Veröffentlicht: 29.11.2019
Der Morgen begrüßt uns sonnig und unverhofft mild, herrlich! Wir frühstücken gemütlich und packen dann mal wieder alles zusammen. Es ist Sonntag und für den weiteren Tag sagt der Wetterbericht verblüffender Weise mal Regen an! Also könnte man ja mal wieder ins Museum. Ich hatte von Coimbra gelesen, eine historische Universitätsstadt. Hier gibt es die Biblioteca Joanina, die zu den spektakulärsten Bibliotheken der Welt gehört. Gegen Mittag erreichen wir das historische Univiertel und hier liegt auch der Ursprung vieler studentischer Traditionen, so auch die schwarzen Mäntel! Das Viertel ist wirklich schön, alles sehr alt und eine tolle historische Architektur. Wir kaufen uns Tickets und müssen noch zwanzig Minuten warten, bevor wir rein dürfen. Das geschieht immer nur Gruppenweise und zu bestimmten Uhrzeiten. Es gibt ebenfalls vorgaben, wie lang man sich in den Räumen aufhalten darf. Die Uni ansich ist aus dem 16. Jahrhundert, die Bibliothek wurde im 18. Jahrhundert gebaut. Ganz schön alt...! Pünktlich um 12.15 Uhr dürfen wir mit einer kleinen Gruppe rein und kommen in einen ersten Raum, welcher ebenfalls teil der Bibliothek ist. Hier dürfen wir noch ein paar Fotos machen, was im großen Saal leider verboten ist...schade! Nach 10 min., wie gesagt, hier ist alles zeitlich festgelegt, dürfen wir in die eigentliche Bibliothek und bekommen den Mund vor lauter Staunen nicht mehr zu. Was für Deckengemälde, was für Bücherschränke, was für Stuckelemente, was für eine herrschaftliche Architektur...wahnsinn! Ich kann mich gar nicht satt sehen und was wäre es für ein Traum, hier ganz alleine zu sitzen und sich ein Buch aus dem Regal nehmen zu dürfen und darin ein bisschen rumzublättern! Die meisten Bücher sind älter als 400 Jahre! Wie gesagt, Fotos machen ist leider verboten, aber es lohnt sich, mal im Internet ein paar Bilder durchzustöbern, auch wenn es kein Vergleich damit ist, es live und in Farbe zu sehen.
Nachts kommen im Übrigen ganz bestimmte Helfer um die Bücher vor Mottenbefall zu schützen, Fledermäuse! Diese hausen schon seit Jahren in dem alten Gemäuer und gehen artig jede Nacht ihrer Arbeit nach, abgefahren!
Ich überlege kurz, ob wir uns nicht unauffällig mit einschließen lassen, aber...keine Chance, hier wird aufgepasst!
Nach ungefähr zwanzig Minuten müssen wir auch schon wieder raus...in den Regen...!!!
Wir schlendern noch ein bisschen über das Campusgelände und wollen uns gerne noch das technische Uni-Museum anschauen, ist im Ticketpreis mit drin. Dieses öffnet allerdings erst wieder um 14 Uhr! Genügend Zeit für den Botanischen Garten. Als wir gerade drin sind, wird der Regen immer stärker und wir beiden Pfiffiküsse haben keine Regenjacke, kein Regencape und auch keinen Regenschirm...nicht gut...! Wir drehen eine kleine Runde und machen uns erstmal wieder auf den Weg zum Bus. Wir sind pitschenass, die Hosen sind durch, ich kann die Kapuze von meinem Pullover auswringen, unsere Jacken tropfen...so nass sind wir auf der ganzen Tour noch nicht geworden. Wir retten uns in den Bus, welcher sofort beschlägt, da die Luftfeuchtigkeit von 0 auf 500 binnen Sekunden angestiegen ist.
So sitzen wir also auf unseren Sitzen wie die Deppen und warten auf besseres Wetter und die Öffnung des Museums. Da wir beide Hunger haben und wir nicht doof im Bus sitzen wollen, beschließen wir was Futtern zu gehen. Ich wechsele Pullover und Jacke, Jörni bleibt bei seinem Wetsuit und wir gehen diesmal mit Schirm los.
Gleich um die Ecke gibt es ein fantastisches Brunch und wir schlagen ordentlich zu! Im Anschluss dann ab ins Museum!
Der Rückweg zum Bus ist trocken und da der Hund auch noch mal vor den Bus muss, entscheiden wir uns erneut durch den botanischen Garten zu spazieren, jetzt ist es ja trocken! Wir sind gerade drin, da fängt es sowas von an zu schiffen, dass wir es trotz Schirm schaffen, wieder bis auf die Unnerbuchse nass zu werden. Das ganze also zwei mal in 3 Stunden, guter Schnitt! Wieder in den Bus und Gebläse auf volle Pulle um irgendwas durch die Scheiben zu erkennen! Wer hatte nochmal behauptet, Portugal bräuchte dringend Wasser...? Hier gibt es jede Menge...! Die haben hier soviel Feuchtigkeit, dass in jedem Sanitärgebäude auf den Campingplätzen der Putz von den Decken fällt!!!
Wir machen uns weiter auf den Weg, unser nächstes Ziel ist Nazaré! Hier sollen die Bedingungen in drei Tagen sehr gut sein, um die dicken fetten Big Waves zu sehen. Da warten wir doch schon lange drauf! Da kann et auch regnen, is mir scheißegal! Im Halbdunkel erreichen wir einen schönen Platz ca. 3 km außerhalb von Nazaré. Im Sommer ist der Pinienwald hier sicherlich auch brechend voll, jetzt sind so im Schnitt ganze 5 Camper da!
Bevor wir es uns vor dem Bus noch gemütlich machen, wechseln wir erstmal Socken und Schuhe, die sind nämlich auch durch...! Dann noch ‘n bisschen quatschen und ab ins Bettchen!
Nach einer entspannten Nacht begrüßt uns am Morgen etwas ungewöhnliches, es trägt den Namen Sonne! Herrlich! Allerdings kommt die auf unserem Stellplatz, bedingt durch die umgebenden Pinien, leider nicht an. Als aber die Nachbarn der Eckparzelle ihr Womo startklar machen und ihren Lotus auf den Hänger fahren und ankoppeln, nutzen wir die Chance und wechseln auf den Sonnenplatz...ohne Lotus...! Wir nutzen die Mittagssonne um ein bisschen zu lesen, bevor wir uns mit dem Hund auf den Weg machen. Die Sonne scheint immernoch und wir spazieren durch kilometerlange Pinienwälder bis zum Praia de Norte, Nazarés bekanntem Strand...den mit den Riesenwellen, die sind allerdings noch nicht da!
Nach guten drei Stunden Marsch sind wir wieder an der Basis, schön kaputt aber absolut zu frieden. So könnte es wettertechnisch gerne weitergehen, obwohl es Abends ordentlich kalt wird. Wir kochen uns ein paar Nudeln, futtern zu Abend und gehen zeitig schlafen!
Das mit dem sonnigen Wetter hat nicht ganz so lange gehalten, am nächsten Morgen ist es bewölkt und ordentlich frisch. Es ist so kalt, dass ich meine Zehen nicht mehr richtig spüre, trotz Mutterns Wollsocken. Wir holen den Heizlüfter aus dem Kofferraum und machen mal ordentlich Sauna, schön! Da kommt auch wieder Leben in die Füße und der nasse Bus hat endlich mal die Chance zu trocknen. Jörni macht ein Mittagsschläfchen, während ich die Zeit nutze den Blog zu füllen. Jörni dreht im Anschluss mit dem Hund ‘ne Runde durch den Wald, während ich immer noch tippe, Fotos sortiere und den ganzen Kram hochlade!
Gegen 15.30 Uhr machen wir uns nochmal auf den Weg. Wir wollen zum Leuchtturm an der Praia de Norte. Zum einen die Lage für den nächsten Tag checken, wo kann man gut parken und wo sind die besten Standorte für die besten Fotos, zum Anderen wollen wir in den Leuchtturm, hier gibt es ein kleines Museum in dem es um Riesenwellen und das Big Wave Surfen geht. Wir sind also startklar für den big wendsday und die Riesenwellen!
Zurück am Platz ist es schon dunkel und wir beschließen im Restaurant was essen zu gehen. Es gibt ein hervorragendes drei Gänge Menue inklusive Gretränk (egal ob Cola oder ‘n Glas Wein) für unglaubliche 9,50 € pro Person! Perfekt!
Wir klönen ein bisschen mit dem Küchenchef und erzählen, dass wir ganz scharf auf die riesigen Wellen sind. Er sagt, vor 15 Jahren hat sich keiner für Nazaré interessiert, obwohl es die Wellen schon immer gab. Aber seit dem die Big Wave Surfer die Wellen entdeckt haben, ist hier ordentlich was los. Man freut sich über den Tourismus. Früher haben hier 20 Surfstunden 50 Piepen gekostet, jetzt 250 €. Wir bekommen allerdings für 0 € noch ein paar prima Städtetipps für unsere weitere Reise und bedanken uns ebenfalls für‘s super Essen! Dann heißt es früh in die Falle, der Wecker ist auf 6.30 Uhr gestellt, denn die größten Wellen soll es am frühen Morgen bis Mittag geben! Eigentlich ist Regen angesagt und ich hoffe so sehr, dass es zu mindestens Vormittags trocken ist und ich ein paar ganz gute Fotos machen kann.
Am nächsten Morgen ist es trocken und nach einem schnellen Kaffee machen wir uns direkt auf den Weg. Wir finden noch einen freien Parkplatz gleich um die Ecke, obwohl es schon ganz gut gefüllt ist, wir sind schließlich nicht die Einzigen die wissen, dass es heute ordentlich rein kommt. Und dann... kommt es rein! Aber sowas von...! Wenn man es nicht mit seinen eigenen Augen gesehen hat, kann man es nicht wirklich glauben! Wahnsinn! Was für ein Naturspektakel! Was für ein dröhnen in den Ohren wenn die Wassermassen tonnenschwer in sich zusammenbrechen! Zudem kommt plötzlich die Sonne raus und ich mach‘ mir vor Freude fast in die Hose...beste Fotobedingungen, perfekt! Die Big Wave Surfer sind schon alle im Wasser und lassen sich von den Jetskifahrern von rechts nach links fahren, bis sie eine passende Welle entdeckt haben.
Und dann rasen sie in einem Tempo von ungefähr 80 km/h die Wand runter... Respekt!!! ...oder auch bekloppt! Heute haben einige Wellen gute 15m Höhe! Die Gischt ist so stark, dass zeitweise alles im Nebel liegt und am Strand werden Salzmassen angespült, sowas hab ich noch nicht gesehen. Wir verbringen den ganzen Vormittag damit, sich dieses Spektakel live anzuschauen, es wird immer voller, Besuchermassen ziehen an uns vorbei und wir sind sehr froh, dass wir so zeitig hier waren! Ich habe ordentlich Fotos in den Kasten bekommen, was mich sehr freut, aber das live zu sehen ist unbezahlbar! Ich bin sehr dankbar, das zu sehen und überhaupt diese Reise machen zu dürfen!
Völlig stoked fahren wir noch einkaufen und düsen dann zurück! Wir kochen uns einen Kaffee, futtern ‘ne Stulle und holen erstmal Luft nach der ganzen Aufregung. Dann muss ich mir die Fotos auf dem Rechner anschauen und gucken, ob ich Beute gemacht habe...! Jörni macht währenddessen ‘ne Hunderunde...!
Abends lassen wir dann nochmal alles Revue passieren und gehen nach der ganzen Aufregung zeitig schlafen!
Nazaré, es war uns ein Fest! Wir kommen gerne nochmal wieder, aber besonders gerne im Herbst/ Winter, denn dann sind sie da, die Riesenwellen!
PS: Ich hoffe, ich konnte mit den Fotos überzeugen, Frau Battenstein und herzlichen Dank für Ihre Grüße! Es hat mich sehr gefreut! ...obwohl das hier alles eigentlich nicht freigegeben ist für die Teppichetage ;)