Veröffentlicht: 21.12.2018
Die Reise nach Chiloé, eine 180km lange und 50km breite Insel, beginnt mit einer 9-stündigen Fahrt mit der Fähre von Chaitén nach Puerto Montt. Klingt lange, ist aber (vor allem im Vergleich zu Busfahrten) absolut angenehm und entspannt! Wann immer wir Lust haben gehen wir nach draußen, ansonsten genießen wir unsere Plätze in der ersten Reihe mit sehr viel Beinfreiheit, wenig Menschen und sauberen Toiletten. Sogar Streuselkuchen gibt es am Kiosk - ein Traum! Knifflig wird es erst, als sich nach ca. 6h unsere Wasservorräte dem Ende neigen. Aber sollte ja kein Problem sein, es gibt einen riesigen Kiosk an Bord. Lisa spaziert dorthin und bestellt Wasser, doch die überraschende Antwort lautet: "Wasser gibt es keins. Softdrinks und (maßlos gezuckerte) Säfte. Das ist alles." Doch die Antwort auf die Rückfrage, wie es denn sein kann, dass man auf einer 9h Fahrt kein Wasser kaufen kann, ist noch erschreckender: "Keiner fragt hier nach Wasser. Das brauchen wir hier nicht anbieten." Ja. GENAU das ist ein Problem der Leute hier, sie trinken lieber den ganzen Tag nur Cola oder blaues Zuckerwasser in Form eines chilenischen "Powerade"-Verschnitts. Wir sitzen also für die restlichen 3h auf dem Trockenen, naja besser als im nassen Regen draußen. Nach der Ankunft am Abend in Puerto Montt und einem kurzen, verzweifelten Sprint hinter dem Gepäckbus her, in dem sich unsere Rucksäcke befinden (wir aber keine Ahnung haben wohin er fährt), bekommen wir trotz des üblen Kauderwelsch der chilenischen Jugend heraus, wo das Gepäck abgeladen wird. Es hätte wohl auch einen Bus für uns gegeben, der uns dorthin gebracht hätte. Aber woher zum Henker soll man das denn bitte wissen? Glücklicherweise sind wir nicht die einzigen dummen Touristen und alles geht gut aus.
Nach einer Nacht in Puerto Montt mieten wir uns am folgenden Tag einen Mietwagen, denn damit wollen wir auf die Insel fahren. Mal ein bisschen flexibler sein und nicht auf Busse angewiesen. Auf dem Weg durch die (in unseren Augen nicht so schöne) Stadt gibt es einen Lichtblick: Correos Chile - Die chilenische Post. Wir wollen nämlich unsere Schlafsäcke nach Deutschland schicken, da sie sehr viel Platz und Gewicht wegnehmen und wir sie nicht wirklich brauchen. Zum Zelten ist es ohne richtiges Equipment einfach zu kalt. Es ist tatsächlich gar nicht so teuer und der nette Postmitarbeiter ist unglaublich geduldig mit uns, während wir unsere Rucksäcke vor dem Schalter einmal umkrempeln um zu schauen, ob wir nicht noch andere Dinge finden, die wir nicht mehr brauchen werden. Alles wird penibel genau aufgeschrieben und dann sind wir das Zeug los und - wenn alles läuft wie geplant (was nicht immer der Fall ist) - kommt das Päckchen sogar vor uns in Deutschland an. Der Mietwagenverleih läuft auch reibungslos ab und so schließen wir schon bald KIAra in die Arme, unsere kleine, treue Begleiterin für die nächsten 5 Tage. Und dann geht es auf zur Fähre nach Chiloé.
Uns wurde die Insel schon oft empfohlen, es würde sich landschaftlich und kulturell sehr vom Festland unterscheiden, ein bisschen wie Irland im Kleinformat. So richtig vorstellen konnten wir es uns nicht, doch es hat sich bewahrheitet! Es handelt sich um eine wunderschöne Insel, mit vielen Seen, Wäldern, Klippen, Stränden, sehr vielen Höfen und somit Schafen, Kühen, Pferden.. und sogar (mindestens) einem Alpaka. Leider wird das Meer um die Insel seit 2 Jahren immer wieder von einer giftigen Algenplage heimgesucht, wodurch die Fische und Meeresfrüchte vergiftet werden und tausende von Menschen ihre Arbeit verloren haben. Der Grund der Plage ist umstritten, der Klimawandel aber auch die massive Lachszucht scheinen valide Gründe dafür zu sein.
Kiara fährt uns in den ersten 2 Tagen durch kleine Dörfchen, einem Leuchtturm, Sanddünen, alten Festungen.. und bringt uns einmal dazu, sie ein bisschen anzuschieben. Da hat sie sich wohl etwas zu viel zugetraut! Aber zuverlässig bringt sie uns auch bis zu unserer Unterkunft für die restlichen 3 Tage: Ein komplett selbst gebautes Haus mit Holzofen, mit großem Garten in dem wir häufig Besuch von Alfred & Timmy (den Hunden), Wilma und Gertrude (den Hühnern), Katzen und der Nervensäge (dem Hahn) bekommen. Es ist alles total ländlich, im Nachbargarten steht ein Pferd und auch die nächste Schafsherde ist nicht weit entfernt. Das gefällt uns wirklich gut. Und so können wir selbst nicht böse sein, als Wilma eines Tages in unsere Küche marschiert, ein kleines Häuflein absetzt und munter wieder hinaus wackelt. Nur der Hahn geht (vor allem Jan) etwas auf den Geist und so gibt es an einem Abend mal kein vegetarisches Essen. (kleiner Scherz)
Wir erkunden den Chiloé Nationalpark und setzen uns die restliche Zeit einfach ans Meer. Abends kochen wir, machen ein schönes Feuer (also Jan), trinken Wein und spielen Karten. Die Insel hat wirklich ihren eigenen Flair und es ist ein bisschen als würden wir Urlaub vom Urlaub machen. Hier könnte man es durchaus länger aushalten.
Nach 3 sonnigen Tagen verabschieden wir uns im strömenden Regen von unserer Hütte und fahren zeitig zurück nach Puerto Montt. Es wartet nämlich noch eine Aufgabe auf uns: Wanderschuhe für Lisa finden, da ihre jetzigen leider den Geist aufgegeben haben! Doch auch das gelingt uns, auch wenn es in jedem Outdoor Geschäft maximal 1-2 Wanderschuhe in Größe 40-41 gibt. Nach Klopfen an mehreren Häusern finden wir auch noch unsere Airbnb Unterkunft und freuen uns schon, die stressige Stadt am nächsten Morgen um 7Uhr wieder zu verlassen - denn es geht (dieses Mal mit dem Bus) zurück nach Chaitén!