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Halbe Insel - ganzer Wind

Veröffentlicht: 15.06.2019

Nach einer ruhigen Nacht beginnen wir den Tag ausgeschlafen und voller Tatendrang wie gewohnt mit einem Baguette und zwei Croissants… So, oder so ähnlich würde der heutige Eintrag vermutlich starten, wenn wir am Vortag fünfzehn Minuten früher an der Rezeption gewesen wären um unser Frühstück zu bestellen. Tjoa…

Zum Frühstück gönnen wir uns noch den Knusperrest des Baguettes des Vortages und machen uns langsam aber sicher bei blauem Himmel und besten Wetter auf, den Jumper wieder zu beladen und unsere Reise entlang des Mittelmeers fortzusetzen. Der ursprüngliche Plan bis nach Portugal zu fahren gerät immer mehr ad acta, aber hier in Frankreich lässt es sich aber auch grade zu gut aushalten. Insofern blieb nur noch die Entscheidung zu treffen, wie weit wir in Frankreich vorrücken wollen. Da wir die Landesgrenze schon überwunden hatten und Frankreich für seinen Widerstand nicht gerade allzu bekannt ist, sollte uns hier eigentlich auch für eine größere Route nichts im Wege stehen.

Was Frankreich vielleicht an Kampfesstärke fehlt, machen sie auf alle Fälle mit ihren ausgeklügelten Mautstationen wett. Gerade bei den ersten bleiben wir teilweise 50 Meter vor der Station mit rauchenden Köpfen mitten auf der Straße stehen und tüfteln wie der Roulettespieler im Casino mit seinem letzten 25$-Chip, wo die Kugel landen wird. Zehn Spuren zur Auswahl, von den linken sieben ist bei dreien schön das Bargeld-Symbol fett angeschrieben. Klare Sache sollte man meinen, allerdings habe alle sieben linken Spuren eine Höhenbarke mit 2 Meter. Da hilft uns selbst unser schier unbegrenzter und bereits bewiesener Wagemut nicht durch. Sitzend im Jumper sind zwei Meter ungefähr Augenhöhe. Also bleiben uns nur noch die drei rechten, und alle sehen eher nach Telemaut aus. Neben dem Telemautsymbol ist drüber nämlich nichts angeschrieben. Aber hilft ja nix, irgendwie müssen wir da durch und zur Not wird uns schon wer helfen. Also machen wir es wie der Roulettespieler, suchen uns die Spur mit dem augenscheinlich größten „Bezahlkasten“ und raten. Siehe da, auch wenn an der Spur nichts groß angeschrieben war so können wir dort doch Bar unseren Wegzoll entrichten. Allerdings auf ein Meter Höhe.


Mit einem leichten Ziehen im Rücken, welches vermutlich jeder Orthopäde mit einer Woche Krankschreibung quittieren würde setzen wir unsere Fahrt fort.

Unser Ziel steht mittlerweile auch fest. Hyères. Eine kleine Halbinsel am Mittelmeer mit ein paar eher größeren Campinganlagen, welche dafür kleinere Strände mit Karibikfeeling und viel wichtiger – Flamingos! - verspricht. Wir entscheiden uns für den „Camping La Tour de Fondue“, die bisher größte Anlage auf der wir in unserer Reise residiert haben. Bereits auf der Anfahrt mussten wir die ein oder andere Schwankung unseres Jumpers wahrnehmen, aber als wir in Hyères aussteigen schlagen uns die orkanartigen Böen direkt ins Gesicht und auf die Laune.

An der Rezeption finden wir heraus, dass wir mal wieder den „letzten Platz“ bekommen können. Entweder handelt es sich hier um eine Marketingstrategie oder wir sind schon ziemliche Glückspilze. Der selbsternannte Komiker hinter dem Schalter verkündet uns auch noch, dass wir hier als Deutsche natürlich mehr zahlen - haha - und dass heute eher ein windstiller Tag ist - Yeah. Genau wie die Karriere des Rezeptionisten als Comedian geht unsere Laune endgültig den Bach hinunter. Riesiger Platz, scheiß Wetter, das kann ja heiter werden.

Mit riesen Hunger am Platz angekommen steht unser Entschluss relativ schnell, „morgen fahren wir weiter“. Nach einer leichten Stärkung und der damit einhergehenden leichten Steigerung unserer Laune beschließen wir der kleinen Halbinsel noch eine Chance zu geben und schwingen uns auf die Räder. Sind wir auf dem Herweg auch über so viele Steigungen gekommen? Bei nicht weniger Wind quälen wir uns über die hügelige Landschaft. Es stellt sich raus, dass es in der Nähe nicht allzu viel zu entdecken gibt, auch die Flamingos können wir mit Ausnahme eines hölzernen, welcher sich als Schild für eine Tonfabrik herausstellt, nicht entdecken. Also wieder zurück zum Platz und auf den nächsten Tag warten. Der Laune zum Trotz begeben wir uns auf der Suche nach dem Strand unbeabsichtigt in eine Sackgasse, welche uns zu unserer Überraschung zu militärischem Sperrgebiet, aber auch zum augenscheinlich höchsten Punkt der Insel bringt. Und mal abgesehen vom Wind, sind wir ein bisschen baff von der Aussicht. Rundum fast nur Meer und mehrere kleine Inseln.


Nach der relativ erfolglosen Jagd nach einem Badestrand machen wir uns, nachdem wir wieder am Platz angekommen sind, weiter auf die Suche. Dank Google-Maps, unserem universellen Freund und Helfer auf dieser Reise, der neben Campingplätzen so ziemlich alles kennt, finden wir etwas versteckt leicht unterhalb unseres Platzes einen kleinen Wanderweg.


Über geschlagene Steine und das ein oder andere Holztreppchen finden wir mehrere kleine Buchten mit wunderschönem Sandstrand und Ausblick auf die Îles d’Hyères, der „Insel von Hyères“. Dieser traumhafte Ausblick lässt uns den Mangel an Kreativität bei der Namensvergabe ihrer Inseln schnell vergessen und sollte das Wetter morgen ein wenig mehr mitspielen, hätten wir hier unseren Strand gefunden.


Ein paar Minuten weiter den Weg entlang finden wir eine kleine einsame Bucht, die wir durch eine kleine Kletterei ohne größere Probleme erreichen und gönnen uns dort, durch das Massiv vom Wind geschützt, unser kleines mitgebrachtes Bierchen und so mit Blick auf die malerische Insel schwindet der Vorsatz der baldigen Abreise.


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