Veröffentlicht: 29.08.2023
Mein abendlicher Kommentar, dass es morgens im Fischereihafen bestimmt ganz interessant sein würde, ließ Della um kurz nach sieben aus dem Bett steigen. Ich nutzte die kühlen Morgenstunde für eine Joggingrunde als sich Della aufs Rad zum Hafen setzte.
Auf meinem Rückweg vorbei bei den Fischern, entdeckte ich ihn ganz fasziniert mit einer Handvoll weiteren Leuten bei einem Fischerboot, das eben von der Tour zurückkam. Die Fischer standen neben dem Boot im Sand und befreiten ihren Fang Meter um Meter aus dem Netz. Neben Sardinen, holten sie auch größere Fische sowie kleine Haie aus dem Netz. Die Frau des Fischers erschien mit einem Wägelchen, die bereits befreiten Teile des Fangs wurden in Plastikkisten auf das Wägelchen geladen und sie fuhr es zu ihrem Fischerhaus. Dort stand sie barfuß an einem Tisch und fing mit Schere und Messer an, den Fisch auszunehmen und zu verkaufen.
Zwischenzeitlich kam das nächste Fischerboot an, die Fischer stiegen aus und während der eine beim Boot blieb, schwang sich der andere auf einen Traktor am Strand, fuhr zum Boot, machte es fest und zog es mit Hilfe einer Seilwinde den Strand hoch. Alsbald das Boot stand, gingen die Leute drauf zu und betrachteten den Fang dieser Fischer. Im Gegensatz zum anderen Boot, hatte dieser bereits auf dem Meer die Fische aus dem Netz geholt und in die Plastikkisten gepackt. So staunten alles über jede einzelne Kiste, die ausgeladen wurde und voller Fisch war.
Dieses Treiben ging munter weiter, beeindruckend waren insbesondere die gefangenen Tintenfische, die in geschlossenen Fässern ankamen. Als die Fischersfrau den Deckel öffnete, versuchten die Tintenfischarme auch gleich wieder zurück in die Freiheit zu kommen. Das gelang ihnen nicht, da sie von der Fischersfrau einzeln aus dem Fass gehoben und gemäß ihrem Gefühl nach Gewicht unter lauter „ohhhh- und ahhhhh-Rufen“ in verschiedene Bottiche geworfen wurden.
Nach gut 1,5 Stunden Staunen verließen wir das bunte Treiben, obwohl noch immer Fischersfrauen auf ihre Fischer warteten. Die frühe Morgenstunde war auf jeden Fall eine super Entscheidung, um das Treiben mit nur wenigen Menschen zu genießen.
Nach einem Kaffee, dem Besuch der Markthalle des Örtchens und dem Kauf eines Sommerkleids von einer Straßenverkäuferin ging es zurück zum Camping. Duschen, einpacken und weiter ging es Richtung Porto.
Dort brauchten wir drei Anläufe, bis wir auf einem Camping den allerletzten Platz ergatterten. War zwar kein schöner Platz, doch das Auto auf einem öffentlichen Parkplatz parken kam für uns in der Stadt nicht in Frage.
Am späten Nachmittag ging es mit den Fahrrädern auf einem sehr schönen Fahrradweg erst dem Meer, dann dem Douro entlang bis in Portos Zentrum. Auf dem Weg dorthin passierten wir ein öffentliches Waschhaus; da wird die Wäsche noch von Hand geschrubbt und anschließend mittels kühnen Konstruktionen vom Wind getrocknet.
Was eine quirlige Stadt Porto ist, man weiß gar nicht, wo man erst hinschauen soll: Die Brücke Ponte Luis I, die ganzen Portweinkeller, die Seilbahn, die Kathedrale, die Boote auf dem Douro… Wir spazierten erstmal über die Brücke und hoch ging es auf die zweite Ebene der Brücke und weiter in den für seine Fliesenkunst bekannten Bahnhof Sao Bento. Durch die Fußgängerzonen vorbei an den vielen Restaurants und Läden allmählich wieder runter in Richtung Douro. Zum Essen entschieden wir uns für eine ganz kleines Restaurant ab von den Touristenströmen. Der Koch beherrschte offensichtlich sein Handwerk, die Bedienung war super freundlich, dennoch waren wir fast die einzigen Gäste. Kann an der Unscheinbarkeit, der Einrichtung oder auch an dem herrlich duftenden Bacalaho gelegen haben, der im Eingangsbereich lag…
Auf dem Rückweg entdeckten wir einen Sardinenladen, einfach riesig, hunderte von Sardinendosen mit unzähligen verschiedenen Designs. Gleich daneben ertönte Orgelmusik, ein hoher stilvoll gestalteter Raum, die Orgel auf halber Ebene und hinten im Raum ein Verkaufstresen für ein Porto Gedeck: Ein Glas Portwein mit einem Boleo de Bacalaho (frittiertes Gebäck mit Kabeljau, wahlweise auch noch mit Käse drin). Wir waren satt vom Essen, das musste auf den nächsten Tag warten.
Am nächsten Morgen ging es früh wieder in die Stadt. Über dem Meer lag dichter Seenebel, als wir um die Ecke dem Douro entlang radelten lockerte sich der Nebel und Porto erschien in der Sonne. Ziel war die Markthalle. Auf dem Weg dorthin mussten wir schon in diverse Läden rein, sie wissen sich hier ganz gut zu vermarkten! Die Markthalle wurde in den letzten Jahren neu gestaltet, in jeder Himmelrichtung ein Eingang, jeweils auf einer der drei Ebenen, da die Halle am Hang steht. Die Stände sind thematisch angeordnet, Blumen, Früchte, Fleisch, Fisch, Käse, Süßes. In den oberen Stockwerken befinden sich Restaurants, alles sehr schön und einladend.
Der Spaziergang durch die Stadt ging weiter und relativ bald fiel auf, dass offensichtlich bei vielen Häusern der Stadt nur noch die Frontfassade erhalten ist und dahinter alles verfallen, öfters lässt sich durch einen Blick von außen durch die Fenster gar der Himmel sehen.
Nachdem wir in der Markthalle bereits die Boleo di Bacalaho mit Käse probierten, war nun Zeit für eine Caldo Verde (grüne Suppe) sowie ein Francesinha (Toast mit Fleisch, Schinken, fett Käse drüber und über alles wird noch eine pikante Sause gegossen). Alles schmeckte sehr gut!
Nachmittags liefen wir zufälligerweise an eine Endhaltestelle einer alten Straßenbahn, als eine solche einfuhr. Da wir ebenso zufälligerweise an der Eingangstür standen, entschieden wir uns für eine Fahrt mit der historischen Bahn. Einfache oder Hin- und Rückfahrt fragte der Schaffner als wir einstiegen. Einfache Fahrt, können dann ja den Weg zurück gehen. Die Bahn fuhr und fuhr und fuhr, nie und nimmer laufen wir das alles zurück…an der Endhaltestelle durften alle Fahrgäste aussteigen, die Sitze wurden umgeklappt für die Fahrt in die andere Richtung und wir stiegen wieder ein. Der Schaffner schaute uns verdutzt an, zuckte mit den Schultern und verkaufte uns eine weitere einfache Fahrt.
Zu Fuß ging es in den Stadtteil Ribeira, von da aus zu den Fahrrädern und mit diesen zu einem Weinkeller zur Portwein-Degustation. Die Probe umfasste vier Weiße, einen Rosé und vier Rote. Portwein ist einfach nicht meins, man muss ja auch nicht alles mögen! ;-)
Platt vom ganzen Tag, aber mit unglaublich vielen Eindrücken einer tollen Stadt ging es ins Bett.