Reisefischer Kanada
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#59 Alles gerade oder was?

Veröffentlicht: 15.10.2023

Gute Nachrichten für dich: Ich habe gar nicht so viel zu berichten. 😅 und damit hallo zu diesem wohl mal endlich wieder kürzeren Blogbeitrag.

Leider ist meine Audio dennoch 52 Minuten lang:

https://tinyurl.com/ypcdjjcn

Am Sonntag habe ich zum zweiten Mal Thanksgiving „feiern“ können. Diese nordamerikanische Version des Erntedankfestes wird hier deutlich stärker zelebriert und ist ein nationaler Feiertag, der durch das typische Truthahn-Essen gekennzeichnet ist. Anders als in den USA findet dieser Tag bereits am zweiten Montag im Oktober statt (USA: 23. November), wobei die meisten (laut David und Jenny) Thanksgiving am Sonntagabend feiern. Wie aber auch Weihnachten und Ostern ist dieser Tag hier natürlich keine große Nummer. Jedoch wurde tatsächlich Truthahn gegessen.

Das Abendessen war aber leider wieder ein Schuss nach hinten, denn Jenny hatte mal wieder das Verlangen, viel zu erzählen. Wie Weihnachten und Ostern auch, erzählte Jenny mal wieder, dass das nicht ihr Anspruch sei und sie es eigentlich viel pompöser macht. Sie holt immer ihr bestes Besteck heraus und zaubert den besten Truthahn, aber die Baustelle....du verstehst, da hat sie einfach keine Zeit dafür. Das sie eventuell einfach diese Tage nicht groß zelebriert und nie groß aufdeckt (was völlig okay ist, möchte ich hier sagen!) wollte sie sich glaube einfach nicht eingestehen. Und so erzählte sie (ungelogen) mindestens 15 Minuten, dass das nicht ihr Anspruch sei und der Truthahn bestimmt auch nicht so gut ist.

David war dann auch irgendwann genervt und sagte ihr auch die ganze Zeit, dass sie bitte aufhören soll, immer und immer wieder zu sagen, dass der Truthahn nicht gut sei. David hat dann plötzlich mitbekommen, dass Daisy gerade ein Kissen kaputt beißt und Jenny hat dann völlig übertrieben reagiert, wobei David auch wieder gesagt hat, dass Jenny nicht so reagieren müsse. Das war, glaube ich, der Punkt, der für David dann auch der Grund war, weshalb er ging. Er hat leider die schlechte Eigenschaft, dass, wenn er von etwas genervt ist, einfach aufsteht und vom Tisch weggeht. 😅 So saß ich nun alleine mit Jenny am Tisch und aß mein Truthahn. Genießen konnte ich ihn nicht wirklich, da Jenny mal wieder ihre Standardthemen herunter laberte. Ich betrachtete also mal wieder die Berge und versuchte mich an die Mythologie der Berge zu erinnern. Irgendwie sollen die Berge wohl damals ein Paar gewesen sein, dann haben sie sich getrennt und ein Part nahm die Kinder mit und so entstand die Bergkette, die links und rechts von den Partnern begrenzt ist und dazwischen die Kinder, die die kleineren Berge darstellen. Halt so eine typische Sage, die sich die alten Stämme früher erzählt haben. Man erkennt aber auch Konturen von einem Gesicht, was wohl der Ursprung der Geschichte war. Allerdings weiß ich den vollständigen Inhalt nicht und auch beim starren Betrachten der Berge ist sie mir leider nicht wieder eingefallen. Na ja, irgendwann war auch das Essen zu Ende und ich ging. Da muss ich echt sagen, dass mir letztes Jahr das Thanksgiving mit meiner zweiten Farm und der Besuch der Schwester der Farmerin deutlich besser gefallen hat.

Am Montag habe ich dann die Deckenverkleidung des Vorraums beendet. Eigentlich wollte Jenny noch eine Zwischenwand einbauen, was ich auch besser gefunden hätte, aber dann hat sie sich doch dagegen entschieden und so musste ich die gesamte Decke verkleiden, was jetzt kein großes Problem war. Zuerst habe ich aber noch eine kleine Eckwand gebaut, um meine dezent bescheidene gebaute Hauswand zu verdecken. Diese wäre durch die Zwischenwand verdeckt wurden und da diese nun fehlte, musste ich mir was anderes überlegen. Witzig ist auch, dass ich bei dem Rohr auf der linken Seite Platz lassen musste, um genau zu sein 4 Inches, damit das Holz nicht entzündet wird. Nur dumm, dass Jenny selbst ihre eigene Dachkonstruktion nicht mal ansatzweise in diesen Abstand um das Rohr gebaut hat. 😂 Ich habe aber auch keine Ahnung, zu welcher Heizanlage dieser Schornstein gehört. Nachdem ich nun also auch dieses Projekt beendet hatte, ging es nun zu einem sehr entspannten.

Ich sollte die neue Lampe zusammenbasteln, die einen billigen Kronleuchter darstellt, der mit supervielen Plastiksteinen behangen ist. Die einzige „Anleitung“ war eine chinesische Erklärung mit einer Stückliste der Steine. Der Zusammenbau war jetzt nicht super kompliziert, lediglich das Anhängen der Steine hat unglaublich viel Zeit in Anspruch genommen. Irgendwann war auch dieses Produkt zusammengebastelt und es ist immer wieder erschreckend, wie viel Plastik, vor allem bei chinesischen Produkten, verwendet wird. Da war wirklich gefühlt jedes Teil extra mit Plastik eingehüllt und dann noch alles mit Styropor geschützt, welches gleich in diese kleinen Kügelchen zerfällt und durch den Wind raus in die Natur getragen wird. Nice!🥲

Weiterhin wurden nun endlich auch die Fenster eingesetzt. 🙌 Das war auch wieder so ein Thema für sich, wo erst beim Einsetzen der Fenster festgestellt wurde, dass die Rahmung zu groß ist und während ich das Fenster in Position hielt, wurden noch schnell die nötigen Bretter geschnitten und mit extra viel Feinheit und einem Gummihammer in die Lücke „geschlagen“. Somit fehlt nur noch ein Fenster und dann sind wirklich alle drinnen. Das merkt man schon, gerade wenn die Sonne durch die vordere Fensterfron hineinscheint, wird es sehr warm in diesem Bereich. Natürlich gibt es noch 38492374 Stellen, an denen der Wind hinein pfeift, aber es ist deutlich angenehmer. 😌

Dann bin ich noch zu einem Nachbarn gefahren, um Holzspäne für die Bodenisolierung abzuholen. Ach, ich glaube, dass das eine meiner letzten Fahrten mit dem Truck war und ich liebe es einfach den zu fahren. Er ist deutlich angenehmer als der Jeep und es fühlt sich einfach hammer an den zu fahren. 😁

Bevor ich von meinem nächsten Projekt berichte, welches mich bis zum Freitag beschäftigt hat, ging es am Mittwoch noch nach Tatla Lake. Dort wurde vor etlichen Monaten ein Waldstreifen gerodet und die Leute haben dort etliche Stämme zurückgelassen, die nun die Leute aus Tatla Lake nutzen dürfen.

Witziger Fakt (für mich): Bei Google Maps sieht man diesen Streifen und die Holzhaufen auch, aber das Bild muss neu sein, was wiederum komisch ist, denn die Aufnahmen der Lodge hier sind vier Jahre alt, aber das Holz liegt dort sicher nicht schon seit vier Jahren unberührt herum. Komisch, dass Google Maps so unterschiedliche Fotos aufnimmt (also vermute ich jetzt einfach).

David und ich fuhren also dorthin und waren überrascht, wie viel Holz dort lag. Für alle deutschen Kaminbesitzer*innen wäre dies eine echte Goldgrube. Wir beluden den Trailer, bis Davids Herz wieder zu viel Ärger machte. Ich hätte mich diese Woche eigentlich komplett auf diese Holzstämme fokussiert, damit ein ausreichender Holzvorrat vorhanden ist. Ich hätte den Trailer beladen, hier dann schnell abgeladen und ihn neu beladen und eine weitere Person hätte die Stämme hier schon sägen können. Ich weiß nicht, weshalb Jenny und David das nicht gemacht haben. Sie könnten (locker!) innerhalb dieser einen Woche ihre gesamten Holzlager auffüllen und auch Stämme außerhalb lagern, sodass sie für mindestens zwei/drei Winter genug Holz hätten. Sie haben es aber nicht gemacht, wobei David heute (Samstag) den Trailer entladen hat und nächste Woche noch zwei Ladungen holen möchte. Ich frage mich immer noch, weshalb er das gesamte Brennholz auf seinem Grundstück nicht sieht?! Aber das habe ich hier ja schon oft geschrieben von daher zum nächsten Projekt:

Jenny sagte mir, dass ich den Boden neu ausrichten müsse und das war kein Scherz. Der Boden ist bereits nach einem Jahr extrem abgesunken. Ich musste den Bereich bei der Terrasse ausleveln und es ist echt krass....sie hat aber auch folgenden Satz gesagt: Das ist, weil wir im Winter gebaut haben und der Boden zu weich war.

WAS DU NICHT SAGST?! Jenny?! Wirklich?! 😱😱😱 Du hast kein wirkliches Fundament und baust an der alten Uferkante des Sees. Das sollte keine Überraschung sein, dass das Haus immer weiter absinkt. Das wieder „gerade“ machen des Bodens war eine kleine Qual. Der Boden war von links nach rechts gerade, aber nicht von vorne (Terrasse) nach hinten. So habe ich dann zusätzliche Bretter angebracht, sodass der Boden auch wieder von vorne nach hinten gerade ist, um dann irgendwann herauszufinden, dass er nun nicht mehr von links nach rechts gerade ist. Es hat mich halt Tage gekostet, bis ich diesen Boden wieder einigermaßen gerade bekommen habe und es ist erschreckend, wie tief der Boden bei den Wänden abgesunken ist. 🤯

Am Freitag versuchten wir drei dann noch einen neuen Baumstamm aufzurichten, der als Stütze für die eine Terrasse genutzt werden soll. Es war mal wieder Unterhaltung pur, wenn sich Jenny und David gegenseitig irgendwelche Ideen vor dem Kopf werfen und sich etwas in den Haaren haben. Am Ende haben wir es nicht geschafft (ich bin der Meinung, wir könnten es mit der richtigen Technik schaffen) und David und Jenny wollen nun den einen Nachbarn (bei dem ich die Holzspäne abgeholt hatte) fragen, ob er mit seiner Maschine helfen kann. David war so genervt von den gescheiterten Versuchen, dass er dann auch gesagt hat: Wir haben schon so viel Geld in das Haus hier gesteckt, da machen die 400 CAD jetzt auch keinen Unterschied mehr. Wo er recht hat. 😂

Und das war es auch schon arbeitstechnisch. Weiterhin kann ich nur sagen, dass der Winter nun wirklich immer mehr voranschreitet. In der Sonne ist es zwar angenehm, aber die Morgenstunden sind nicht ganz so angenehm. Der Nebel verschwindet meistens erst gegen zehn Uhr, sodass es kaum wärmer wird.....leider starten wir manchmal mit minus sechs Grad Celsius in den Tag. Vor allem wird es am Nachmittag dann mit der Sonne trotzdem über 20 °C. Kanada – Das Land der großen Temperatursprünge. Den voranschreitenden Winter erkennt man langsam auch in der Tierwelt. Die Hasen verfärben sich wieder und ich würde sagen ihr Winterfell ist zu ca. 30 % - 40 % geladen. 😅 Auch die Kojoten kommen aus den Bergen runter. Irgendwie sind sie in den kälteren Monaten viel aktiver bzw. höre ich sie mehr. Am Freitagmorgen waren die so unfassbar laut, als würde das Rudel direkt vor meiner Kabine gewesen sein. 😅 Keine Ahnung, was die da gejagt haben.

Sonst habe ich gerade noch den Flug nach Vancouver gebucht, was der erste Schritt Richtung Deutschland ist. Dieses Thema nimmt immer mehr Platz in meinen Kopf ein, was wiederum nicht schlecht ist, da ich mich jetzt langsam mit dem Abschied konfrontieren muss, aber ich merke natürlich, wie mir das auf den Magen schlägt. Aber irgendwann muss es einfach sein.

Bevor ich jetzt hier noch die fünfte Seite anfange und es doch zu viel zum lesen wird, beende ich den Blog und wünsche dir noch ein schönes Restwochenende.

Samuel🙌

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