Veröffentlicht: 29.12.2020
Die letzten drei Wochen waren ausnahmsweise mal nicht so paradiesisch. Leider hatte ich eine Kette von Unglücksfällen.
Zuerst hatte ich nach dem Surfen eine Blockade an der Brustwirbelsäule. Deswegen habe ich mir ein paar Tage freigenommen, die ich in einem Hostel am Strand verbracht habe. Dann ist mir jedoch aufgefallen, dass meine Visakarte nicht mehr in meinem Portemonnaie war. Wie sich später herausstellte, hatte ich diese im Bankautomaten steckengelassen. Als ich in den Supermarkt ging, um nachzufragen, ob die Karte dort sei, erzählte man mir, dass der Automat seit drei Tagen durch meine Karte blockiert sei. Dazu muss man wissen, dass es in ganz Puerto Viejo nur drei Bankautomaten gibt. Ein anderer war schon kaputt, das bedeutet, dass es in Puerto Viejo meinetwegen nur noch einen einzigen funktionierenden Bankautomaten gab. Zuvor war mir schon aufgefallen, wie lang die Schlange vor diesem letzten Bankautomaten war. In der Nacht wurde ich dann von einem Alptraum geweckt. Ich träumte, dass die Menschen in Puerto Viejo meinetwegen nicht nur bargeldlos waren, nein auch das Coronavirus breitete sich durch die lange Schlange vor dem Automaten rasend schnell aus. Und wer war Schuld? In meinem Traum zeigte die Frau aus dem Supermarkt auf mich und ich wurde von der ganzen Stadt verfolgt. Meine Visakarte habe ich bis jetzt noch nicht zurück.
Als ich dann nach ein paar Tagen zurück auf der Station war, konnte ich wegen meines Rückens kaum mithelfen. Als ich dann auch noch wegen einer vermeintlichen Erkältung geschwächt war musste ich untätig zuschauen, wie alle um mich herum arbeiteten. Dann kamen zwei neue Freiwillige auf die Station. Eine aus Deutschland und eine aus Costa Rica. Beide sind sehr nett. Abends haben wir alle zusammen gekocht und dann habe ich plötzlich bemerkt, dass ich gar nichts mehr schmecke von der eigentlich sehr leckeren Tomatensoße, die ich davor selbst gemacht hatte. Und dann fiel es mir von Schuppen vor den Haaren. Ich war womöglich mit dem Coronavirus infiziert und hatte bestimmt gleich eine Handvoll Menschen angesteckt. Am nächsten Tag fuhr ich in die Klinik und ließ mich testen. Danach zog ich für eine Quarantäne ins Haus der Inhaber des Projekts und tatsächlich: Ich wurde positiv getestet. Jetzt bin ich am Ende der Quarantäne angelangt und zum Glück zeigt niemand meiner Kontaktpersonen Symptome. Doch die Weihnachtstage musste ich allein verbringen. Zumindest hatte ich den Wachhund, mit dem ich ein bisschen den Dschungel um das Haus herum erkundet und Fotos von den zahlreichen Affen gemacht habe.
Ich finde es sehr schade, dass sich diese Kette von Unglücksfällen gerade als meine Freundin Marlene und die anderen Freiwilligen kamen ereignet hat, aber zum Glück habe ich ja noch zwei Monate, bevor ich wieder zurück nach Deutschland fliege. Zwei Monate, in denen ich wieder auf Hochtouren versuchen kann, das Beste aus meiner Zeit hier herauszuholen