Veröffentlicht: 09.12.2020
Am Wochenende haben mich Emily und Enrique, die Inhaber des Projekts, zu einer Zoomkonferenz des World Parrot Trust Fonds zu sich nach Hause eingeladen. Als ich dort vor dem Bildschirm saß, fiel mir auf, wie lustig das eigentlich ist. Etwa 40 Papageiennerds aus aller Welt saßen vor ihren Computern, manche neben Käfigen oder umgeben von Papageienbildern, und sahen sich eine einstündige Präsentation darüber an, welchen Einfluss der Standort eines Nistkastens für Gelbstirnamazonen in Belize auf den Bruterfolg hat, als wäre es das Fußballweltmeisterschaftsfinale. Zumindest weiß ich jetzt, dass die Gelbstirnamazonen in Belize gerne in höheren Bäumen Nisten um potenzielle Feinde frühzeitig zu erkennen. Aber wir mussten schmunzeln, als wir sahen, dass die Forscher aus dem Projekt ihre Nistkästen mit normalen Leitern in fünf Metern Höhe aufhängen. Wahrscheinlich werden die Vögel dort deshalb häufig gewildert. Bei unseren teilweise vierzig Meter hohen Nistkästen kommen Wilderer wohl nicht so einfach an die Küken.
Gestern bin ich mit Duaro zu dem einzigen Nest gefahren, in dem sich zur Zeit ein geschlüpftes Küken befindet. Bei einem Routinecheck mussten wir feststellen, dass die Federn von Läusen stark beschädigt worden waren. Deshalb müssen wir nochmal mit einem speziellen Spray vorbeikommen, damit der Jungvogel keine Probleme bei seinen ersten Flugversuchen haben wird.
So langsam habe ich das Gefühl, mein Körper braucht mal eine Auszeit von der körperlichen Arbeit. Seit zehn Wochen habe ich nicht einmal länger als bis sieben geschlafen und teilweise habe ich zehn Stunden am Tag gearbeitet. Ich bin der Mann für alles. Füttern, sauber machen, Seile schleppen, klettern, harken, Mandeln sammeln, Mandeln schälen, Nester bauen, Besucher herumführen, einkaufen. Wenn ich dann noch surfen gehe, komme ich an meine Grenzen. So auch am Sonntag, als ich mir irgendwie beim Surfen eine Rippe geprellt habe. Das war wohl das Zeichen, mal einen Gang zurückzufahren.