Veröffentlicht: 17.08.2019
Mi 24.07.19 Maasholm -> Gelting
gefahrene Zeit/Strecke: 3h 30m / 18 sm
Der Tag beginnt vielversprechend: Um 08.00 schon sonnig und sehr warm (28°) und fast windstill. Ideal für den Motorbootfahrer für eine Fahrt auf dem „offenen Meer“, na ja, sagen wir lieber: vor der Ostseeküste Schleswig-Holsteins. ;-)
Die Route ist geplant (mit der nv-Charts app auf dem Tablet), nach Gelting sind es schätzungsweise nicht mehr als drei Stunden Fahrt. Um 09.00 Uhr legen wir ab.. Wir passieren LT Schleimünde, fahren raus bis zur Ansteuerungstonne und drehen dann auf Nord. Ein paar Meilen später lockt die schöne blaue Ostsee zum Baden. Ein Bad im Meerwasser gefällig? Warum nicht, und schon fällt der Anker auf 54°53’N und 10°01’E (ungefähr!). Herrlich, auf einmal diese Ruhe im Boot, nur ein leichtes Wellengeplätscher am Rumpf, sonst Stille. Das Wasser war dann aber doch noch recht frisch, ab Bauchnabel kostet es ein wenig Überwindung ganz reinzutauchen. Die Badeleiter hilft dabei. - Eine Stunde später heisst es „Anker auf“ und Weiterfahrt. Der Anker kam übrigens blitzsauber wieder an die Oberfläche, kein Schlick, nicht ein Sandkörnchen war dran hängen geblieben. Das lob ich mir!
Die Route war eigentlich so geplant, dass der Leuchtturm Kalkgrund an Backbord passiert wird, also außen rum um den Kalkgrund. Bei der Annäherung habe ich es aber doch „gewagt“, abzukürzen und den Kalkgrund zu überqueren. Laut Seekarte sollen es immer mindestens 3 bis 4 m Wasser sein, was das Lot auch durchgehend bestätigt. Interessant war die Fahrt insofern, als das Wasser plötzlich hellgrün wurde statt blau wie bisher und dass man bis auf den weißen Grund sehen konnte, wo uns der Schatten von Miss Marple begleitete.
Das Logbuch notiert: 12.40 Kalkgrund überquert, und 13.35 Alles fest im YH Gelting-Mole.
Gelting-Mole ist ein Yachthafen und sonst weiter nichts. Es gibt einen Kiosk (der aber die meiste Zeit geschlossen ist), ein keines Restaurant, einen Wohnmobil-Parkplatz und das war’s auch schon. Also gut zum Übernachten und am nächsten Tag weiterzufahren.
Do 24.07.19 Gelting Mole -> Fahrensodde
gefahrene Zeit/Strecke: 3h 30m / 22 sm
Fahrensodde? Nie gehört, wo ist das denn? - Ein Vorort von Flensburg, kann man sagen; nur rund 5 km vor dem Ende der Förde und vom Stadtzentrum entfernt. Ich wollte nicht gleich bis Flensburg „City“ durchfahren und habe mir deshalb diesen Yachthafen ausgesucht.
Das Wetter meint es wieder gut mit uns: um 08 Uhr sonnig und schon 23° bei leichtem Ostwind. Als wir aus dem Schutz der Geltinger Bucht heraus sind, macht sich der inzwischen auffrischende Ostwind bemerkbar. Bei achterlicher See ist es zwar ein angenehmeres Fahren als gegenan zu stampfen, aber das Boot giert ganz schön. Das bedeutet: viel Kurbelei am Ruder für den Steuermann! Aber auch das ist irgendwann vorbei, nämlich als wir um 10.30 Uhr die Halbinsel Holnis gerundet haben. Da wird die Förde dann wieder ganz „zahm“. Schon vor 12 Uhr machen wir fest im Yachthafen von - wie gesagt: Fahrensodde! Ich weiß nicht, wie man das ausspricht: Fahren-sodde oder Fahrens-odde? Hab nicht dran gedacht, einen Einheimischen zu fragen. ;-) Ich mache am Steg vom Flensborg Yacht Club fest. Ja, Flensborg stimmt, es ist ein dänischer Verein. Aber mit deutsch sprechenden Mitgliedern. Zum Einkaufen muss man nur durch den Wald den „Berg“ rauf laufen, da ist dann alles da: ReWE, Tanke, Eiscafé, Bushaltestelle für den Bus nach Flensburg. Brauche ich aber nicht, ich fahre ja morgen mit dem Boot hin. ;-)
Fr 25.07.19 Fahrensodde -> Flensburg City
gefahrene Zeit/Strecke: - kaum erwähnenswert, aber der guten Ordnung halber: ca 1 Std und knapp 3 sm
Um 09 Uhr heisst es „Tschüß Fahrensodde, es hat mir gut gefallen bei Euch“. Wir passieren die Marineschule Mürwick mit ihrer vom Wasser aus gesehen eindrucksvollen Fassade. Früher, vor langer Zeit, habe ich hier mal einen „Schiffs-Sicherungslehrgang“ absolviert. Der Unterricht war ein bisschen dröge und für meinen Geschmack zu sehr auf das Militärische ausgerichtet (Kalter Krieg, es wurde Geleitzugfahrt auf dem Nordatlantik geübt usw) aber die praktischen Übungen waren Klasse, das muss ich sagen. Feuerbekämpfung und Lecksicherung unter realitätsnahen, ja beinah realen Bedingungen. Wir haben ganz schön geschwitzt. Noch heute ist mir das sehr lebendig in Erinnerung.
Ich mache einen kurzen Zwischenstopp im Industriehafen und hole ein paar Kanister Diesel von der benachbarten Straßentankstelle. Das klappt wunderbar, und wenig später sind wir fest im Stadthafen, sozusagen im Zentrum von Flensburg, direkt an der Touri-Meile. Abends und nachts ein bisschen laut von den unentwegt Feiernden, aber so haben wir es ja gewollt. ;-) Der Hafenmeister ist so nett und leiht mir ein Fahrrad (sonst nur zum Einkaufen gedacht) und ich mache eine kleine Erkundungstour durch Flensburg. Morgen soll Hafentag sein und abends mache ich Pläne, was ich mir alles anschauen will.
Sa 26.07.19 Hafentag in Flensburg
Die Museen machen um 10 Uhr auf. Also mache ich mich um halb zehn zu Fuß auf den Weg auf die andere Seite der Förde, ein paar zig Stufen den Berg hoch zum „Museumsberg Flensburg“. https://www.museumsberg-flensburg.de/de/
Da gibt es zwei imposante Gebäude, das eine ist ein ehemaliges Schulgebäude, was man im Innern an den Treppenhäusern noch erahnen kann. Jedenfalls fühlte ich mich an meine ersten Schuljahre erinnert. Der naturkundliche Teil ist sehr „naturnah“ und liebevoll gestaltet, und auch die kulturgeschichtlichen Räume sind beeindruckend. Schön fand ich auch die kleine, aber feine Nolde-Ausstellung in dem anderen Gebäude. - Trotzdem: Nach zwei Stunden „taten ihnen die Beinchen weh“ und auch die Augen brauchten eine Erholung. Die fand ich in der umgebenden Parkanlage - mit uraltem Friedhof, wo dänische und preußische Gefallene aus den Deutsch-Dänischen Schlachten begraben liegen. Die Geschichte hat ihre Spuren hinterlassen, es gibt Straßennamen wie „Kanonenberg“. Am Alten Friedhof steht auch der berühmte „Idstedt-Löwe“, der ursprünglich an die für Dänemark siegreiche Schlacht bei Idstedt erinnern sollte und heute als Symbol der Deutsch-Dänischen Freundschaft gesehen wird.
Durch die Grünanlagen ging es dann weiter zum nicht weit entfernten Aussichtspunkt (einmal runter, einmal wieder rauf), der im Stadtführer verzeichnet war. Die Aussicht war früher sicher toll, heute aber weitgehend versperrt durch Grün-Wildwuchs. Na ja, da müsste mal ein Gärtner mit 'ner "Hochastschere" ran. Anschließend ging es die 101 Stufen der Marientreppe wieder runter zum Fördeufer, da steht das Flensburger Schiffahrtsmuseum, was ich mir als Ex-Seemann natürlich auf die „to do“-Liste geschrieben hatte. War auch ganz nett. Man erfährt viel über Flensburger Reeder und Schiffahrtstradition. Zum Glück gab es da auch eine Cafeteria; die erste Kaffee- und Snackpause des Tages! Danach schaute ich mir noch die Museumswerft an, wo alte hölzerne Fischkutter usw. restauriert werden. Auch da gab’s ein „Werft-Cafe“, ein uriges, sehr gemütliches Plätzchen mit leckerem Kuchen und schönem Blick auf die Förde. Am späten Nachmittag war ich wieder an Bord, ziemlich kaputt, wie immer nach so einem Tag. Schön, dass ich da endlich die Beine lang machen konnte.
So 28.07.19 Flensburg -> Glücksburg
gefahrene Zeit/Strecke: 1h 30m / 5 sm
Nur 5 sm in anderthalb Stunden? Ja, heute ist es wieder ein bisschen windig: ein strammer Wind aus Ost wirft eine kurze, steile See in der Förde auf, und da mussten wir gegenan. Das Boot stampfte ganz schön, deshalb fuhr ich ein Stück rein in die Bucht zwischen Flensburg und Glücksburg auf der Suche nach ein wenig Landschutz. Klappte auch einigermaßen. Da wir es aber nicht eilig haben, fuhr ich entsprechend „angepasst“, d.h. langsam. Das Anlegemanöver in Glücksburg lief erst nicht so gut, aber dann kam eine Bootsfrau von einer Segelyacht auf den Steg und zeigte mir eine kleinere Box, mehr in der Ecke, und sie half auch noch beim Festmachen, forderte „Luvleine zuerst“! Ja, sie hatte Ahnung! Danke! Ist doch immer nett, wenn man „Land-Unterstützung“ bekommt, gerade als Alleinfahrer weiß ich das zu schätzen.
Glücksburg ist ein hübscher, gepflegter Kurort mit kleinem Badestrand, der auch zu 100% genutzt wurde. Viele Strandkörbe und Sonnenanbeter am Strand; Stand-up-Paddler und andere wassersportliche Aktivitäten beleben die Wasserfläche. Bei schönstem Sommerwetter mache ich einen ausgiebigen Spaziergang entlang der Strandpromenade und durch den Kurort.
Und morgen heisst es dann endlch: „Dänemark, wir kommen“! Eigentlich war ja auch die „Dänische Südsee“ mein Ziel. Aus Zeitgründen muss ich das streichen, aber wenigstens einen Hafen in DK will ich doch anlaufen. Sonderborg bietet sich an, ich habe aber keine Lust auf eine größere Stadt. Deswegen habe ich mir Horup Hav, ein kleiner (ehemaliger) Fischerort gleich nebenan, als Ziel ausgeguckt. Mal sehen, ich bin gespannt.