.

Blind und blaublüteräugig verbringen wir also den Tag in der Stadt. Zuerst gehen wir nach China Town da ich dort mit meinen geschwollenen Lidern wohl noch am wenigsten auffalle. In einem recht witzigen Markt entdecke ich ein Shirt, dass ich meinem Opa kaufen muss. Kurzerhand machen wir noch einen Spaziergang durch den äußerst sonnigen und ältesten Stadtteil Sydneys, wo an diesem Tag nicht nur etliche alternative Straßenstände zu bewundern sind, sondern auch einige grammyreife Straßenkünstler ihr Können zum Besten geben. Gudi mag dabei vor allem die öde Blonde die zur klassischen Gitarre Geige spielt. Den herausragenden zahnlosen Rastamann muss ich wohl nicht näher beschrieben, er wird wohl sowieso sehr bald allerorts in Radio und Fernsehen vertreten sein.

Müde wie wir sind, nutzen wir den Komfort, direkt im Stadtzentrum zu wohnen und spazieren nur wenige Minuten, bis wir uns in die Horizontale begeben können und uns ein wenig ausruhen. Erst kurz vorm Sonnenuntergang ziehen wir wieder los, um diesen vor der Sydney Opera zu betrachten. Auf halbem Weg stellen wir leider fest, dass dieser Zug abgefahren ist und ich schlicht und einfach mal wieder zu langsam war. Überhaupt behauptet Gudi, ständig auf mich warten zu müssen. Ich bin der Meinung, dass gut Ding weile braucht bzw. das Beste zum Schluss kommt. Außerdem kann ich es überhaupt nicht leiden auf jemanden zu warten, weshalb ich lieber selbst demonstrativ zu spät komme – wenigstens bei Gudi, die mir hier sowieso schwer weglaufen kann.

Als Entschädigung buchen wir eine Überfahrt mit der Fähre, vorbei am nächtlich beleuchteten Wahrzeichen der Stadt zum Luna Park. Dieser ist ein Vergnügungspark, der zwar mit dem Wiener Prater nicht einmal ansatzweise mithalten kann, aber auch irgendwie seinen Charme besitzt. Ich setzte mir in den Kopf für meine Herzensdame den allergrößten Teddybären zu schießen, was Gudi gar nicht komisch findet – Vielleicht hat sie nicht verstanden, dass sie diejenige welche ist.

Zu zweit, ohne Gudi aber mit Riesenbären fahre ich in der U- Bahn heim – würde ich schreiben, wenn ich und nicht Gudi der Hüter des australischen Dollarschatzes wäre. Vielleicht ist dies aber auch gut so, würden wir sonst wohl noch heute dort stehen oder schon längst am Straßenrand betteln.


Gudis glorreiche (geizige) Gesetze:


Die Preise bei Schießbuden sind sowieso hässlich und das ist alles nur teuer.

Nur ein Satz, aber mein Herz ist gebrochen – und der Bär ist noch immer dort.

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