Veröffentlicht: 05.08.2022
Schon nach meinem Abitur wollte ich damals ein Jahr im englischsprachigen Ausland verbringen, um meine Defizite zu minimieren. Damals habe ich diese Reise nicht angetreten, auch aufgrund mangelnden Muts, sodass ich mir nun gesagt habe, dass ich nach Beendigung meines Referendariats noch mal den Schritt wagen möchte und ein Jahr im Ausland zu verbringen. Noch dazu steht uns doch die Welt offen und wir können überall hinreisen, also warum diese Chance nicht ergreifen.
Als sich die Idee festigte, habe ich nach geeigneten Ländern geschaut und habe mich dann für Kanada entschieden (so gegen Oktober, November 2021). Warum?
1) Wollte ich das Jahr außerhalb Europas verbringen.
2) Sollte in diesem Land Englisch gesprochen werden.
3) Ist die Landschaft in Kanada höchstwahrscheinlich ein Traum!
Aber nun stand erst einmal eine andere Herausforderung an - die Staatsprüfung. Nachdem ich diese erfolgreich absolviert und somit meine Ausbildung endgültig abgeschlossen hatte, konnte ich mich nun auf die Vorbereitung meines Auslandsjahres fokussieren.
Dazu musste ich mich als Erstes über die kanadische Botschaft in einem „Pool“ bewerben. Mit dieser Bewerbung gelangt man in einen „Lostopf“, denn die Visa für Deutschland sind begrenzt. Aktuell können zwischen 4.000 – 4.500 Visa vergeben werden. In gewissen Zeitabständen werden dann verschiedene Bewerber*innen durch Zufall gewählt. Die erste positive Nachricht war die offizielle Einladung, die man annehmen muss. Ich war darüber schon etwas überrascht, denn eigentlich sollte solch eine Planung ein Jahr vorher beginnen.... na ja, wie man sieht, reichen auch 5 Monate. Anschließend hat man 30 Tage Zeit, alle Dokumente einzureichen. Die einzige Ausnahme ist die medizinische Untersuchung. Aufgrund der wenigen Terminmöglichkeiten reicht hier ein Nachweis über die Terminvereinbarung.
Die Unterlagen für die Bewerbung sind zu ca. 80% einfach zu besorgen und auch innerhalb der 30 Tage machbar, aber dann gab es dort auch noch die biometrische Registrierung (Nur in Berlin und Düsseldorf möglich) und die medizinische Untersuchung (nur in Berlin, Frankfurt a.M. und München möglich und kostet dezente 300€ für Urin und Blutprobe). Nachdem der zu untersuchende Arzt gesagt hat, dass mein Körper „Tippitoppi“ ist (dafür zahle ich gerne so viel Geld), hat er mir mitgeteilt, die Dokumente nach Kanada zu schicken. Allerdings habe ich in meinem Account nie den Nachweis gesehen und dann teilte mir noch die kanadische Botschaft mit, dass meine Frist bald abläuft und meine medizinische Untersuchung noch fehle. Nach einer Rücksprache mit der Praxis und wiederholter Zusendung der Dokumente änderte sich an dieser ungünstigen Situation leider jedoch nichts. Dann kam der absolute Horror. Meine Frist war abgelaufen und somit wäre ich eigentlich aus dem Verfahren raus, denn auf das Visum darf man sich nur einmal im Leben bewerben. Meine Nerven lagen da natürlich blank.... all die Zeit, die Nerven und das Geld für nichts? Glücklicherweise hat mir die kanadische Botschaft noch einmal 14 Tage gegeben. Ich habe mich dann dazu entschlossen, einfach alle Dokumente, die ich hatte, einzuscannen und abzuschicken. Entweder war das die Lösung oder die Praxis hatte nun meine Dokumente versendet – egal - denn nun waren alle erforderlichen Dokumente vorhanden.
Und dann ENDLICH, am 18.06.2022 habe ich mein „Correspondence Letter" (POL) erhalten. Mit diesem Schreiben habe ich nun ein Jahr Zeit, in Kanada einzureisen, wodurch mein Visum aktiviert wird. Hierbei besteht zwar immer noch die Gefahr, dass am Flughafen mein Visum nicht ausgestellt wird, aber davon gehe ich jetzt einfach mal nicht aus.
Als Startzeitraum habe ich mir Ende August gesetzt und nun ging es an die Planung der ersten Farm, denn ich möchte von Farm zu Farm ziehen, um einerseits mein Englisch zu verbessern und andererseits erlerne ich auf den verschiedenen Farmen die verschiedensten Kompetenzen, sei es im landwirtschaftlichen, handwerklichen oder sozialen Bereich.
Über eine Organisation hatte ich Zugriff auf ca. 700 Farmen, die zeitweise Reisende aufnehmen. Nach einigen Absagen kam dann am 30.07.2022 endlich meine erste Zusage, sodass ich nun alles weiter planen konnte – Flug, Verträge, Versicherung, ....
Das war schon einmal ein ziemlich langer Text, sorry dafür!
Ich hoffe, er war nicht zu monoton gehalten.
Ich werde mich bald wieder melden, außer ich begegne einen Bären, dann sieht es schlecht aus.
Bis dahin.
Samuel