Reisefischer Kanada
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#60 "Lieblingsarbeiten"

Veröffentlicht: 22.10.2023

Grüß dich,

hier für die Ohren:

https://tinyurl.com/ysxq3gsm (55 Minuten)

Der Sonntag...puh, dieser war von einer richtig schönen Depri Stimmung geprägt. 😅 Gerade wenn man mit sehr engen Freunden telefoniert, merkt man schon danach, dass das genau die Leute sind, die man hier vermisst. Noch dazu war es einfach nass, kalt und windig (wobei der Wind später nachließ). Dieser Tag war aber richtig für die Tonne und so prägte Netflix & Co. mein Tag. 😂 Allerdings gab es auch eine kleine erfreuliche Nachricht. Ich hatte bereits am Freitag ein Vogel gehört, den ich sofort zuordnen konnte. Es handelte sich dabei um den Steller´s Jay (dt.: Diademhäher). Dass ich sein „Gesang“ noch kannte, überraschte mich ehrlicherweise, da ich ihn zuletzt in Golden gesehen hatte. Interessant, wie das Gehirn manche Sachen im Hintergrund behält. Dieser Vogel ist gekennzeichnet von einem am Schwanz beginnenden dunkelblauen Gefieder, welches sich brustaufwärts mit dem schwarzen Kopfgefieder mischt und am Auge ist ein weißer Strich erkennbar. Eine sehr schöne Kombination und immer wieder ein Moment, indem ich überlege und faszinierend staune, wie schön doch die Natur sein kann und all diese Farben möglich sind. ❤️

Der Montag begann mit einer richtig schönen „Montag-Nachricht“. Jenny sagte mir, dass ich den Boden weiter mit der Holzspäne isolieren solle. Ich fragte sie, welcher Bereich hinten (bei der Terrasse) wichtiger sei und dann sagte sie so: Nene, du musst das hier auch noch machen. – und zeigte auf den Bereich, der bereits mit dem fertigen Bodenholz verlegt war. Ich dachte mir nur: Wie bitte? Warum hast du bereits den finalen Boden verlegt, wenn er darunter noch nicht isoliert ist? Da die Holzbohlen bereits in den passenden Teilen geschnitten wurde, hat mir Jenny auch noch unnötig oft gesagt, dass ich unbedingt die Reihenfolge der Bretter beachten solle.

Also alle Holzbohlen (in der richtigen Reihenfolge!! 😂) abgedeckt, um dann festzustellen, das noch nicht mal überall das *piiiiiiieeeeeepppppp*Plastik angebracht wurde. Jenny hat es echt nicht fertig gebracht, in den drei Monaten das Plastik anzubringen. Beziehungsweise hat sie es schon angebracht, aber die letzten und vor allem sehr komplizierten Bereiche waren noch nicht fertig. So musste ich also wieder unter den Boden kriechen. Da unten ist so wenig Platz, dass richtig tiefe Atemzüge nicht möglich wären. Die einzige Bewegung war daher eine flach am Boden robbende. Dabei massiert man seinen Rücken mit Steinen und vor allem schiebt sich der Pulli und T-Shirt hoch und man bekommt so ganz feine Holzspäne, die noch von „damals“ (als wir dort noch überall gesägt haben) da unten liegt in sein Shirt, Pulli und sonst wo rein. Das kratzt aber so was von 😭😅 Man hat das echt überall und seine Sachen muss man gefühlt direkt in der Dusche ausziehen, damit man die nicht noch in der Kabine verteilt. 😅 Ich habe mich auch immer gefragt, weshalb wir keine Spanplatten dafür nutzen, da diese viel stabiler sind. Einige Plastikbereiche können jetzt schon die Last der Holzspäne nicht halten und fallen herunter. Diese wieder anzubringen ist eine sehr bescheidene Arbeit. Weshalb wir das Plastik nutzen, hat einen ganz einfachen Grund: Geld. Eine Spanplatte kostet einfach bis zu 90 CAD. Die Plastik Variante kostet ca. 30 CAD. Allerdings könnte man auch das Plastik, welches wir zur Befestigung der Isolierung an den Wänden & Decken genutzt haben, nutzen, da dies auch sehr stabil ist. Eine Rolle würde dabei 38 CAD kosten (ich bin mal kurz in die Welt der kanadischen Online Baumärkte abgetaucht 😎😂), wobei sie eine viel größere Fläche hergibt. Ich denke aber Jenny wird weiterhin am gelben Plastik festhalten. Glücklicherweise sind David und ich noch Holz holen gefahren, sodass ich mich nicht ausschließlich mit dem Plastik beschäftigen musste. Wiederum glücklicherweise habe ich mir dabei keine gravierende Verletzung geholt, denn als David mit dem Anhänger nach hinten gefahren ist, wurde ich von Troops kurz abgelenkt und genau in dem Moment hat mich der Anhänger am Knöchel erwischt und mich etwas zwischen Boden und Anhänger eingeklemmt, da ich an einer Böschung stand. Glück im Unglück. 😅

Dienstag habe ich mich eigentlich nur den ganzen Tag mit dem Boden und dem Plastik abgekämpft, bis David mich bat, ihm ein zweites Holzlager zu bauen. Als ich fertig war, wollte ich das übrige Holz zurück zum Holzhaufen bringen und plötzlich war da einfach der Schwarzbär „vor mir“. Das war nach langer Zeit mal wieder eine etwas mulmige Situation, da der Bär nicht sofort auf Flucht aus war. Er ist trotz der lauten Quad-Geräusche stehen geblieben und erst bei meinen Rufen weggerannt. Das war das erste Mal, das ich einen Bären so richtig rennen gesehen habe (ohne dabei mit dem Auto vorbeizufahren) und ich sag mal so, wenn der Bär auf Angriff ausgewesen wäre, wäre er in unter 5 Sekunden bei mir gewesen (Abstand war so ca. 20 - 25 m). Diese Tiere können so unfassbar schnell rennen. Wahnsinn. Trotzdem war ich natürlich mega happy mal wieder einen Bären gesehen zu haben. 🐻❤️ Anschließend hieß es wieder am Boden verzweifeln und das Plastik mühevoll anbringen. Glücklicherweise hatte sich das Wetter mittlerweile gebessert. Am Montag hat es unglaublich geregnet und das war einerseits (traurigerweise) belustigend, da ich es unfassbar finde, wo überall Wasser durchkommt und andererseits war es kacke, da ich draußen arbeiten musste und nach einer gewissen Zeit auch gut nass war. 😭😂

Mittwoch war ich vormittags Holzspäne holen, da Jenny und David eigentlich am Nachmittag wegfahren wollten. Die Fahrt mit dem Truck konnte ich auf der Hinfahrt nicht so genießen. Durch die tief liegende Sonne und den Bäumen gab es einen ständigen Schatten-Sonne-Wechsel, sodass ich evtl. auch den Vogel (diese Art ist die dümmste Vogelart der Welt und dabei lüge ich nicht! 😂 Die Erklärung + Beispiele würden aber den Rahmen sprengen 😅) nicht gesehen habe. Zwar konnte ich einen Aufprall hören, aber nichts in den Spiegel sehen. Von daher denke ich, dass ich ihn nur gestreift habe. Bei dem Nachbarn angekommen, hieß es wieder Holzspäne schaufeln und kurz mit der Frau quatschen. Diese erzählte mir, dass in der Nähe zwei Wölfe gesichtet wurden. Sonst hieß es weiter den Boden beenden.

Jenny und David sind dann doch erst am Donnerstag gefahren und ich weiß nicht, was sich Jenny dabei gedacht hat, aber die hat mir erst am Mittwochabend gesagt, dass am Montag der Kamin kommt und somit der Graben und Boden fertig sein müssen. Das klingt jetzt nicht viel, aber das war eine riesen Arbeit, denn der Boden musste erst wieder gerade gemacht werden, dann das Plastik zurechtgeschnitten und mit Holzspäne befüllt werden und dann zum grandiosen Abschluss der 18 Inches tiefe Graben.

Am Donnerstag habe ich tatsächlich kaum was geschafft, da mich das begradigen (was nicht möglich war) unfassbar viel Zeit gekostet hat, bis ich Jenny geschrieben habe und sie sagte, dass es reicht, wenn ich nur eine Seite gerade mache. Bei der Schieflage des Hauses ist es sowieso egal. 😂 Da ich jedoch am Donnerstag kaum etwas geschafft hatte, hätte ich theoretisch alles am Freitag beenden müssen und meine Güte, was habe ich an diesem Tag geschafft. 😎😅 Dieser Graben mit diesen 18 Inches ist zwar nicht fertig, aber ich bin trotzdem mehr als zufrieden - so viel gebuddelt habe. Vor allem, da ich einfach irgendwann nicht mehr konnte und dann immer in den großen Raum gewechselt bin, um den Boden mit Holzspäne zu befüllen. Das war dann immer eine kurze Pause für den Körper, bis es dann wieder zum buddeln ging. David hat mich dann zu meinem Feierabend gefragt, wie es aussieht mit dem „Graben“ und dann habe ich ihn ein Foto geschickt und ich wollte dazu schreiben:

Ich bin nicht fertig. Die grüne Linie ist 18 Zoll, die rote nicht. Aber ich kann nicht mehr buddeln.

Auf Englisch:

I´m not done. The green line is 18 inches, the red isn´t. But i can´t digging anymore.

Ich habe aber meinem Chef geschrieben:

I´m not done. The green line is 18 inches, the red isn´t. But i can´t dicking anymore.

Der Unterschied zwischen digging und dicking ist.

Digging bedeutet graben und dicking kann übersetzt werden mit .... ficken. Ich habe also meinem Chef geschrieben, dass ich nicht mehr ficken kann. 😭😂😂 Joa....jetzt weiß ich auf jeden Fall, wie man das englische Wort graben/buddeln auf Englisch schreibt.

Jenny und David haben dann beschlossen, noch eine weitere Nacht wegzubleiben und somit habe ich eine weitere Nacht im Haupthaus verbracht. Die Mäuse sind echt der Wahnsinn. Die rennen da überall lang und man hört sie überall herumknabbern. Richtig ekelhaft. Ich habe in der Nacht neun Fallen aufgestellt und heute Morgen war die Welt um sechs Mäuse ärmer. Ich glaube auch, dass ich ein Eichhörnchen im Haus gesehen habe, aber das war so schnell weg und ich habe noch bestimmt über eine Stunde gewartet, bis ich ins Bett gegangen bin, aber es kam nicht mehr wieder. Meine perfekte Falle hat natürlich auch nicht geklappt. 😅 Aber diese ganzen Tippel Geräusche von den Mäusen und evtl. dem Eichhörnchen lassen einen schon schlecht einschlafen und wenn sich dann noch Daisy auf dein Bett legt und alle vier Beine von sich streckt und das ganze Bett einnimmt, dann ist die Nacht auch echt kurz. Also ich wurde bestimmt jede Stunde wach, weil immer irgendein Hund bei mir im oder am Bett war. Da bin ich heute Morgen richtig „gut gelaunt“ aufgestanden.

Ärgerlicherweise wollte ich dann gegen Mittag die Küche aufräumen und den Blog schreiben und dann kamen einfach schon David und Jenny zurück. Viel viel früher, als ich vermutet habe und so bin ich wieder endlich in meiner mausfreien Kabine.

Das Wetter hat sich glücklicherweise wieder geändert, sodass ich jetzt tatsächlich bei wunderschönem Sonnenwetter die Audioaufnahme starten kann. Aber bevor ich hier jetzt zum Ende komme.

Meine Reise ist ja auch irgendwann demnächst zu Ende und ich weiß nicht, ob es ein Interesse daran gibt, einen Vortrag von mir über mein Jahr zu lauschen. :D Aktuell gucken sich so im Schnitt glaube 40 Leute meinen Blog an und davon hören ihn mehr als die Hälfte.

Ich hätte im Dezember oder so an einen Samstagnachmittag in meinem Heimatdorf gedacht und da ich mich nicht kurzfassen kann, würde ich dich wahrscheinlich mindestens zwei Stunden mit voller Begeisterung über Kanada volllabern und da einfach mein Jahr noch mal Revue passieren lassen. Allerdings weißt du ja auch schon einen Großteil meines Abenteuers, da ich tatsächlich fast jede Woche einen Bericht geschrieben habe. Daher weiß ich nicht, wie groß das Interesse daran sei. Du kannst ja mal überlegen, ob das was für dich wäre.

Bis nächste Woche (da bin ich auch noch in Kanada)

Samuel ✌🏽😋

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