Veröffentlicht: 29.08.2016
24.08.2016
Irgendwann in der gefühlten Morgendämmerung wache ich auf und stelle fest, dass ich alleine im Bett liege. Das Dröhnen, welches ich penetrant vernehme, kann ich noch nicht wirklich zuordnen. In horizontaler Position lichtet sich diese Frage – nicht aber mein verschwommener Blick. Das Donnern ist eine Kombination aus den Lauten, die im inneren meines gematerten Schädels entstehen und irgendeiner Kreatur, die offensichtlich außerhalb des Campers gerade ein Opfer zerfleischt. Der zaghafte Blick aus dem Fenster revidiert meine phantasievollen Vermutungen, ist es doch nur ein Partygast des Vorabends, der sich gurgelnd und schnaufend seines vorabendlichen Mageninhalts entledigt – netterweise direkt vor meinem Auto. Ich hingegen fühle mich, nach dem gierigen Hinunterschütten einer Flasche Wasser wie der König der Welt. Dann stehe ich auf, und merke – etwas wacklig auf den Beinen – dass mein Befinden nun eher dem Glöckner einer französischen Stadt gleicht – was auch durchaus mit meiner Körperhaltung übereinstimmt.
Gudi geht es den Umständen entsprechend. Nichtsdestotrotz genießen wir die herrlichen Duschmöglichkeiten und gönnen uns zur Feier des gratis Abends ein extrateures Frühstück. Hier also liegt der Geschäftstrick verborgen. Bald müssen wir den Campingplatz verlassen und schaffen es immerhin zweimal um die Ecke – auf den nächsten Supermarktparkplatz. Dort nähre ich meinen geschundenen Körper mit einer Mixtur aus Vitamin C und einer Extraportion Cholesterin. Zusammen mit den Mengen an Restalkohol ergeben Orangensaft und vier Riesendonuts die hervorragende Kombination einer scheinbaren Fahrtauglichkeit.
Dreißig Minuten und starke Regenfälle später signalisieren mir meine innersten Instinkte, dass es wohl doch besser wäre, noch ein wenig zu warten. SO retten wir uns an einen Autobahnparkplatz und ich klettere mit letzter Kraft zwischen Surfbrett und Campingsessel, um einfach nur liegen zu können. Das letzte, was ich wahrnehme ist, dass Gudi es nicht mir zu mir geschafft hat, sondern einfach am Beifahrersitz in sich zusammengesackt ist.
Drei Stunden später wecke ich meinen geliebten Kartoffelsack auf und erkläre ihr, dass es wohl Zeit wäre, weiterzufahren.[1] Dies wird – ganz entgegen Gudis Gewohnheiten – nur mit einem peripheren Nicken quittiert.
Ich hingegen fühle mich nun wirklich wieder wie ein humanes Wesen und traue meinen Fahrkünsten und meiner Verfassung die Strecke Richtung Sydney durchaus zu. So vergeht die Zeit mehr oder weniger ohne erwähnenswerte Ereignisse und nach einigen Stunden bemerken wir, dass wir Hunger haben. Der allseits präsente, rettende Anker – in Form eines McDonald`s „M“ – verspricht uns nicht nur Nahrung sondern auch Strom und Wifi, weshalb wir uns im Stadtzentrum uns irgendeiner Kleinstadt (meist ist die ortsansässige Fastfoodkette in diversen Kleinstädten mindestens gleichbedeutend mit der Kirche) ziemlich breit machen.
Spät und müde, allerdings glücklich, auch heute unseren Zeitplan eingehalten zu haben, erreichen wir einen undefinierbaren Rastplatz mitten in einem Wald, welcher uns für die kommende Nacht ein wohliges Lager bietet.
Resümierend kann ich nur sagen, dass meine Widerstandfähigkeit – und Gudis erst recht – nicht mehr das ist, was sie einmal war. Entsetzt muss ich feststellen, dass ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung in Zukunft für mein Wohlbefinden wohl besser als durchzechte Nächte und fettreiches Essen sein werden.
Gudis glorreiche Gesetze:
An diesem Tag kann ich nicht viel von Gudis Weisheiten weitergeben, da sie kaum etwas von sich gibt. Interpretiert man ihr Schnaufen und Grummeln in diversen Straßenpassagen vermute ich, dass sie etwas wie „Fahr die Kurven langsam wenn mir schlecht ist –oder soll ich dich ankotzen“ sagen wollte.
[1] Gudi will, dass ich diese Version der Tatsachen umschreibe, da es ihrer Meinung nach nicht der Wahrheit entspricht. Ich rate ihr, ihren eigenen Blog zu schreiben.