Veröffentlicht: 17.08.2019
Mo 29.07.19 Glücksburg -> Horup Hav
gefahrene Zeit/Strecke: 5h 48m / 24 sm
Der Morgen beginnt mit Windstille und dunstig-schwülem Wetter, bei 23°. Bald aber wird es klarer und ein leichter Wind aus Ost setzt ein. Zeit abzufahren.
Um 08.42 ist es frisch und sonnig und ich werfe die Leinen los. Abfahrt Richtung Dänemark! Sollte der Yachthafen von Horuphav belegt sein, bietet der Hafenführer gute Ankerplätze in der Horup Hav Bucht an, ein langgestreckter Meeresarm zwischen der Halbinsel Kegnaes und der Hauptinsel Als, auf der auch Sonderborg liegt. Ganz am Ende der Bucht, auf 6m Wasser ist in der Karte ein Ankerplatz vermerkt. Da liegt man vermutlich gut geschützt, lediglich aus Richtung NW zur offenen Seite der Bucht könnte sich bei NW Wind ein Seegang aufbauen. Warum also nicht mal eine Nacht in einer ruhigen Ankerbucht verbringen? So dachte ich. Dachte ich. Tja, und erstens kommt es anders……
Um 11.48 Uhr runden wir die grüne Tonne an der Nordspitze von Kegnaes und fahren langsam in die knapp 3 sm lange Bucht ein. Ein leichter Wind aus OSO weht uns entgegen. Ideale Bedingungen zum Ankern. Alles sieht friedlich und lieblich-ländlich aus. Um 12.30 Uhr fällt der Anker auf rund 5m Wassertiefe und in gebührendem Abstand von den Flachstellen in Ufernähe. Der Ankerball wird gesetzt, das Wasser ist blau und kristallklar, lockt zum Bade. Noch ehe ich die Badehose anziehen kann, kriege ich Besuch: Ein Schweinswal taucht auf und umkreist das Boot. Ein ziemlich großer Bursche, wirkt wie fast zwei Meter lang. Er kommt ganz nah an mich ran, taucht unter dem Boot weg, und ich springe schnell zur anderen Seite, um ihn beim Auftauchen zu fotografieren. Denkste! Er taucht natürlich ganz woanders wieder auf als ich erwarte. Das Spiel wiederholt sich etliche Male: immer wenn er näher ans Boot rankommt, liege ich mit der Handycamera auf der Lauer. Da taucht er auf, bläst und ist auch schon wieder weg, unter Wasser abgetaucht. Wieder kein Foto. Schließlich versuche ich es mit Video, halte die Camera in die Richtung und lasse sie laufen. Meistens vergeblich, mehrmals muss ich wieder stoppen, es dauert einfach zu lange. Einmal klappt es aber doch, ich kriege ihn drauf, wenn auch aus einiger Entfernung. Und auf einmal, man glaubt es kaum, schießt er hinterm Boot fast senkrecht aus dem Wasser, „steht“ fast mit ganzer Körperlänge in der Luft und platscht dann wieder ins Wasser, wie in einer Delphin-Show in Florida. Die Camera ist da natürlich gerade wieder aus. Das ging sowieso alles viel zu schnell. Einige Bootsfreunde meinten, das war wohl eher ein Delfin. Wie auch immer: Jedenfalls ein tolles Erlebnis!
Gebadet habe ich dann auch nicht mehr. Eine zu nahe Bekanntschaft mit so einem "Meerungeheuer" wollte ich auch nicht machen. ;-)
Am späten Nachmittag plötzlich ein Wetterumschwung: Der Wind dreht auf NW und frischt auf. Schnell bildet sich eine rauhe Windsee und das Boot fängt an zu stampfen. Ich muss die Ankerleine verlängern, damit der Anker noch hält. Schließlich wird es mir doch zuviel: So kann ich hier nicht übernachten. Also Anker auf und rüber verholen in den Hafen von Horuphav. Um 20.36 Uhr liegen wir ruhig und sicher am Steg. Ein Havnemester ist nicht in Sicht, aber auf Schildern wird man in drei Sprachen aufgefordert, die „Hafengebühr“ sofort nach Ankunft am Kassenautomaten zu bezahlen. Was wir auch brav erledigen. Kostenpunkt übrigens umgerechnet 28,- Euro, Rekord auf dieser Fahrt.
Di 30.07.19 Horuphav -> Maasholm
gefahrene Zeit/Strecke: 3h 30m / 20 sm
So, nach dieser kurzen Stippvisite in Dänemark wird es nun Zeit für den Rückweg. In guten Tagesetappen soll es zügig wieder nach Hause gehen. Schade eigentlich, aber Dänemark läuft mir ja nicht weg; nächstes Jahr komme ich bestimmt wieder. Horuphav war schon mal ein kleiner Vorgeschmack. Der Ort hat zwar keine besonderen Sehenswürdigkeiten, ist aber ein „schnuckeliges“ Plätzchen: Alles sauber und ordentlich; man hat den Eindruck, die Bewohner sind im Wettbewerb, wer hat den schönsten und gepflegtesten Vorgarten. ;-)
Bei bedecktem Himmel und zeitweise leichten Regenschauern geht es raus aus dem Hafen, und wir machen uns an die Überquerung der Flensburger Förde. Für ein kleines Boot wie die Marex schon ein ordentlicher „Seetörn“! Der Wind weht mäßig aus westlicher Richtung, für uns kein Problem, bei See schräg von achtern fährt es sich auch mit dem Motorboot noch gut. Um 13.10 Uhr passieren wir den LT Schleimünde (schon zum dritten Mal auf dieser Reise) und wenig später liegen wir wieder sicher und fest vertäut am Steg D7 in Maasholm.
Die weiteren Etappen sind ohne besondere Vorkommnisse:
Mi 31.07.19 Maasholm -> Strande
gefahrene Zeit/Strecke: 3h 30m / 20 sm
Do 01.08.19 Strande -> NOK Liegestelle Schleuse Gieselau
gefahrene Zeit/Strecke: 6 sm und 59 km
Die Schleuse Holtenau passieren wir mit mehreren Sportbooten - für mich ohne Wartezeit - nur kurz festgemacht am Wartesteg auf der Kanalseite um am Kassenautomaten die Kanalgebühren zu bezahlen. 12,- Euro für mein Boot. Nach 6,6 Stunden (laut Motorstundenzähler) machen wir vor der Schleuse Gieselau fest.
Fr 02.08.19 Gieselau -> Brunsbüttel -> Cuxhaven
gefahrene Zeit/Strecke: 6 h 12 m (laut Std.zähler) / 40 km und 17 sm
Bei richtig norddeutschem Schmuddelwetter legen wir um 09.00 Uhr in Gieselau ab und machen uns auf die inzwischen als etwas eintönig empfundene Kanalfahrt. Aber auch die längsten Kanalstrecke hat mal ein Ende, und so machen wir um 12.40 Uhr etwas erleichtert im Sportboothafen vor der Schleuse Brunsbüttel fest. Draußen herrscht noch Flut, es hat keinen Zweck, gegen das auflaufende Wasser mit Gewalt gegenan zu wollen. Wir warten lieber ab, bis der Ebbstrom einsetzt. Um 16.00 Uhr haben wir mit vielen anderen Sportbooten die Schleuse passiert und es beginnt die „wilde Jagd“ nach Cuxhaven. Jeder will der Erste sein, hat man den Eindruck. Doch schon bald hat sich die Lage sortiert, die großen, schnellen Yachten haben mich überholt und so tuckere ich gemütlich, immer die roten Tonnen an Backbord lassend, die Elbe runter. Zwischendurch höre ich im Revierfunk immer mal wieder, wie der Wachhabende von der Revierzentrale andere Yachten freundlich aber bestimmt auffordert, das Fahrwasser freizumachen für die Großschiffahrt. Tja, das hamse davon, wenn sie mit aktivem AIS fahren, da kriegen sie gleich ne Ermahnung, wenn sie meinen, dass sie im Fahrwasser fahren dürfen. Kurz vor Cuxhaven kreuze ich das Fahrwasser und fahre den Rest dicht unter Land, am Hafen und an der Alten Liebe vorbei zum Yachthafen. An der Pier im Strom lagen zwei Schiffe „double bank“, ich fuhr dicht am äußeren Schiff vorbei und da sah ich, mit welcher Wucht der Ebbstrom an seiner Bordwand vorbei rauschte. Also war ich gewarnt: gut vorhalten bei der Einfahrt in den Yachthafen. War dann aber kein Problem. 19.00 Uhr alles fest im YH Cuxhaven. Auch hier gibt es einen Kassenautomaten; man braucht nicht auf den Hafenmeister zu warten.
Sa 03.08.19 Cuxhaven -> Bremerhaven
gefahrene Zeit/Strecke: 7h 42m (laut Stundenzähler) / 56 sm
Wetter: leicht bewölkt, gute Sicht, Wind nordwestlich 3 bis 4
Die Strecke kenne ich ja schon von der Hinfahrt. Trotzdem: Ein kleiner Schreck für mich am Vorabend bei der Vorbereitung des Kartenplotters. Ich hatte auf dem Tablet unterwegs ein Update der nv-charts App gemacht Nun wollte ich die neuen Karten für die Nordsee laden, und da waren auf einmal alle meine Karten „weg“! Verschwundibus. Verzeichnis „Meine Karten“ leer. Keine Chance, sie neu herunterzuladen, das Hafen-WLAN ist viel zu schwach. Ich habe zwar die Karten auch auf Papier, und als Backup habe ich noch Navionics Europe auf einem alten Tablet. Trotzdem: ganz ohne laufenden Kartenplotter zu fahren ist schon irgendwie doof. Zum Glück kam ich mit einem Segler aus Nordenham ins Gespräch, der mir schon in Brunsbüttel beim Festmachen geholfen hatte. Dem erzählte ich mein Missgeschick und wir vereinbarten, dass wir morgen früh gemeinsam auslaufen wollten und dass ich dann immer hinter ihm herfahren könnte. Er wollte auch in die Weser, nach Nordenham. - So fuhren wir also um 07.00 bei ablaufend Wasser gemeinsam los und ich blieb immer in Sichtweite hinter ihm, bis ich schließlich auf der Außenweser im mir bekannten Revier rein optisch nach Tonnen navigieren und ihn überholen konnte.
Nach kurzer Wartezeit vor der Schleuse Neuer Hafen ging es in den Yachthafen Im Jaich, wo ich nach rund acht Stunden Fahrt um 15.00 festmachte. Geschafft!
So 04.08.19 Bremerhaven -> Bremen-Lesum
gefahrene Zeit/Strecke: 4 Std. / 53 km
Um 12.00 wurde die Schleuse Neuer Hafen vollgepackt mit Booten, die alle mit dem Flutstrom Richtung Bremen fahren wollten. Nach dem Passieren der Schleuse brauche ich immer erst eine Zeit, um Leinen und Fender aufzuklaren. In der Zeit waren die anderen Boote alle schon weit weg, so dass ich meine Fahrt entspannt und ganz für mich allein genießen konnte. Bei schönem Wetter und leichtem Wind von der Seite die Weser raufzufahren - immer wieder schön. Die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse, wenn man von der Greenpeace Aktion bei Müller/Brake absieht. Da hatten „Aktivisten“ einen bulk carrier an der Bordwand mit dummen Sprüchen „verziert“: „Climate Crime“ stand in riesigen Lettern an der Bordwand, und an einem Kran an Land hing ein Banner, dass Soja-Importe das Klima killen - oder so ähnlich. Na ja. Die Wasserschutz war mit zwei Speedbooten im Einsatz, die fuhren immer hin und her, ich weiß nicht, was das sollte, und an Land standen jede Menge Einsatzfahrzeuge mit blinkendem Blaulicht. Ich machte ein Foto und fuhr weiter.
Auf der Lesum an der Bootstankstelle füllte ich noch den Dieseltank wieder auf und um 16.30 Uhr war Miss Marple wieder fest im Heimathafen. Die Reise war beendet.
Fazit:
Auch mit einem so verhältnismäßig kleinen Boot wie der Marex kann man ohne weiteres solche Reisen an die Ostsee machen. Man muss sich nur ein bisschen nach Wind und Wetter richten und wenn nötig, mal einen oder mehrere Hafentage einlegen, wenn es draußen mit dem Wetter nicht so passt. Und das Schöne: Keine Schleusen! (Außer NOK und ELK natürlich!) Aber sonst immer: Freie Fahrt!