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Salta, die Quebrada de Cafayate, der höchste Wein der Welt…und mal wieder unser Tank

Veröffentlicht: 29.05.2018


Jetzt geht es endlich nach Salta, der schönsten und meistbesuchten Stadt des Nordwesten. Gerühmt wegen seiner vielen gut erhaltenen Kolonialbauten, seines schönen Plaza 9 de Julio, der Iglesia San Francisco und dem Karmeliterkloster San Bernardo aus dem 16. Jahrhundert, welches bis heute nur die Nonnen betreten dürfen. Wir steuern den Camping Municipal an, auf jeder Karte deutlich zu erkennen an dem wirklich riesigen Schwimmbad, jetzt im Herbst aber ohne Wasser. Die gesamte Anlage ist riesig und war bestimmt mal chick und beeindruckend, jetzt ist sie aber marode und heruntergekommen wie so viele Camping Municipal in Argentinien. Aber der Preis ist in Ordnung, die Duschen dreckig aber heiß und die Toiletten na sagen wir mal „benutzbar“. Bereits beim Einchecken empfängt uns eine deutsche Stimme und bald parken wir auch schon neben Jens und seiner Frau Ute und haben das erste Bier in der Hand noch bevor der Dubs richtig steht. Bei einem so freundlichem Empfang und so netter Nachbarschaft sind die Mängel des Platzes schnell vergessen und in den kommenden Tagen tauschen wir morgens beim Frühstück und abends bei Bier und Wein unsere Reiseanekdoten aus.

Wir besichtigen Salta mal wieder auf die uns schon eigene Art. Zuerst steigen wir viel zu früh aus dem Bus aus und erkunden notgedrungen die weniger pittoresken Außenbezirke. Im Zentrum angekommen besichtigen wir die Sehenswürdigkeiten, auch das Kloster in welches man zwar nicht rein darf, was aber eine sehr schöne, natürlich verschlossene, Eingangstür hat. Wir scheuen auch nicht den Weg raus aus der Stadt, um mit der Seilbahn auf den Hausberg zu fahren und Salta auch noch von oben zu sehen. Aber natürlich wird die Seilbahn gerade jetzt gewartet und ist für die nächsten Tage außer Betrieb. Also laufen wir wieder zurück in die Stadt, schon ein wenig fußlahm und nicht mehr ganz so fröhlich. Es ist schon dunkel als wir wieder im Zentrum sind, aber die Kirche San Francisco wollen wir uns doch noch anschauen. Kaum sind wir drin, beginnt der Gottesdienst und wir rutschen schnell in eine Bank, um nicht aufzufallen. Flüchten geht jetzt ja auch nicht, also warten wir bis die Liturgie „aufstehen und voller Inbrunst singen“ vorsieht und versuchen, uns so unauffällig wie möglich davonzustehlen. Jetzt haben wir Hunger, aber nur blutige Touristen essen mitten auf dem Hauptplatz, dass weiß man doch. Da wir doch erfahrene und abgebrühte Globetrotterinnen sind, irren wir dann noch einmal eine Dreiviertelstunde durch die Seitengassen, finden eine lange Schlange vor einem Hotdogstand und eine Pizzeria, die fertige Pizzas in der Mikrowelle warm macht. Wir kehren reumütig zurück zum Platz. Wenigstens ist mittlerweile eine für argentinische Verhältnisse annehmbare Zeit für das Abendessen erreicht, die Restaurants füllen sich und zwar nicht nur mit Touristen und wir essen vorzüglich – Lamafilet in Rosmarinkruste und Schweinlendchen an Pflaumensoße. Wussten wir doch gleich, am Platz ist es am Besten!

Wir bringen noch eine der üblichen halsbrecherischen Fahrten im Omnibus hinter uns und trinken dann völlig erledigt mit Jens und Ute noch ein Bier.

Die Museen, die für den nächsten Tag auf dem Programm stehen, fallen erst mal aus. Der Tank, dritter Akt. Es tropft zwar nicht, aber schon vor zwei Tagen hat sich eine Dieselleitung gelöst, die wir zum Glück schnell wieder befestigen könnten. Als wir zur Ursachensuche unter das Auto kriechen, wird schnell klar, dass mal wieder die Aufhängung des Tanks durch das Gerüttelt auf den Schotterpisten schlapp gemacht hat. Auf einer Seite ist der Bolzen gebrochen und auf der anderen Seite die Aufhängung abgerissen, so dass der Tank nur noch an zwei Befestigungen hängt. Wir befestigen die gebrochenen Seiten notdürftig mit Kabelbinder und Draht, aber eigentlich ist uns klar, dass 130 Liter Tankinhalt dadurch nicht zu halten sein werden. Es ist zum Heulen. Wir beschließen, morgen eine Werkstatt zu suchen, aber auf die Stadt haben wir heute keine Lust mehr, zumal es mittlerweile schon relativ spät ist. Vielleicht sollten wir stattdessen die netten Nachbarn zum Grillen einladen und uns so für das abendliche Bier revanchieren? Haben wir nicht die Straße runter einen Supermarkt gesehen? Wir laufen los und schon nach einer knappen Stunde an der Hauptstraße entlang durch die Mittagssonne kommt auch schon ein Supermarkt. Zurück, vollgepackt mit Fleisch, Brot, Gemüse und Bier, leisten wir uns ein Taxi. Es wird ein schöner Abend.

Am nächsten Tag fahren wir durch die Stadt und finden tatsächlich eine kleine Werkstatt, die einigermaßen vertrauensvoll aussieht, und einen Meister, der nach einem Blick unter das Auto das Problem erkennt und sich die Beseitigung zutraut. Wir könnten warten. Er würde schnell noch ein Auto fertig machen und dann käme unseres schon dran, es würde nicht lange dauern. Das andere Auto war tatsächlich in wenigen Minuten fertig, unseres hat dann mehr als vier Stunden gedauert. Wir haben alle Arbeiten genauestens beobachtet – zwei Stunden vor der Werkstatt stehend, zwei Stunden auf dem Bordstein sitzend, man nimmt es irgendwann nicht mehr so genau. Er hat dann alles super gemacht, den zerbrochenen Bolzen entfernt, ein neues Gewinde geschnitten, einen dickeren Bolzen benutzt und die abgebrochene Aufhängung wieder angeschweißt. Der Tank sitzt wieder bombenfest. Unsere Reaktion auf den Preis hat er erst mal falsch gedeutet und auf die vier Stunden Arbeit verwiesen. Wir hatten aber gar nichts gegen knapp 50 € für einen reparierten Tank und haben noch ein Trinkgeld oben drauf gelegt. Da es zum Weiterfahren schon zu spät ist, fahren wir wieder zurück zum Campingplatz, trinken einen Tee und gehen früh ins Bett.

Am nächsten Morgen können wir uns mit wieder fest sitzendem Tank endlich auf den auf den Weg nach Cafayate, Argentiniens zweites, kleineres Zentrum für hochwertige Weine, machen. Atemberaubend schön gelegen auf über 1.500 Metern, umgeben von Weingärten und hohen, schneebedeckten Gipfeln in einer der großartigsten Landschaften des Nordens ist die kleine Stadt wirklich einen Abstecher wert. Sie liegt etwas abseits unserer Route und wir werden auf dem Hin- und auf dem Rückweg durch die Quebrada de Cafayate fahren müssen, aber das ist eher ein Vergnügen und ein Erlebnis als ein Umweg. Cafayate ist das höchste Weinanbaugebiet der Welt, hat ein Wüstenklima, ein Jahrhunderte altes, ausgeklügeltes Bewässerungssystem und felsigen, steinigen Boden – laut den Informationen, die wir in dem wirklich beeindruckenden Weinmuseum bekommen haben, beste Voraussetzungen für beste Weine. Einzigartig ist wohl der Weißwein aus der Rebsorte Torrontés, uns hat er aber nicht so gut geschmeckt. Die Rotweine aus Malbec- oder Tannattrauben teilweise auch in Bioqualität sagen uns da schon mehr zu. Für die Grundlage vor der Weinprobe sorgen in diesen Tagen leckere kleine Empanadas mit Carne, Pollo oder Verdura, heiß und frisch aus dem Holzkohleofen. Nach zwei Tagen verabschieden wir uns von Cafayate und schlagen wieder den Weg durch die Quebrada ein. Eine verzauberte Landschaft, deren Felsen besonders im Abendlicht in unendlich vielen Rotschattierungen erglühen, unterbrochen nur durch das leuchtende Grün der Büsche und der Kandelaberkakteen. Der Wind hat in Hunderten von Jahren Skulpturen aus dem weichen Gestein „gemeißelt“ mit so klangvollen Namen wie „die Kröte“, „der Obelisk“, „die Gurgel des Teufels“ und, besonders beeindruckend, „das Amphietheater “, eine Art riesige Höhle, nach oben offene, mit einer besondere Akustik. Als wir am späten Nachmittag ankommen, ist der Touristenstrom schon fast versiegt, ein Flötenspieler, der sich hier durch sein Musizieren seinen Lebensunterhalt verdient, spielt stimmungsvoll fast nur noch für uns, und, da der Parkplatz schön abseits der Straße liegt, beschliessen wir, hier über Nacht zu campieren. Der Musiker hält das für eine gute Idee, der Platz sei ruhig in der Nacht und sicher, die ganze Gegend sei sehr ruhig und völlig ungefährlich. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kommt dann doch noch ein Auto mit drei jungen Männern, einer davon mit Gitarre. Wie so oft erregt unser Auto die Neugier der Neuankömmlinge und schnell kommen wir ins Gespräch. Die Drei kommen aus Buenos Aires und es dauert nicht lang, da spielen der Gitarrist und der Flötist zusammen, tauschen die Instrument, singen, ein kleines Lagerfeuer wird entfacht, die Mateteekalabasse rumgereicht und wir kommen völlig unverhofft zu einem unvergesslichen, improvisierten Konzert in einer einmaligen Umgebung. Was für ein schöner Abend und was für ein gelungener Abschied für uns von den Anden. Wir werden nämlich jetzt weiter Richtung Osten fahren und auch die letzten Ausläufer der Anden hinter uns lassen.

Antworten (5)

Petra
Also Barbara,mit dem Mützchen könntest du mal zur Arbeit erscheinen,das wird einschlagen wie ne Bombe

ch
SUPER SUPER. Tolle Erfahrungen, die Ihr teilt. Wünschen Euch eine interessante Weiterreise! Norbert + Christina

Petra
Hallo ihr Lieben. Wieder mal tolle Bilder. Regnet es eigentlich nie da unten? Hoffentlich ist das jetzt die letzte Panne mit dem Dubs.L.G.aus Moers

Astrid
Das sind ja aufregende und schöne Erlebnisse! Könnt Ihr denn jetzt schon ein paar Liedchen trällern und und bei Heimkehr vorführen? Euch noch eine spannende Tour mit wenig Pannen! LG Astrid & Helmut

Barbara
Ilse: Lamafilet in Rosmarinkruste würde mir auch schmecken. Hoffentlich war das jetzt die letzte Tankpanne. Spannender Bericht und tolle Bilder, liebe Grüße aus Mengen, auch Gerda schickt Grüße. Sie verfolgt Euere Reise immer auf der Landkarte. LG Ilse