Veröffentlicht: 18.01.2022
Am 07. Dezember ging es für uns von New York nach Veracruz. Unser Womo sollte ebenfalls an diesem Tag in Mexiko ankommen. Durch die Routenverfolgung von Marine Traffic wußten wir, dass das nicht der Fall sein wird. Aber wir waren guter Dinge, dass es nicht all zu lange nach uns im Hafen eintreffen wird.
Für uns ging es aber nun erst einmal quer durch den New Yorker Nah- und Fernverkehrsdschungel. Die Penn-Station war noch einmal eine ganz andere Ansage, als die bisherigen Bahnfahrten in NY. Selbst W. sagte irgendwann „das ist aber ein Abenteuer, Mama“. Gott sein Dank haben wir auch dieses gemeistert und saßen endlich im Zug zum Flughafen Newark. Wie es in einem Zug üblich ist, wurden die Haltestellen laut und deutlich angesagt - NICHT. Ich, Caro, saß also auf dem Sprung, während es sich Mathias mit unserem gesamten Gepäck bequem machte. Drei Rucksäcke, ein Kind, drei Jacken, zwei Pullover und zwei Erwachsene lassen sich natürlich fix an einem Bahnhof aussteigen, welcher erst erkannt wird, sobald der Zug schon fast wieder los fahren möchte… Wir haben es (natürlich) geschafft und waren endlich am Flughafen angekommen. Bis zum Abflug waren es noch 1 1/2h. Es gab ein amerikanisches Frühstück für viel Geld. Vom Geschmack sprechen wir an dieser Stelle mal nicht.
Abflug. Die Maschine war nicht voll und daher nutzte ich, Caro, eine Reihe zum schlafen. Mathias und W. schauten einen Film. Vier Stunden später flogen wir über den Dschungel in Richtung Landebahn. Beeindruckend. So viel Grün. Erster Halt - Cancun.
Die Zollformalitäten gingen recht schnell, wobei wir schon ein kleiner Sonderfall waren, denn wir wollten ein Visum für sechs Monate und nicht die „üblichen“ drei. Dies taten wir auch direkt kund. Zeigten unsere Autoversicherungs- und Verschiffungsunterlagen. Herausfordernd für den Beamten war es, dass wir keine Buchung für die Ausreise hatten. Also einen Rückflug oder eine Hotelbuchung für die USA. Wir unterhielten uns mit ihm und seinem Kollegen nett. Die beiden Männer waren sehr freundlich. Am Ende bekamen wir den Stempel und sie sagten uns noch, dass sie selbst noch nie so ein langes Visum ausgestellt haben und, dass wir unbedingt ausreisen sollen, sonst haben nicht nur wir ein Problem, sondern auch sie.
Fix das Gepäck geholt, den Drogenspürhund passiert und raus aus dem Flughafen.
Es war warm. Klar. Wußten wir. Es war sehr warm. Wußten wir auch. Es war heiß - unerträglich heiß. Vor der Ankunftshalle zogen wir, natürlich zunächst W. um. Ich, Caro, hätte gern die Schuhe gewechselt, aber wohin mit dem ganzen klobigen Gepäck. Also stopften wir wenigstens unsere Jacken in einen Rucksack. Unser Anschlussflug ging erst am Abend, wir hatten über 5 Stunden Aufenthalten. Genug Zeit um etwas kühles zu trinken und die Beine im klimatisierten Flughafen zu vertreten. Denkste.
Wir standen 2 1/2h in der Schlange zum einchecken. Stimmung. Als wir das hinter uns hatten, wollten wir nur noch das Gepäck irgendwo abstellen und uns auf dem Marmorboden abkühlen. NÖ. Da war noch ein Covid-Formular, welches ausgefüllt werden wollte und das natürlich drei Mal. Mathias kümmerte sich und W. und ich lagen in irgend einer Ecke und jammerten. Nach einer ganzen weiteren Stunde hatten wir es in den Abflugbereich geschafft. Fanden ein Plätzchen und Zeit für ein kühles Getränk und etwas zu essen. Tja und dann? Ja, dann ging es auch schon zum Boarding für den letzten Flug nach Veracruz. Gott sein dank hatten wir keine Langeweile.
Wir flogen 2 1/2h durch die Zeitverschiebung. Zum Start wurde Klassische Musik gespielt und W. schlief natürlich im Landeanflug ein. Jetzt ging alles super schnell. Mussten keine Warteschlangen am Zoll durchlaufen. Wir waren innerhalb von 10 Minuten aus dem Flughafen im Taxi und kamen verschwitzt, müde aber glücklich im Hotel an. Natürlich gab es noch ein kleines Bierchen mit Blick in den Hafen und dann fielen wir alle müde ins Bett.
Die nächsten Tage verbrachten wir damit, die Augen zu öffnen und in den Pool zu springen. Uns etwas zu essen zu suchen und langsam anzukommen. Das Hotel ist nett. Gut gelegen und der Pool unser Highlight. Einzige Herausforderung. Wir, also die Eltern, hatten natürlich die Badesachen vergessen. Da die mexikanische Bevölkerung scheinbar eh mit Sachen baden geht, fielen wir in unserer Unterwäsche nicht ganz so auf. Dies haben wir allerdings ein paar Tage später - Walmart sei dank - geändert. Fanden es selbst doof.
Wir haben jeden Tag bisschen mehr spanisch gelernt und unser Vokabelheft gefüllt. Stolz wie Bolle bestellten wir direkt auf spanisch. War es wirklich spanisch? Die Kellnerin schaute uns an, als hätten wir arabisch gesprochen. Ok. Läuft nicht. Haben ja noch 6 Monate.
Wir kamen jeden Tag mehr in Mexiko an, was tatsächlich gar nicht so schwer war. Die Zeitumstellung hatten wir in NY verarbeitet und die eine Stunde mehr tat nicht weh. Allerdings hatten wir große Sehnsucht nach zu Hause und als die Nachricht unserer Agentin kam, dass das Schiff erst am 13.12.21 einlaufen würde und wir wußten, dass die Prozedur ca. eine weitere Woche dauern würde, waren wir traurig. Sehr traurig. Wir wollten einfach nur noch nach Hause. Natürlich gingen auch die weiteren Hotelübernachtungen sowie das ständige Essen gehen ins Geld. Unser Reisebudget hatte zwar einen kleinen Puffer, aber am Ende haben wir doch mehr benötigt für die Zeit in Veracruz als eingeplant.
Endlich war es soweit unser Schiff kam. Wir waren so aufgeregt und sehr emotional als es einlief. Endlich. Nun war unser Womo nur noch ein paar km von uns entfernt. Wir liefen natürlich im Hafen schauen, ob wir es sehen. Taten wir nicht. Mathias kümmerte sich mit der Agentin um das „Rausholen“. Es war nicht schwierig und die Verständigung funktioniert auch sehr gut. Eine Mischung auf Englisch und Spanisch.
Am 17.12.21 fuhr Mathias morgens in den Hafen, um den Drogenspürhund durchs Womo zu lassen. Wir hatten die Hoffnung das Womo direkt mitnehmen zu können. Leider nicht. Das ganze Wochenende mussten wir warten. Montag, 20.12.21, haben wir dann die erlösende Nachricht bekommen, wir können das Womo abholen. Mathias durfte allerdings nur allein fahren. Ein bisschen mulmig war mir schon. Das Fahren in Mexiko ist schon eine etwas andere Geschichte und dazu noch fremd und eben Mathias, welcher sich gern z. B. nur von einem kleinen Vogelgezwitscher ablenken lässt. Gut. Musste ich durch und vertrauen. W. und ich saßen wie auf heißen Kohlen im Hotel und schauten aus dem Fenster. Nach 10 Runden Ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst und Wolkenbilder erraten kam Mathias um die Ecke. Yeeeeaaahhhh! Die Sachen waren natürlich schon gepackt. Wir schnappten uns was wir tragen konnten und liefen runter. Das war ein Gefühl. Endlich zu Hause. W. sprang sofort in ihr Zimmer und fragte ihre Kuscheltiere wie die Reise war. Wir waren einfach nur glücklich. Nun konnte es endlich richtig losgehen. An diesem Tag sind wir nicht mehr los. Haben so viel es ging verstaut und vorbereitet. Parkten unser Womo auf dem Hotelparkplatz und genossen unseren letzten Abend in Veracruz inkl. Weihnachtsparade.
Am 21.12.21 starteten wir ganz früh ohne Frühstück los. Ziel war es einzukaufen, Gas aufzufüllen, Wasser und Co. Auf dem Walmart Parkplatz gab es Frühstück und zur Feier des Tages Lebkuchen und Plätzchen, welche wir im Womo verstaut hatten. Der Tag verging wie im Flug. Es war schon recht spät, als wir endlich aus Veracruz Stadt raus waren. Wir hatten uns über eine App einen freien Stellplatz an einem Fluss rausgesucht. Dies waren ca. 1 1/2h fahrt. Unser Womo fuhr mit uns seine ersten km auf mexikanischen Boden. Wir fuhren durch üppige grüne Wälder. Wir inhalierten die Pflanzen. Veracruz war jetzt nicht der grüne Tempel. Wir passierten die ein oder andere Mautstelle - manchmal fragten wir uns wofür Maut bezahlt werden musste, denn die Straßen waren doch an der ein oder anderen Stelle mehr als schlecht. Ich würde fast sagen, schlimmer als in Marokko. Jedenfalls die Mautstraßen. Gegen späteren Nachmittag kamen wir in Tlacotalpan an. Der Platz ist ok. Wir hatten den Fluss auf der einen Seite und die Straße auf der anderen sowie einen Feuerwerksverkauf direkt hinter unserem Womo. Egal. Wir blieben. Tranken unseren ersten Kaffee, räumen weiter ein. W. galoppierte mit Lieselotte über den Platz und baute sich einen Springparcour. Wir merkten alle das wir erleichtert, glücklich und wieder zu Hause angekommen waren. Zum Abendessen gab es Nudeln mit Tomatensoße und unser Kind ging selig in ihr Bett.
Schauen wir mal, wie unsere erste Nacht im Womo auf einem mexikanischen Parkplatz verlaufen wird, nach dem der erste Knaller explodierte.