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Die Wellen rufen

Veröffentlicht: 27.11.2020

Zwei Monate bin ich nun schon in Costa Rica und die letzten Wochen sind an mir vorbeigeflogen wie ein Schwarm Sittiche, bei dem das Geschrei ein wenig länger braucht als die pfeilschnellen grünen Vögel.        Genauso realisiere auch ich immer erst ein wenig später wie schön hier viele Tage eigentlich sind.

Ich habe ein paar nette Amerikaner kennengelernt, die mich öfters zu sich ins Ferienhaus einladen. Dem Klischee folgend finden sie alles "awesome" oder "amazing" und wenn sie etwas richtig toll finden nennen sie das "absolutely insane". Anscheinend war meine kostenlose Führung über die Arastation "absolutely insane". Und für den nächsten Abend, an dem wir im Sonnenuntergang wunderschön glatte Wellen gesurft sind und danach noch in ein er Strandbar waren mussten sie sich wohl neue Adjektive ausdenken.

Im Moment gehe ich jeden Tag surfen. Manchmal fünf Stunden am Tag, manchmal aber auch nur eine Stunde, nachdem ich Touristen über die Station geführt habe. Letztens bin ich sogar für eine Stunde nach unten gerannt und dann noch die zwei Kilometer mit dem Brett unterm Arm zum Strand gejoggt, weil mein Fahrrad kaputt war. Und das nur, weil Duaro mir geschrieben hat, er würde sich ein wenig verspäten. Seit Tagen hatten alle Surfer nur noch darüber geredet, was für ein großer Swell an dem Tag kommen würde. Wahrscheinlich wurde dieser durch den Orkan in Nicaragua verursacht. Drei Meter hohe Wellen überspülten den gesamten Strand, teilweise bis in den Wald hinein. Ich brauchte vier Versuche, um mich zu den anderen Surfern durch die Brandung zu kämpfen, doch es lohnte sich. Ich paddelte über richtige Hügel und spürte die Gischt von hinten über mich hinwegziehen. Zwei Wellen bin ich gesurft und dann wieder den ganzen Weg zurückgelaufen, um nach der Arbeit noch einmal zurückzukommen, wenn die Wellen mich zurückriefen.

Bei den Amerikanern im Ferienhaus habe ich auch Carlos kennengelernt. Er ist einer der besten Surfer Costa Ricas und hat schon so manche Surfcontests gewonnen. Egal wie schlecht die Wellen sind, er nimmt immer genug speed auf, um am Ende einen "Air" also einen hohen Sprung mit einer 360 Grad Drehung zu machen. Alle anderen Surfer schütteln nur den Kopf, wenn sie das sehen. Carlos ist nur 1,50 Meter groß und seine Arme sind glaube ich fast so Stark wie seine Beine.

Aber auch die Arbeit macht weiterhin Spaß. Mit dem Quad fahren wir immer an unterschiedliche Orte, so bekomme ich einiges von der Gegend hier mit. Diese Woche haben wir einen neuen Nistkasten gebaut und einen alten abgehängt. Es ist ganz schön schwierig eine ein Meter hohe mit Holz verkleidete Plastiktonne in eine 40 Meter hohe Baumkrone zu bekommen. Aber mit vereinten Kräften waren wir ziemlich schnell Fertig und konnten von dort oben noch ein wenig den  Ausblick bis nach Panama (!) genießen. 

Obwohl es jetzt immer häufiger regnet, mache ich jeden Tag so viel, dass ich Abends keine Energie mehr habe, das alles aufzuschreiben. Ich habe gehört, dass manche andere Freiwillige vor mir höchstens alle zwei Tage den Berg hinunter gelaufen sind, um etwas zu erleben. Ich glaube ich habe erst ein mal in den letzten zwei Monaten den gesamten Tag oben auf der Station verbracht, obwohl ich ganz schön viel zu tun habe. Aber es wäre doch schade, wenn ich am Ende nicht das Bestmögliche aus meiner Zeit hier herausgeholt hätte. Auch wenn das für mich eher heißt, die bestmöglichen Wellen gesurft zu sein und die bestmöglichen Früchte gegessen zu haben.


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