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Tag 57: Wie gewonnen so …zerschmettert

Veröffentlicht: 29.08.2016


25.08.2016


Heute müssen wir ordentlich Kilometer machen, hat uns der gestrige Tag doch etwas (wenn auch nicht so sehr wie anfangs zu befürchten war) aus dem Zeitplan geworfen. Stress haben wir zwar keinen, da so etwas mit dem australischen Lebensgefühl vereinbar wäre wie ein Jamaikaner, der irgendetwas schnell auf die Reihe bringt[1]. Ein schlechter Vergleich – sagen wir so vereinbar wie Bier mit dem Adjektiv „warm“. Trotzdem müssen wir unser Auto am Freitag zurückgeben – und Sydney ist doch noch etliche hundert Kilometer entfernt. So lassen wir die – beim Feiern noch als Empfehlung gepriesene – Tour in das Amsterdam Australiens aus und nehmen den direkten Weg in die vermeintliche Hauptstadt des Kontinents. Wer es nicht weiß, Canberra – nur achtgrößte Metropole Australiens – schmückt sich tatsächlich mit diesem Titel.

Genug kluggeschissen, Quintessenz des Ganzen ist, dass wir auf die Tube drücken müssen und diese liegt am Gaspedal unseres Campervans. Unser treuer, fahrbarer Untersatz droht langsam auseinanderzufallen, spüre ich doch seit neuestem noch bevor ich es sehe, wenn mich ein LKW auf der Fahrerseite überholt. Zu groß der Luftdruck, der das Gefährt zur Seite bläst, zu undicht die Karosserie, sodass ich von einem regelrechten Windstoß regelmäßig rechtzeitig vor anstehenden Manövern gewarnt werde.

Trotz unseres Dauerlaufs gönne ich mir den Abstecher zu einer der unbekannteren Buchten an der Küste, welche aber heute ganz besonders aufregende Wellen verspricht. Angekommen am Boomerang Beach bin ich etwas enttäuscht, da die Bedingungen zwar herausfordernd aber interessant, die Anzahl der Surfer hingegen eher bei null liegend ist. Alleine bin ich eher skeptisch, da ich die regionalen Verhältnisse und Strömung – bzw. Riffgegebenheiten nicht kennen kann. Trotzdem zieht mich ein innerer Drang ins Wasser, worauf ein äußerer Effekt – die mit einer Siebenerperiode[2] peitschenden Wellen – entgegen meinen Intentionen wirkt. Ich wende aber meinen neu gelernten Donald Duck Skill an und tauche wie eine Ente durch den Wellen durch. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, da ich doch tatsächlich nach einigen Minuten kraftlos – aber lebendig – im LineUp erscheine.

Dort allerdings bemerke ich eher schnell die Gefahr des Territoriums. Die Strömungen sind so stark, dass ich Gefahr laufe, aufs offene Meer getrieben zu werden, was alleine auf hoher See kein wirklich verlockender Gedanke ist. Dies ist mir schlussendlich selbst im kalten Wasser doch etwas zu heiß (17° - Brustwarzenlänge mittlerweile in Zentimeter messbar) weshalb ich die traumhaften Meereserhebnungen nur dazu nutze, möglichst schnell ans Ufer zu gelangen. Besorgte Verwandtschaft kann ich beruhigen: Wenn die Erkenntnis, dass ich diesen Artikel noch selbst schreiben kann der Sorge weicht, dass ich erneut dieser Sportart nachgehen könnte - mein Bord beschließt im Sand auf Schatzsuche zu gehen und gräbt sich nicht nur in diesem ein sondern bricht dabei auch. Schmerzhafte Gewissheit bleibt, dass ich es geschafft habe, mein erstes Surfbrett innerhalb von nicht einmal einer Woche zu zerstören, was selbst für meine Verhältnisse im Umgang mit (mir) teuren Gegenständen eine bemerkenswert kurze Dauer ist.

Gudi ist, da sie mich vom Strand aus beobachtet hat zuerst eher froh, dass ich noch stehe. Später weicht diese Erleichterung einer ordentlichen verbalen Watsche, da sie offensichtlich ziemlich (unberechtigte) Sorge ob meines Verbleibs im Wasser hatte.

Auch wenn diese Geschichte nun dramatisch klingt sei betont, dass ich die Geschehnisse immer unter Kontrolle hatte und deshalb mein Erlebnis auch rechtzeitig abgebrochen habe.

Einige tote Kängurus später sind wir knapp vor Sydney und freuen uns darauf, den morgigen Tag umgeben von Wolkenkratzern im Großstadtgetümmel zu verbringen.

Gudis glorreiche Gesetze zum Selbstschutz:

Realitätsverweigerung führt dazu, dass etwas nicht geschieht.

So zieht sie es nach kurzem vor sich im Camper zu verstecken und die Decke über den Kopf zu ziehen, anstatt den eigenen Freund am Strand bei etwas waghalsigeren Manövern zu beobachten.


[1] Manchmal muss ich über meine Vergleiche selbst lachen – ich meine damit einen Bob Marley und keinen Usain Bold – Sprintgott, der etwas nur langsam auf die Reihe bringt.

[2] Wellen alle sieben Sekunden, keine leichten Voraussetzungen.

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